20 Künstler aus der Region Würzburg können eine Woche lang auf über 600 Quadratmetern ihren Ideen freien Lauf lassen. Das Kopfgebäude der ehemaligen Shoppingmall auf dem Gelände der einstigen Leighton Barracks am Hubland, steht dieses Jahr für das Würzburger Streetmeet zur Verfügung. Bei der einwöchigen Graffiti-Aktion besprühen Künstler seit 2013 jedes Jahr freie Flächen im Würzburger Stadtgebiet.
Ingolf Stöcker ist verantwortlich für das Kulturprogramm der Landesgartenschau (LGS). Er hatte bereits bei seiner früheren Arbeit am Mainfranken Theater Kontakt mit den Künstlern von Streetmeet. Daher hatte er die Idee, auch für die Landesgartenschau eine Zusammenarbeit mit den Künstlern zu starten. Zum Konzept der LGS passt das etwas ungewöhnliche Graffiti sehr gut. „Wir wollen mit der Landesgartenschau 2018 auch ein anderes Publikum ansprechen, vor allem viele junge Leute und allgemein einige Dinge etwas anders gestalten“, sagt Stöcker über die Zusammenarbeit mit Streetmeet.
Das Motto der LGS 2018 lautet Zeitreise – die Gebäude des ehemaligen Geländes der US-Soldaten sind dabei in gewisser Weise Zeitzeugen. Sie dürfen und sollen aber natürlich auch modern gestaltet werden und schaffen so den Bezug zum heutigen Leben, so Stöcker. Die Nordseite des Gebäudes wird dennoch nicht von den Künstlern besprüht. Sie ist direkt vom Hangar aus zu sehen und soll als Verbindung zur „alten Welt“ des Geländes unangetastet bleiben.
Große künstlerische Freiheit bei der Arbeit
„Wir gehen völlig frei und ohne konkreten Plan an unsere Arbeit hier heran“, sagt Christoph Ulherr, der die Organisation von Streetmeet vor zwei Jahren übernommen hat. Zusammen mit zwei Kollegen kümmert er sich um die Absprache zwischen den Künstlern und mit den Organisatoren der LGS. Und natürlich sprüht er auch selbst. Die Freiheit, die sie bei der Arbeit mit Streetmeet haben, schätzen die Künstler besonders. Anders als bei Auftragsarbeiten sehen auch sie selbst erst am Ende, was bei der Aktion herauskommt.
In diesem Jahr stammen alle Künstler aus der Region Würzburg. In den Jahren zuvor haben auch Sprayer aus dem Ausland am Streetmeet teilgenommen. Durch die Kooperation mit der Landesgartenschau wurden die Künstler dieses Mal aber bewusst lokal ausgewählt. Sie alle sind auch in ihrem Alltag kreative Köpfe und arbeiten als Grafikdesigner, Tätowierer oder Illustratoren. „Uns verbindet die Leidenschaft zum Sprühen“, so Ulherr über die Künstler.
Graffiti: mehr Arbeit als man denkt
„Oft höre ich, du machst das ja gerne, das muss dann doch reichen“, erzählt Ulherr von einem generellen Missverständnis bei der künstlerischen Arbeit. Trotzdem bräuchten die Künstler natürlich viel Zeit und Mühe für ihre Arbeit und die Farben seien auch teuer. Die Landesgartenschau stellt den Künstlern Material und Verpflegung zur Verfügung, ein gesondertes Honorar gibt es jedoch nicht. „Das ist in diesem Fall aber völlig in Ordnung, die Arbeit hier macht richtig viel Spaß und wir können wirklich mal machen, was uns gefällt“, sagt Ulherr.
An diesem Sonntag wollen die Künstler fertig werden – wenn ihnen der Regen keinen Strich durch die Rechnung macht. „Donnerstag und Freitag war es leider ziemlich ungemütlich“, so Ulherr. Die Farben seien zwar robust und würden auch bei Regen trocknen. Die Künstler seien aber natürlich irgendwann durchgefroren.
Interessierte können sich die Graffitis auf dem Gelände der Landesgartenschau jederzeit anschauen. Das Gebäude befindet sich am Ende der Magdalene-Schoch-Straße am Hubland, neben dem Technologie- und Gründerzentrum (TGZ). Außerdem werden die Kunstwerke natürlich im nächsten Jahr als Teil der Ausstellungen der Landesgartenschau für alle zugänglich sein.