300 Quadratmeter Farbexplosion. Wo vorher eine düstere, überwucherte und schadhafte Wand stand, glänzt jetzt ein hippes Friedensprojekt. Mit einer groß angelegten Graffiti-Aktion gegen Rassismus hat das Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ein weiteres, kunterbuntes Statement gesetzt. Zahlreiche Schüler von fünf Würzburger Schulen und fünf professionelle Streetart Künstlerinnen und Künstler entwickelten für die Mauer am Mittleren Ring vor dem Anbau der David-Schuster-Realschule ein großes Bild mit Botschaft.
Ein utopisches „Happyland“ in Blumen
„Stopp Rassismus“, ist da auffällig zu lesen, während ein Regenbogen schwungvoll auf eine schwarz-weiße Fläche schwappt. Die Mädchen und Jungen haben sich ganz unterschiedliche Szenen einfallen lassen. Eine Weltkugel mit vereinten religiösen Symbolen, ein utopisches „Happyland“ in Blumen, küssende Aliens und grinsende Eier: „Eier sind von außen zwar dunkel oder hell – was drinnen steckt, ist aber immer gleich“, erklärt ein Schüler das Bild. Oder eine Mus-Maschine, die, nachdem der „Love“-Knopf gedrückt wurde, unter Zugabe von „Gehirn“ Rassismus schreddert und bunte Gläser produziert, auf denen „We love diversity“, wir lieben Vielfalt, steht.
Begeisterte Bürgermeisterin
Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake zeigt sich begeistert: „Überall auf der Welt ist ein Mensch ein Mensch“, sagt sie, „und wir müssen mit Worten alles dafür tun, dass das niemand vergisst.“ Die Schüler haben ihren Spaß dabei. Da werden eifrig Spraydosen geschüttelt, Mundschutzmasken festgezurrt und lange Linien mit schmalen Pinseln gezogen. Auch die ein oder andere Hatz ist dabei – und die Farbe landet nicht nur auf der kostenintensiv vorbereiteten und grundierten Wand, sondern auch auf T-Shirts und, mit Vorliebe, auf Schuhen.
„Nicht alles ist Friede, Freude, Eieierkuchen“
An den ernsten Hintergrund der Aktion erinnert Stefan Lutz-Simon, Leiter der Jugendbildungsstätte Unterfranken. „Wir tun oft so, als ob hierzulande alles immer Friede, Freude, Eierkuchen wäre“, sagt er, „aber das stimmt nicht. Es gibt Rassismus.“ Für eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema haben Experten mit den teilnehmenden Schülern in Workshops zum Thema Rassismus-Prävention abgehalten. „Es ist wichtig, sich zu engagieren“, sagt eine Schülerin: „Mir hat gefallen, Politisches künstlerisch auszudrücken.“
Die Aktion wurde vom Bundesprogramm „Demokratie leben! – Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ sowie vom Bayerischen Jugendring finanziert. Koordiniert wurde das Projekt vom Fachbereich Schule der Stadt Würzburg.