Grundstücksgeschäfte haben immer etwas von einem Pokerspiel. Erst recht, wenn es um eine Zwangsversteigerung geht. Wer wann seine Karten offen auf den Tisch legt, ist reine Taktik.
So auch gestern in einem der schlichten Sitzungssäle des Amtsgerichts in der Bad Mergentheimer Straße in Würzburg. Um 1029 Uhr beginnt die von Rechtspfleger Peter Pillipp ausgerufene Bieterstunde zum Gelände der insolventen Gärtnerei in Ochsenfurt. Etwa eine Viertelstunde später das erste Gebot: 315 000 Euro. Abgegeben vom Bevollmächtigten der einstigen Seniorchefin der Gärtnerei, die auf einem nicht von der Zwangsversteigerung betroffenen Nachbargrundstück lebt.
315 000 Euro - das ist rechtlich genau das Mindeste, was laut Rechtspfleger Pillipp geboten werden muss. Weitere zehn Minuten vergehen bis zum nächsten Gebot: 629 000 Euro, abgegeben von der HypoVereinsbank. Sie ist Hauptgläubigerin und bestimmt damit wesentlich über Wohl oder Wehe in dem Verfahren.
Doch wie der Bevollmächtigte der Bank, Wolfgang Brätz, nach der Verhandlung gegenüber der MAIN-POST sagte, diente das Angebot nicht dazu, die beiden zusammenhängenden Grundstücke (insgesamt 0,82 Hektar, Verkehrswert: 1,05 Millionen Euro) zu erwerben. Brätz ging es allein um die Taktik: Mit den 629 000 Euro wolle die Bank zeigen, was sie mindestens für das Areal zwischen neuer Mainbrücke und Malzfabrik haben will. Es war dies das erste Mal, dass die HypoVereinsbank in dieser Hinsicht die Karten auf den Tisch legte.
Als um 11 Uhr die Bieterstunde zu Ende geht, folgt der nächste taktische Schritt: Brätz lässt namens seiner Bank das Verfahren wieder platzen, weil er sein eigenes Angebot nicht akzeptiert. Das ist rechtlich in Ordnung und hat zur Folge, dass es nun zu einem weiteren Versteigerungstermin kommen kann. Bis dahin kann es laut Rechtspfleger Pillipp im Extremfall fast ein ganzes Jahr dauern. Ob dann aber die Immobilie über den Tisch geht, sei offen. Unter Umständen könne das "eine Endlos-Geschichte" werden.
Das teilweise bebaute Greb-Areal war in der Vergangenheit immer wieder in Verbindung gebracht worden mit dem Bau eines Ärztehauses, einer Veranstaltungshalle oder einer Erweiterung der Zuckerfabrik. Nichts davon wird wohl Realität werden. Für das Ärztehaus zum Beispiel ist mittlerweile ein Grundstück am Dümmersberg im Gespräch (wir berichteten). Das Insolvenzverfahren über die Gärtnerei wurde im Juli 2005 eröffnet. Zwangsversteigerungen fanden bereits im November 2005 und Februar 2006 statt - ohne Erfolg.