„Schwanger? Dann bitte sofort raus aus dem Klassenzimmer! Mappe zusammenpacken! Und schnellstens nach Hause!“ So ähnlich dürften derzeit Gespräche zwischen bayerischen Schulleitern und schwangeren Lehrerinnen ablaufen. Denn Bayerns Kultusministerium stellt als präventive Maßnahme aufgrund der Grippewelle ab sofort und zwar bis zu den Osterferien schwangere Lehrkräfte, Schülerinnen und Verwaltungsangestellte von der Unterrichtstätigkeit frei.
Neue arbeitsmedizinische Einschätzung
„Das Ministerium nimmt damit in dieser Sondersituation seine Verantwortung für die Lehrerinnen mit ungeborenen Kindern wahr – es ist das Anliegen, das Ansteckungsrisiko zu senken“, heißt es in einer Pressemitteilung des Ministeriums. Das Ministerium beziehe sich bei seiner Entscheidung auf eine neue arbeitsmedizinischen Einschätzung des Instituts für arbeits-, Sozial- und Umweltmediziner des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München, erklärte auf Anfrage der Sprecher des Kultusministeriums, Ludwig Unger. Die Frage, wie viele schwangere Frauen im Schulbereich von der neuen ministeriellen Entscheidung betroffen sind, konnte Unger am Freitag nicht beantworten.
Die Schulen sowie das Bildungs- und Wissenschaftsministerium wollten den Unterricht trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen bestmöglich sicherstellen, heißt es. Dazu greifen sie – je nach Situation und Schulart – auf vorgesehene Instrumente und schulhausinterne Maßnahmen zurück.
Verbleibende Lehrer arbeiten mehr
Das Bildungs- und Wissenschaftsministerium hat auch zusätzliche Maßnahmen getroffen, so dass die Lehrkräfte, die den Kontakt zwischen den Grundschulen und weiterführenden Schulen sicherstellen und dafür weniger Unterrichtsverpflichtung haben, für diesen Zeitraum voll im Unterricht an ihrer Stammschule eingesetzt werden können. Auch Förderlehrkräfte werden für diesen Zeitraum verstärkt für den Unterricht in der Klasse herangezogen. Externe Evaluationen werden bis zu den Osterferien ausgesetzt. Zeitlich befristet kann Mehrarbeit angeordnet werden, die auch entsprechend vergütet wird.
Ministerium bittet um Verständnis
An den Schulen, wo die Vertretung nicht gewährleistet werden kann, wird die Betreuung der Schülerinnen und Schüler sichergestellt. Das Ministerium bittet um Verständnis für die getroffene Maßnahme. „Aber der Schutz der schwangeren Lehrerinnen und ihrer Kinder genießt absolute Priorität.“
Zwar ist die Grippewelle nach Daten des Robert-Koch-Instituts am Abflauen. Gleichwohl berichtet das Institut für den Süden Deutschlands auch für Mitte März von einer „stark erhöhten Influenza-Aktivität“.