Der anstehende Ausbau der Straßenbahnlinien 1 und 5, die angekündigten Erweiterungen der Uniklinik und die mit beiden Maßnahmen verbundene Belastung der Grombühler durch Lärm und Verkehr waren die Hauptthemen der Bürgerversammlung im Felix-Fechenbach–Haus am Montagabend. Rund 80 Besucher lauschten den Vorträgen, stellten Fragen und machten auf Missstände im Stadtteil aufmerksam.
Nach der Begrüßung und Einführung in die Struktur des Stadtteils durch Oberbürgermeister Christian Schuchardt erläuterte Paul Lehmann von der WSB die Planungen. Ziel sei die vollständige Anbindung des Uniklinikums an den ÖPNV. In den Kliniken seien knapp 8000 Mitarbeiter beschäftigt, hinzu kämen noch einmal rund 225 000 Patienten, die pro Jahr dort behandelt würden.
Kompliziert gestalteten sich beim Bau die Anpassung der Leitungsführung der Uniklinken, die im laufenden Betrieb durchgeführt werden müsste. So müssten alleine vier neue Querungen der Josef-Schneider-Straße gebaut werden.
Neue Haltestellen
Die Frauenklinik und das Kopfklinikum sowie die Zentren für Innere und Operative Medizin (ZIM/ZOM) würden mit neuen Haltestellen an den ÖPNV angeschlossen werden, wobei die Josef-Schneider-Straße in beide Richtungen befahrbar bleiben soll.
Ab einem Kreisverkehr im Bereich Zinklesweg/Kopfklinik werde die Strecke als Grüngleis an ZIM und ZOM vorbei bis hoch zur Endhaltestelle an einer Wendeschleife unterhalb des bestehenden Sportplatzes des TSV Grombühl führen.
In diesem Bereich sollen neben Bushaltestellen auch 72 Park & Ride-Plätze für Ober- und Unterdürrbacher Bürger entstehen. Auf Nachfrage aus dem Publikum, wie verhindert werden könne, dass diese von Klinikbesuchern genutzt würden, erläuterte Lehmann, dass dies durch eine Schranke verhindert werden solle, die nur von Besitzern einer Straba-Fahrkarte, egal ob Einzel- oder Monatsticket, geöffnet werden könne.
Mit der Straba-Verlängerung würden dann die Busverkehre von der Pestalozzistraße aus zu den Kliniken unnötig werden. Allerdings würden dem Straba-Ausbau rund 22 öffentliche Stellplätze im Bereich der Josef-Schneider-Straße zum Opfer fallen, entgegnete Lehman auf eine Anfrage aus dem Publikum.
Mit Inbetriebnahme der neuen Strecke rechnet er wegen der komplizierten Vorarbeiten nicht vor 2020/21, obwohl man mit dem Bau an der Wendeschleife beginne, während die Uniklinik noch an der Verlegung ihre Leitungen arbeite.
400 Millionen Euro
Auf entsprechende Anfrage sagte Peter Mack, der stellvertretende Leiter des staatlichen Bauamtes, das neue Parkhaus habe den Bedarf zwar entschärft, was aus dem Publikum mit Gelächter quittiert wurde, „je mehr Stellplätze ich aber schaffe, desto mehr Verkehr ziehe ich an“, fuhr Mack fort.
Im zweiten, umfangreicheren Teil stellte Professor Georg Ertl, Ärztlicher Direktor des Uniklinikums, die geplanten Baumaßnahmen und Erweitertungen der Kliniken vor. Neben dem Neubau des Kopfklinikums im laufenden Betrieb stehen dort, wie bereits berichtet, in den kommenden Jahren Umstrukturierungen und im nördlichen Bereich zwischen ZIM/ZOM und dem Sportplatz des TSV Grombühl auch Erweiterungen und Verlagerungen bestehender Einrichtungen an. So soll zum Beispiel langfristig die Psychiatrie aus der Füchsleinstraße dorthin wandern.
Insgesamt werde der Freistaat in den kommenden Jahren rund 400 Millionen Euro in die Kliniken investieren, so deren kaufmännische Direktorin Anja Simon.
Künftige Verkehrsplanung
Der Schutz vor Lärm und die Verkehrsführung nach Schließung des Zinklesweges waren die Dinge, die die Bürger am meisten bewegten. Die Forderung aus der Zuhörerschaft nach einem Masterplan für die künftige Verkehrsplanung in Grombühl bekam Zwischenapplaus.
Stadtbaurat Christian Baumgart verteidigte die Pläne, den Zinklesweg nach Fertigstellung der Straßenbahnlinie zu sperren. „Die Universität hat wenig Interesse, externe Verkehrsströme durch das Klinikgelände zuzulassen“, sagte er.
Grombühl sei heute vom Verkehr schon sehr erheblich belastet, eine Ausweitung des ÖPNV und das Angebot von Jobtickets für Unimitarbeiter seien dabei ein Mittel, diese Belastung abzumildern, ein Allheilmittel könne dies aber nicht sein.
OB Christian Schuchardt sagte in diesem Zusammenhang zu, die Steinleintrasse weiterzuverfolgen und planerisch in den Stadtrat einzubringen. „Auch wenn dies neue Betroffenheiten geben wird.“
Bessere Beschilderung
Beim Neubau des Kopfklinikums werde nicht gesprengt, auch samstags werde selten oder gar nicht, sonntags überhaupt nicht gebaut, entkräftete Peter Mack entsprechende Befürchtungen von Anwohnen. „Da werden nebenan OPs unter dem Mikroskop weiterlaufen“, verdeutlichte Mack.
Gleichwohl sei man sich der Probleme bewusst, die sich ergeben würden, bemühe sich jedoch, die Störungen möglichst gering zu halten.
Die Anregung, die bestehenden Parkmöglichkeiten gerade im Bereich des Greinbergknotens und der Versbacher Straße über den Schwarzenberg besser auszuschildern, wurden von den Verantwortlichen aufgenommen und eine Prüfung zugesagt. Ein Zuhörer wies daraufhin, dass es bereits 2011 geheißen habe, dass zwei Drittel des Parkverkehrs über den Schwarzenberg geführt werden solle.
Stadtbezirk Grombühl
Fläche: 6,14 Quadratkilometer (sieben Prozent der Stadtfläche).
Einwohner: 8718, entspricht 1420 Personen pro Quadratkilometer.
Verteilung: 52,4 Prozent weiblich, 47,6 Prozent männlich; 12,5 6 Prozent Deutsche mit Migrationshintergrund; 18,2 Prozent Ausländeranteil.
Durchschnittsalter: 38,11 Jahre (Stadt gesamt 42,44 Jahre).
Arbeitslosenquote: 4,86 Prozent.
Haushalte: Eine Person: 72 Prozent; zwei Personen 20 Prozent; drei Personen: fünf Prozent; Vier Personen: zwei Prozent; Fünf oder mehr Personen: Ein Prozent.