Von der Stirne heiß rinnen muss der Schweiß – was Schiller einst den Metallgießern angedichtet hat, gilt auch heute noch. In der Röttinger Metallgießerei gehört der Schweiß zum Berufsalltag. Wenn das flüssige Aluminum mit Temperaturen von rund 700 Grad in die Formen aus Sand und Kunstharz fließt, herrschen im Umfeld Temperaturen weit über 30 Grad.
„Viel wärmer als draußen ist es hier im Moment auch nicht“, sagt Gießereimeister Holger Winkler. Meistens sind es er und sein Kollege Hans Schmidt, die das flüssige Metall mit der Gießpfanne in die Formen füllen. „Was einen den Schweiß raus treibt, ist die stehende Luft“, meint Winkler. Richtig ins Schwitzen kommen die Gießer bei der Verarbeitung von Rotguss und anderen Kupferlegierungen. Dann ist die Schmelze weit über 1000 Grad heiß.
Konstant vier Grad plus hat es im Kühllager von Schober in Goßmannsdorf. Die Halle mit 8000 Paletten-Stellplätzen funktioniert wie ein riesiger Kühlschrank. Ausschließlich Danone-Produkte werden in dem Lager umgeschlagen, sagt Lagerleiter Günter Appenzeller. Der Bau direkt neben dem Danone-Dessertwerk ist die zentrale Drehscheibe des französischen Molkereikonzerns in Deutschland. Bis zu 140 Lastzüge werden täglich auf dem Hof umgeladen.
An heißen Sommertagen weiß Schichtführer Thomas Schultheiß den kühlen Arbeitsplatz besonders zu schätzen. Mit dicker Winterjacke stapft er durch die Halle. Der Vorteil: Die meisten Mitarbeiter halten sich fast die gesamte Zeit bei den niedrigen Temperaturen auf. Ein ständiger Wechsel zwischen kalt und warm wäre sicher schwerer zu ertragen. „Nur wenn man nach Feierabend ins Freie geht, steht man erst einmal vor einer Wand“, sagt Schultheiß. Ein paar Minuten dauert es dann schon, bis sich der Körper an den Wechsel gewöhnt hat.
Die Schober-Mitarbeiter kommen augenscheinlich gut mit ihrem kühlen Arbeitsplatz zurecht, sagt Niederlassungsleiter Ernst Hönninger. Die Zahl von Erkältungen jedenfalls ist nicht höher als in anderen Arbeitsbereichen auch. Außerdem gibt's für die Lagerarbeiter zusätzlich alle zwei Stunden zehn Minuten Sonderpause zu Aufwärmen.
Lagerarbeiter Arno Schwarzbach jedenfalls, der gerade in der Kommissionierung eine Palette versandfertig zusammenpackt, hat keine Sorge, dass er frieren muss. „Ich schwitz' hier trotzdem“, sagt er.
Anders geht es in der Werkstatt des Schlosser- und Schmiedebetriebs Friedrich Furkel in Sommerhausen zu. Obwohl die Esse, auf der das Eisen zum Schmieden erhitzt wird, nur noch selten brennt, herrschen am Vormittag schon knapp 40 Grad unter dem flachen Blechdach der Werkstatt.
Der Junior-Chef heißt wie sein Vater und Großvater Friedrich mit Vornamen und schweißt gerade einen Stahlrahmen zusammen. Hinter seiner Schutzmaske rinnt der Schweiß in Strömen. „Man muss halt beim Schweißen immer mit Jacke arbeiten“, sagt Friedrich Furkel, „wegen der UV-Strahlung, sonst sieht man hinterher aus wie aus dem Solarium.“
Seinen Arbeitsplatz möchte er trotzdem mit niemandem tauschen. Und als Gegenmittel gegen die Hitze hilft nur eins: viel trinken.
Im Zerlegebetrieb der Großschlächterei Neckermann in Aub lässt es sich auch aushalten, wenn draußen das Quecksilber über die 30-Grad-Marke schwappt. Acht Grad herrschen dort, im Kühlhaus sind es sogar nur zwei Grad. „Das ist angenehm in dieser Jahreszeit“, sagt Alfred Metzger, der seinen Namen zum Beruf gemacht hat. „Nur wenn man hinterher in die Hitze kommt, merkt man, wie schnell man schlapp macht“, stellt er fest.
Seniorchef Friedrich Neckermann, der die Kälte ohnehin der Hitze vorzieht, hat in diesen Tagen mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Der Betrieb kann gar nicht so viele saftige Nacken-Steaks zum Grillen liefern, wie zurzeit verlangt werden. „Die Schweine müssten heute fünf Hälse haben, aber das schaffen wir leider nicht“, scherzt Metzgermeister Neckermann. Im Mai als das Wetter schlecht war, hat er die Schweinhälse kaum losgebracht. Dafür fragt jetzt kaum ein Kunde nach Bratenfleisch.