Für Bauherren sind Feldhamster der Horror. In Seligenstadt brachten die kleinen Nager sogar eines der größten Bauprojekte im Landkreis Würzburg zu Fall. Das schwedische Möbelhaus Ikea wollte hier ein Auslieferungslager bauen. Auf 200 Arbeitsplätze und Zigtausende Euros an Steuereinnahmen freuten sich die Menschen rings um Prosselsheim. Vergebens. Denn der Gigant Ikea wollte sich mit den niedlichen Tieren und den Naturschützern erst gar nicht anlegen.
Nur noch drei
Fast hätte eine Feldhamster-Population auch den Bau eines Gewerbeparkes in Giebelstadt verhindert. Etwa 80 Bauten wurden im Langwiesengraben gefunden, als ein erstes Gutachten erstellt wurde. Ein Jahr später waren es nur noch drei Nager, die umgesiedelt werden mussten. Als Ursache für die deutlich geringere Anzahl an Tieren nennt Biologin Alexandra Schuster vom Umweltbüro Fabion die hohen Bestandsschwankungen und den veränderten Bewirtschaftungszustand des Feldes im Vergleich zum Vorjahr.
"Die dreimalige Prüfung hat das Projekt um ein dreiviertel Jahr verzögert", sagt Bürgermeister Paul Merklein. "Wir können froh sein, dass kein Investor abgesprungen ist." Die Kosten für Gutachten, Bepflanzung des Ausgleich-Ackers und vieler anderer Umsiedlungsmaßnahmen belaufen sich auf 150 000 Euro.
Der Acker, auf dem sich die drei Hamster nach Herzenslust künftig austoben können, wird über mehrere Jahre bewirtschaftet und es werden verschiedene Getreidesorten im Wechsel angebaut. Ziel ist es, dass die drei Hamster in ihrem neuen zu Hause Familien gründen. Die Umzugskosten der drei Nager dürften ein erster Maßstab für die Stadtverwaltung Würzburg sein. Denn sie hat im kommenden Frühjahr, wenn die etwa 100 Hamster auf der jetzt geplanten Ikea-Gewerbefläche zwischen B 19 und der vorhandenen Versbacher Bebauung, ihren Winterschlaf beendet haben, für den Umzug der Tiere zu sorgen. Zu den Kosten hat sich die Stadt bisher nicht geäußert.
Im Frühjahr sollen die etwa 100 Hamster in "Lebendfallen" gefangen werden und nachts von Biologen auf die Ausgleichsflächen transportiert werden. "Auf den vorbereiteten Flächen müssen Löcher vorgebohrt und Futtervorräte angelegt sein", sagt Yvonne Beck, Ikea-Projektleiterin im Würzburger Bauamt.
Eine lebendige Hamster-Szene gibt es auch rund um Estenfeld. Hier sehen viele Landwirte den kleinen Nager eher als Schädling, denn als schutzwürdiges Tier an. Die örtliche CSU-Fraktion hat bereits beim Bayerischen Landtag eine Petition eingereicht. Ziel ist es, den Hamster von der roten Liste der schutzwürdigen Tiere zu streichen. Naturschützer sind empört. "Unsere Region ist die einzige, in der Feldhamster noch in größeren Populationen vorkommen", verteidigt Grünen-Stadträtin Karin Miethaner-Vent die kleinen Nager. Dem setzt Estenfelds Bürgermeister Michael Weber entgegen: "Die Hamster sind über die ganze Welt verbreitet. In Ungarn dürfen sie sogar erschlagen werden."