Würzburg
(mr)
Mit seinem großartigen architektonischen Schaffen hat Hans Schädel den modernen Kirchenbau nachhaltig geprägt. Er rückte Unterfranken ins Rampenlicht der sakralen Kunst der Nachkriegszeit. Ihn selber, den visionären, erfindungsreichen und kühnen Kirchenbauer hat es in die erste Reihe der bedeutenden Architekten Deutschlands geführt. Am 14. Februar jährt sich zum 100. Mal sein Geburtstag.
90 Kirchen hat Hans Schädel geplant und gebaut: 62 in Unterfranken, 21 in elf anderen Diözesen sowie sechs in Südafrika, Indien und Irland. Gefördert wurde seine ungewöhnliche schöpferische Kraft auch durch seine tiefe Verwurzelung in der Heimat, im Glauben und in seiner Familie mit Ehefrau Anna, die ihn bedingungslos unterstütze, den fünf Kindern, 15 Enkeln und 14 Urenkeln. Beigetragen haben zu der Fülle seiner Bauwerke neben vorzüglichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen viele namhafte Architekten und Künstler, die er zur Mitarbeit gewann und mitriss. Am Ende freilich kennzeichnet alle Bauten durchgehend eine Signatur: Hans Schädel.
1910 in Randersacker geboren, wird Schädel zunächst Steinmetz. In Nürnberg studiert er Architektur. 1934 tritt er in den Dienst der Stadt Würzburg, im Hochbauamt und ab 1938 als Stadtbaumeister im Stadtplanungsamt.1945 wechselt er zur Diözese Würzburg. Er soll „die zerstörten Kirchen im Bistum wiederaufbauen und die Diözese baulich, denkmalpflegerisch und künstlerisch betreuen.“ Zunehmend werden auch viele neue Kirchen notwendig.
Schicksalhafte Fügung
Konziliares Denken vorweg nehmend will Schädel Kirchen schaffen, die eine aktiv mitfeiernde Gemeinde um den Altar versammeln, ideal verwirklicht in einem „Zentralbau“ mit dem Altar in der Mitte. Dabei sieht er sich hineingestellt in sehr heftige und gegensätzliche Debatten über sakrale Kunst und modernen Kirchenbau. Als geradezu schicksalhafte Fügung erweist sich da das Zusammentreffen mit Julius Döpfner, der 1948 Bischof wird (bis 1957) und Schädels architektonische und künstlerische Pläne fördert.
Neben dem umfangreichen Kirchenbau hat Schädels geistig-künstlerisches Schaffen eine zentrale „Mitte“: Wiederaufbau und Vollendung des Würzburger Doms, der 1967 eingeweiht wird. In ähnlich grundsätzlicher Weise widmet sich der Dombaumeister dem Bau der Berliner Gedächtniskirche Regina Martyrum auf der Gedenkstätte Plötzensee (1960/63). Wie beim Würzburger Dom beteiligt er hier wieder viele bedeutende zeitgenössische Künstler.
Auch im Ruhestand baut er weiterhin Kirchen (zum Beispiel Berlin, Bamberg), zeigt er sein Gespür und Geschick für den Umgang mit alter Bausubstanz: unter anderem beim Umbau der St. Hedwigs-Kathedrale in Ostberlin (1977/78) oder bei der weithin beachteten Erweiterung und Umgestaltung der gotischen Kirche St. Martin in Bad Orb (1977/78). Hans Schädels Schaffen erhielt denn auch viele Ehrungen. Er hat zahlreiche Wettbewerbe gewonnen.
Würzburger Kulturpreis
Seine Werke wurden in etlichen Publikationen und Ausstellungen im In- und Ausland veröffentlicht. Zum Würzburger Kulturpreis 1972 nannte ihn Oberbaudirektor Otto Mayer einen „Großen unserer Zeit, der aber andererseits in seiner bescheidenen Zurückgezogenheit so gar nicht für eine Heroisierung geeignet erscheint.“*