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WÜRZBURG: Hausräumung auf unfeine Art

WÜRZBURG

Hausräumung auf unfeine Art

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    Rittergasse 12: Viele der bisherigen Bewohner wurden hinauskomplementiert.
    Rittergasse 12: Viele der bisherigen Bewohner wurden hinauskomplementiert. Foto: Foto: THOMAS OBERMEIER

    Das Haus in der Rittergasse 12 strahlt in seinem hellblauen Außenputz. Was im Innern geschieht, sorgt jedoch für heftige Auseinandersetzungen: Für Sanierungen wurden Wände abgebrochen und Türen verschwanden. Die Bewohner hätten außerdem unter dem Lärm von Presslufthämmern zu leiden, sagte Kay-Thomas Lenz, einer der Mieter, am Dienstag.

    Lenz hat sich zum Sprachrohr der Hausgemeinschaft gemacht, welche es eigentlich schon gar nicht mehr gibt. Ein Student hätte wegen des Lärms seine Masterarbeit für die Uni nicht fertigstellen können, so Lenz weiter. Einem anderen sei das Zimmer mit Möbeln, Abiturzeugnis, Uni-Papieren und Pass in seiner Abwesenheit einfach geräumt worden.

    Einige der Studenten lassen sich inzwischen anwaltlich vertreten. Rechtsanwalt Wolfgang Lutz hat bisher zwei Klagen auf Schadensersatz erhoben. Über die Bauleute und ihre Auftraggeber sagt der Rechtsanwalt: „Die haben einfach losgelegt“.

    Kontrolle durch die Polizei

    Vor etwa zwei Wochen kontrollierte die Polizei die Bauwerker aufgrund einer Anzeige. „Das war eine Razzia“, so Lenz, „das Haus war hinten und vorne abgeriegelt. Vier der Bauleute mussten mit zur Polizeiinspektion. Ihre Daten wurden aufgenommen. Danach, so Lenz, seien die Rumänen von ihrem Auftraggeber einfach durch andere Landsleute ersetzt worden.

    Laut Besitzer Bauer, der seinen Vornamen in diesem Zusammenhang nicht in der Zeitung lesen will, wird das Studentenwohnheim mit einem „enormen finanziellen Aufwand“ saniert. Die bisherigen Bewohner hätten Aufhebungsverträge oder Kündigungen erhalten. Bauer bestätigt den Kauf der Immobilie im letzten Herbst. Seinerzeit sei noch nicht klar gewesen, wie marode das Anwesen war. Toiletten waren mehrfach verstopft, Wasser- und Abwasserleitungen hätten saniert werden müssen. Es wäre zu teuer gekommen, nur die Trink- und Abwasserrohre zu reparieren, um noch wirtschaftlich arbeiten zu können, so die Meinung der beiden Brüder Bauer. „Wir haben uns deshalb dazu entschlossen, das Gebäude von Grund auf zu sanieren“, heißt es in den Kündigungsschreiben.

    Die Umbauarbeiten im Innern wurden am Mittwochvormittag von der Bauaufsicht der Stadt eingestellt. Der Grund: ein städtischer Baukontrolleur stellte massive Eingriffe fest, ohne dass für die Umbaumaßnahme ein Bauantrag vorliege. So seien die sanitären Anlagen erneuert worden und ein Stahlträger greife womöglich in die Statik des Hauses ein, so der städtische Pressesprecher Georg Wagenbrenner. Auch der Brandschutz spiele eine Rolle. Über Konsequenzen wie etwa ein Bußgeld werde die Stadt noch entscheiden.

    Bewohner Kay-Thomas Lenz hat mittlerweile die Miete auf null Euro reduziert. Der Grund: Im Februar sei das Wasser und im März die Heizung abgestellt worden. Schließlich auch der Strom. In seinem Zimmer verlaufen neue Rohre. Dafür wurde durch Boden und Decke gebohrt. Mit einem Generalschlüssel, sagt er, seien die Bauleute in dieses Zimmer gekommen. Alles ohne sein Einverständnis.

    Das Anwesen in der Rittergasse, einer Parallelstraße zur Augustinerstraße, hatte früher 31 Zimmer und Gemeinschaftsräume. Ebenerdig befindet sich eine Wohnung für betreutes Wohnen Behinderter, nach wie vor vermietet. Die Gemeinschaftsräume allerdings existieren nicht mehr. Die Zimmer in den Fluren waren bisher einzeln vermietet. Mit dem Entfernen der Trennwand von jeweils zwei Zimmern und dem Einbau von neuen WCs und Duschen entstehen jetzt neue Appartements, die künftig circa 190 Euro Kaltmiete bringen sollen, so Bauer.

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