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HEIDINGSFELD: Heidingsfeld: Winzer opfern „Erstlingsgabe“ als Messwein

HEIDINGSFELD

Heidingsfeld: Winzer opfern „Erstlingsgabe“ als Messwein

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    Beim Winzerverein Würzburg-Heidingsfeld werden nicht nur Weinberge und Rebstöcke gepflegt, sondern auch Traditionen. Nur zwei Jahre nach der Vereinsgründung anno 1859 begannen die Mitglieder mit dem Brauch, während des Gottesdienstes zum Winzerjahrtag eine „Erstlingsgabe“ zum Altar zu bringen, die als Messwein verwendet wird. Dabei handelt es sich um die ersten zu einem edlen Tropfen verarbeiteten Trauben von einer neuen Anbaufläche.

    „Die Erstlingsgabe drückt unseren Glauben an Gott und unsere Verbundenheit zur Kirche aus“, erklärte Vereinsvorsitzender Hubert Wohlfart diese Tradition. Am kommenden Sonntag, bei der Feier des 152. Geburtstages des Vereins, wird diese auch „Jungfernwein“ genannte Gabe zum 150. Mal zum Altar gebracht.

    Neu angelegter Weinberg

    „Es ist egal, welche Rebsorte verwendet wird, es muss nur der erste Ertrag aus einem neu angelegten Weinberg sein“, informierte Wohlfart. Bisher waren am häufigsten Müller-Thurgau, Bacchus und Silvaner vertreten, ebenfalls oft gab es zudem rote Sorten als Messwein während des Festgottesdienstes. Auch die Qualitätsstufe ist nicht vorgeschrieben, aber die Jungfernweine erreichen „von Haus aus eine hochwertige Qualität“ (Wohlfart) und haben mit 90 bis 100 Grad Oechsle die Güteklasse „Kabinett“.

    Hubert Wohlfart ist kein anderer Winzerverein bekannt, der ebenfalls diese Tradition pflegt. Er erinnerte daran, dass schon im Alten Testament Opfergaben erwähnt wurden. Demnach sollte Abraham seinen Sohn Isaak opfern, um seinen Glauben zu beweisen. Im letzten Augenblick sandte Gott jedoch einen Widder, den Abraham an Stelle seines Sohnes opferte. Der Brauch der Heidingsfelder Winzer könne eher mit dieser Überlieferung aus dem Alten Testament in Verbindung gebracht werden als mit dem im Neuen Testament beschriebenen Wunder von Kanaan, bei dem Jesus Wasser in Wein verwandelte.

    „Es erfüllt mich mit Stolz, dass unser Betrieb heuer die ,Erstlingsgabe' bereits zum fünften Mal während der vergangenen vier Jahrzehnte zur Verfügung stellen darf“, sagte Stefan Fesel.

    Der Inhaber des Weingutes A. Fesel fügte hinzu, dass seine Mutter Herta den Jungfernwein in dem seit 1910 dafür genutzten Zinnkrug zum Altar tragen wird. Für ihn ist es erneut „etwas Besonderes“, im Rahmen dieser Tradition wieder berücksichtigt zu werden.

    Als Messwein im Festgottesdienst wird am Sonntag ein 2010-er Würzburger Kirchberg, Weißer Burgunder trocken Kabinett, verwendet. Er stammt von einem vor drei Jahren angelegten rund 2000 Quadratmeter großen Weinberg. Der nun produzierte erste Ertrag: rund 100 Liter.

    Nur während dieses Gottesdienstes wird er als Messwein genutzt. Anschließend werden einige Liter in kleinen Portionen an die Festgäste ausgeschenkt. Die restliche Menge „dieser Rarität“ verkauft das Weingut mit einem eigens dafür hergestellten Etikett an interessierte Kunden.

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