Viele Prominente gaben sich bei der Geburtstagsfeier zum 60-jährigen Bestehen der Bürgervereinigung Heidingsfeld ein Stelldichein im Radlersaal. Sie wurden zwar von den „Städtle-Aborigines“ (Eingeborenen) freundlich begrüßt, aber zu hören bekamen sie auch kritische Worte. Der Tenor lautete, dass sich die Bürger Heidingsfelds im Vergleich zu anderen Stadtteilen zuweilen benachteiligt fühlen.
„Wir sind mit Recht besorgt um die weitere Entwicklung, denn in der Infrastruktur tun sich erhebliche Defizite auf“, redete der Vorsitzende der Bürgervereinigung, Victor Heck, Tacheles. Bedarf sieht er vor allem „in einer klaren Regelung des ruhenden und fließenden Verkehrs“ sowie des Quartier- und Dauerparkens; außerdem bestehe der Anspruch „auf eine Gesamtsanierung des alten Kernbereichs“.
Das von Seiten der Würzburger Stadtverwaltung und der Bezirksregierung geäußerte Vorurteil, die Heidingsfelder seien sich nicht einig und wüssten nicht, was sie wollten, bezeichnete Heck als „Totschlag-Argument“. Das Gegenteil sei richtig. „Wir wollen seit nunmehr 30 Jahren Planung die Sanierung des Rathausplatzes.“ Die Bürgervereinigung, der über 40 Organisationen, Vereine, Parteien und Interessensvertretungen angehören, „wird auch künftig verantwortungsbewusst und kritisch die Belange des Stadtteils vertreten“. Ziel sei es, die Gleichbehandlung mit anderen Stadtteilen durchzusetzen.
In einem Diavortrag informierten Lisa und Otto Baumann über viele wichtige Ereignisse aus den vergangenen 60 Jahren, über zahlreiche Erfolge der Bürgervereinigung, aber auch über manchmal vergebliche Kämpfe. Dazu gehörte der Trauerzug von etwa 200 Heidingsfeldern am 8. Juni 2001, als letzte planmäßige Fahrt der Straßenbahnlinie 3 über die Bühne gegangen war.
Zu den Höhepunkten des Festabends zählte die Verleihung des Heidingsfelder Stadtsiegels an drei Persönlichkeiten, die sich durch unermüdlichen Einsatz um das „Städtle“ verdient gemacht haben. Diese Art der Auszeichnung führte die Bürgervereinigung in den 60 Jahren jetzt erst zum dritten Mal durch.
Tochterverein gegründet
„Er ist in seiner Originalität einmalig und authentisch, und er ist vom ,Hätzfeld-Virus' infiziert“, sagte Victor Heck über den Geehrten Jochen Ohlhaut in der Laudatio. Seit 1977 gehört Ohlhaut dem Vorstand der Bürgervereinigung an und hob 2003 den Tochterverein „Bauhütte Alt-Heidingsfeld“ aus der Taufe, der sich um die Erhaltung historischer Denkmäler kümmert. Von 1983 bis 2005 lenkte er als Vorsitzender die Geschicke des größten Heidingsfelder Vereins, der Turngemeinde Würzburg-Heidingsfeld (TGWH).
Seit mehr als 35 Jahren zeichnet sich Heidrun Vierheilig durch ihr ehrenamtliches Engagement aus, hob Lisa Baumann hervor. Unermüdlich habe sie sich in den Elternbeiräten des Kindergartens und der Waltherschule eingesetzt, darüber hinaus im Pfarrgemeinderat, im Frauenkreis sowie in Gottesdiensten als Lektorin und Kommunionspenderin. Besonders am Herzen lag und liegt ihr das Projekt der Armen Schulschwestern in Brasilien („Pastorale des Kindes“), dessen Ziel die Bekämpfung der großen Kinderarmut und besonders der Kindersterblichkeit ist.
Leo Rettner, der ehemalige Oberpflegamtsdirektor der Stiftung Juliusspital, ist das letzte noch lebende Gründungsmitglied der Bürgervereinigung. Er war nicht nur von Kindesbeinen an – unter anderem als Ministrant von St. Laurentius – der Jugendarbeit und der Pfarrgemeinde eng verbunden, sagte sein Neffe Stefan Rettner, sondern beschrieb auch hautnah seine schrecklichen Erlebnisse am 16. März 1945 in Heidingsfeld in einem oft veröffentlichten Bericht.
Als ältester Pilger nach Walldürrn
Mehrere Jahrzehnte war er Mitglied des Pfarrgemeinderates und nahm 2003 mit 75 Jahren als ältester Pilger an der Wallfahrt von Heidingsfeld nach Walldürn teil. Zu seinen Auszeichnungen gehören das Bundesverdienstkreuz, das Caritas-Kreuz in Gold sowie die Julius-Echter-Medaille.
Während der Feier gratulierten auch Bürgermeister Adolf Bauer und Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake der Bürgervereinigung und dankten im Namen der Stadt für die Übernahme von vielen Aufgaben. Für musikalische Zwischentöne sorgten die Laurentius Musikanten.