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HEIDINGSFELD: Heinrich Weppert wird 75 – Sammler alter Fotos und Filme

HEIDINGSFELD

Heinrich Weppert wird 75 – Sammler alter Fotos und Filme

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    Mit den Zahlen kennt er sich nicht gut aus, mit den Buchstaben auch nicht. Als die Deutschen in den Zweiten Weltkrieg marschieren, steht er kurz vor seinem fünften Geburtstag. Heinrich verbringt mehr Zeit in Schutzräumen als in Klassenzimmern. Heinrich Weppert, der am Sonntag 75 Jahre alt wird, hat Geheimnisse. Er besitzt Fotos, die das Bild von angesehenen Würzburgern beschädigen können. Er hat sie auf dem Flohmarkt gefunden, im Internet ersteigert, mit privaten Sammlungen bekommen. Weppert behält sie für sich. Er will nicht kompromittieren.

    Er zeigt Bilder vom schönen alten Würzburg und den alten Würzburgern her, von den Zerstörungen und vom Wiederaufbau. Tausende sind es, zu sehen in den Ausstellungen der Freunde der Geschichtswerkstatt und in ihren Veröffentlichungen.

    Heidingsfeld, in einem Reihenhäuschen unter Dach: ein Raum, vollgepackt bis unter die Decke: sieben Monitore, fünf Computer; Tonmischpult, Scanner, Schneidemaschine, Kopiermaschine für Videokassetten, zwei Telefone; ein Gerät zum Überspielen alter VHS-Kassetten auf DVD. Lauter Geräte zum Bearbeiten von Fotos und Filmen. Hier ist das Reich des Heinrich Weppert. Er verändert es immerfort – hier ein neues Betriebssystem für die Computer, dort ein neues Filmformat, da eine neue Kopiermaschine.

    Weppert, mittendrin, digitalisiert hier Film- und Fotoarchive, arbeitet an Bilderbroschüren über Würzburg, hilft aus, wenn große Medienhäuser wie Main-Post oder Bayerischer Rundfunk Material brauchen. Mit seinen Freunden von der Geschichtswerkstatt stellt er Ausstellungen fürs Rathaus zusammen. Weppert frischt das Schwarz-Weiß-Gedächtnis der Würzburger auf.

    Das Sammeln und Zeigen ist für ihn so selbstverständlich, dass er es nicht erklären kann. Seine Heimat ist sein Thema. „Heimat“, sagt er, „ist das Beste, was es gibt. Heimat und Geborgenheit“.

    Heimat und Geborgenheit hat er als Bub erlebt. Sohn von Vater August und Mutter Maria, er war der jüngste von sechs Brüdern. Heinrich, das Küken, musste im Bett seiner Eltern schlafen, während die fünf Brüder sich im Wohnzimmer niederlegten. Drei Brüder sterben im Krieg. Heinrich versteht nicht, was da passiert; seine Eltern sagen ihm, alle kämen heim, wenn der Krieg zu Ende ist. Aber er erkennt, dass Vater und Mutter gebrochen sind. Nach dem Krieg verunglückt ein weiterer Bruder tödlich.

    Heinrich macht eine Ausbildung zum Maler. Daran, versäumte Bildung nachzuholen, ist nicht zu denken. Der Vater stirbt, die Mutter hat eine winzig kleine Rente, Heinrich gibt ihr von seinem bisschen Geld die Hälfte ab. Heute spricht er nicht über Seelennöte, aber sie müssen groß gewesen sein. Weppert lässt nur ahnen, wie sehr es ihn mitgenommen hat, wenn es seiner Mutter nicht gut ging.

    Er arbeitete hart, erlebte berufliche Tiefschläge, ließ sich nicht unterkriegen, verheiratete sich mit seiner Anni, wurde Vater dreier Kinder, baute ein eigenes Geschäft auf, den Farben-Weppert in der Weingartenstraße. Als 60-Jähriger ging er in den Ruhestand.

    Er ist umtriebig, aber nicht unruhig. Er ist neugierig und wissbegierig. Was er in der Schule versäumte, lernte er später. Wenn er über das spricht, was noch kommt, öffnet sich ein weiter Horizont. Seine Möglichkeiten, sagt er, würden im Alter immer mehr, dank immer neuer Computer- und sonstiger Techniken.

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