Bei 50 Kerwa-Mädels und Burschen im Dorf, ist es kaum möglich, Missgeschicke zu verheimlichen. Nichts entgeht der ganzjährig wachsamen Jugend. So konnten auch heuer wieder ein prächtiger Umzug, eine witzig-hintergründige Kerwa-Predigt und eine dicke Zeitung mit Ereignissen des vergangenen Jahres gefüllt werden.
Nachdem die acht geschmückten Motivwagen mit vorgespannten Oldtimer-Bulldogs und begleitet von den Rodheimer Musikanten durch das Dorf gezogen waren, versammelten sich mehrere hundert Besucher unterhalb des Kettenbrunnens und warteten gespannt auf das, was Kerwa-Prediger Daniel Rüdenauer in seiner Ansprache zum Besten geben sollte. Heuer trat er als Bauarbeiter auf und begann und beendete seine fast 45-minütige Ansprache mit dem Appell an die Gollhöfer, der Jugend ein neues Quartier für die Vorbereitungen des nächsten Umzuges anzubieten, da die bisherige Bauhalle künftig nicht mehr zur Verfügung stehe.
Alle Missgeschicke werden aufgedeckt
Dann ging es richtig zur Sache: Missgeschick um Missgeschick wurde aufgedeckt und ironisch kommentiert. Da ging es um einen Landwirt, dessen Gespann im nassen Acker feststeckte und gleich von zwei weiteren Traktoren herausgezogen werden musste. Ein umgefallener Getreideanhänger war genauso Thema wie ein undichtes Güllefass oder ein Oldtimer-Bulldog, der auf dem Heimweg vom Bodensee liegen blieb und aufwändig nach Hause gebracht werden musste.
Aber nicht nur die Landwirtschaft sorgte für Kerwa-Stoff, auch aus anderen Berufs- und Lebensbereichen gab es wundersame Begebenheiten zu berichten. Kann Essigreiniger tatsächlich so qualmen, dass ein Brand vermutet wird? Diese Frage stellte sich bei den Zuhörern, als Kerwa-Prediger Daniel Rüdenauer von einer Gollhöferin berichtete, die bei ihrer Arbeit im Krankenhaus mit eben diesem Reinigungsmittel zu großzügig umgegangen war und nach Verlassen des Zimmers die Qualm- und Geruchsentwicklung nicht mehr bemerkt hatte. Sie schöpfte auch keinen Verdacht, als die Feuerwehr mit einem Großaufgebot anrückte.
Eine Schneedecke auf dem Acker
Sind Federn Biomüll, der auf dem Feld entsorgt werden kann? Darüber dachte ein Gollhöfer Mann gar nicht lange nach, sondern beschloss, den Inhalt seines alten Federbettes auf dem Acker einzugraben. Er hatte aber nicht mit dem Wind gerechnet, der die Federn in alle Himmelsrichtungen verteilte und stellenweise für eine "Schneedecke" sorgte. Auf dem eigens dafür vorgesehenen Motivwagen war sogar ein Gebläse installiert, das die Federn in Anlehnung an die Geschichte in die Zuschauermenge blies.
Für Abwechslung in der Kerwa-Predigt sorgte auch heuer wieder eine Gruppe von Kerwa-Jugendlichen, die einzelne Missgeschicke gekonnt musikalisch parodierten. Wer noch mehr über die Ereignisse des Jahres erfahren wollte, konnte die 68-seitige Kerwa-Zeitung kaufen, in der nicht nur die Predigt, die Liedtexte der Parodien und die Texte der Motivwagen zu lesen, sondern auch die Rubriken "In und Out in Gollhofen" oder "Unglaublich…" zu finden waren.
