Zwölf Bundeswehrsoldaten machen es möglich: Der Helfer-vor-Ort-Dienst wird in Veitshöchheim auch werktags künftig gewährleistet sein.
Seit Anfang des Jahres 2001 hat sich die Feuerwehr Veitshöchheim der freiwilligen Aufgabe verschrieben, als Ersthelfer (auch First Responder oder Helfer vor Ort – HvO – genannt), über den Notruf 112 verständigt, durch ihre Ortsnähe einige Minuten vor Rettungsdienst und Notarzt am Einsatzort zu sein. Nachweislich haben die HvO'ler durch ihr schnelles Eingreifen schon Menschenleben retten können. Im Vorjahr wurden bei den Ersthelfern 430 Alarme ausgelöst, 290-mal rückten sie mit ihrem Fahrzeug aus.
Weil sie berufstätig sind, ist es für die neun Mitglieder der von Martin Hagenau geleiteten HvO-Gruppe problematisch, die Tagesalarmierung an den Werktagen abzudecken. Hinzu kommt, dass für die HvO'ler eine enorme Doppelbelastung besteht, denn sie rücken wie alle anderen Floriansjünger auch noch bei allen Einsätzen aus und bestreiten auch alle Feuerwehr-Übungen. Für die Tätigkeit in Ersthelfergruppen haben Feuerwehrdienstleistende allerdings keinen gesetzlichen Anspruch auf Freistellung, da es sich nicht um eine Pflichtaufgabe der Feuerwehr handelt
Gespräche mit Standortältestem
In den ersten Jahren bis 2008 war der Dienstplan für den Gruppenleiter noch einfacher zu handhaben, denn da waren auch noch der Sanitätsdienst der Bundeswehr, die BRK-Ortsgruppe und die Wasserwacht mit im Boot. „Wir sind aktuell gerade wieder in Gesprächen mit der Bundeswehr, mit dem Ziel, den Tageseinsatz der HvO wieder wie früher mit Hilfe der Soldaten abzudecken“, hatte vor gut einem Jahr Bürgermeister Jürgen Götz beim Festkommers zum 150jährigen Bestehen der Floriansjünger angedeutet.
Nun konnte er nach erfolgreichen Gesprächen mit dem Standortältesten der Veitshöchheimer Kaserne, Oberst Wolf-Dietrich Rupp, Vollzug melden: Zwölf Soldaten der Stabs- und Fernmeldekompanie der 10. Panzerdivision, darunter zwei Frauen, werden ab Mitte Dezember 2016 die Feuerwehr tagsüber von Montag bis Freitag von 7 bis 16 Uhr entlasten.
Die Mitglieder dieser von Hauptmann Andreas Hügel und seinem Stellvertreter Hauptfeldwebel Christian Kirchner geleiteten Helfer-vor-Ort-Gruppe der Bundeswehr gehören nicht dem Sanitätsdienst an. Es ist eine bunt gemischte Truppe vom Lkw-Fahrer über den IT-Fachmann bis zum Personal-Feldwebel mit Verpflichtungen von acht bis 15 Jahren und ein Berufssoldat. Vertreten sind alle Dienstgrade. Sie alle hatten bisher wie jeder Bundeswehrsoldat den Ersthelfer-Alpha-Kurs absolviert. Für ihre Tätigkeit als HvO'ler müssen sie nun noch eine komprimierte 41-stündige Ausbildung absolvieren. Abgeschlossen wird die Ausbildung am 9. Dezember mit einer theoretischen und praktischen Prüfung. Die Prüfungszeugnisse sollen den Soldaten in einer Feierstunde am 14. Dezember übergeben werden.
Vorab schon informierte Feuerwehrkommandant Robert Röhm die neuen Veitshöchheimer HvO-ler im Feuerwehrhaus zwei Tage lang über Funkeinsatz, Ortskunde und Sonderrechte bei HvO-Einsätzen.
Gleichzeitig stellte er ihnen ihr Einsatzfahrzeug vor, das ihnen die Gemeinde überlässt. Es ist ein vollausgestatteter Fiat Ducato, der der Feuerwehr als Ersthelferfahrzeug diente, bis sie Mitte letzten Jahres das für 45 000 Euro von der Gemeinde neu angeschaffte Einsatz-Fahrzeug, einen 140 PS starken VW-Touran, erhielt.
Geschätzte vier Einsätze/Woche
Wie Kommandant Robert Röhm sagte, rechnet er in der werktäglichen Einsatzzeit der Bundeswehrsoldaten pro Woche mit durchschnittlich vier Einsätzen. Erfahrungsgemäß handele es sich dabei überwiegend um Arbeitsunfälle, Verletzungen beim Sport und häufig auch um Krankheitsfälle von Tagestouristen.
Wie Hauptfeldwebel Kirchner sagte, würden seine Leute in Dreier-Teams aufgeteilt und im wöchentlichen Wechsel Einsatzbereitschaft haben. Die für den Einsatz vorgesehene Feuerwehr-Sanitäts-Kleidung werde von der Bundeswehr gestellt.