Dmytro Danyliuk ist Kfz-Mechatroniker, kommt aus der Ukraine und spricht kaum Deutsch. "Ich kenne die Namen aller Werkzeuge", sagt der 36-Jährige auf Ukrainisch, seine Frau übersetzt. Die Danyliuks stammen aus Butscha. Im März 2022 waren sie mit ihren drei Kindern vor dem Krieg in ihrem Heimatland geflohen. Zuflucht fand die Familie in Unterfranken.
Seit einem Jahr arbeitet Dmytro Danyliuk im Autohaus Berres-Hirsch in Eichenbühl (Lkr. Miltenberg). "Autos sind überall gleich", sagt der gelernte Kfz-Mechatroniker. Doch es wird ein weiteres Jahr dauern, bis sein Berufsabschluss in Deutschland anerkannt wird. "Hier muss man sogar in der Werkstatt viel mehr Formulare ausfüllen und mehr dokumentieren als in der Ukraine", sagt Danyliuk.
Sprachbarrieren, fehlende Anerkennung, psychische Probleme: Viele Geflüchtete noch ohne Arbeit
Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs sind 1,18 Millionen Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet. Nach Angaben der Bundesregierung von Juli fanden bislang nur 135.000 von ihnen hier eine sozialversicherungspflichtige Arbeit, 40.000 sind in einem Minijob tätig. Dass die meisten Geflüchteten bisher keine Arbeit fanden, hat viele Gründe: Sprachbarrieren, fehlende Anerkennung von Qualifikationen, psychische Belastung durch die Flucht.

Dmytro Danyliuk hatte Glück. Sein Vermieter hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, dass die Werkstatt in Eichenbühl jemanden sucht. "Wenn Sie ihn beim Arbeiten sehen, wissen Sie, dass er ein Vollblut-Kfz-Mechatroniker ist", sagt Thorsten Bonn, Leiter der das Autohaus Berres-Hirsch in vierter Generation leitet.

"Ich verstehe Deutsch mittlerweile gut, aber das Sprechen fällt mir schwer", meint Danyliuk. Wenn er etwas überhaupt nicht verstehe, nutze er den Google-Übersetzer. Eine Herausforderung für ihn sei die vollständige Anerkennung seines Berufs. Derzeit ist er lediglich als Hilfsarbeiter eingestuft und wird entsprechend bezahlt, trotz seiner Ausbildung und Fähigkeiten.
Handwerkskammer für Unterfranken: 400 Beratungsgespräche pro Jahr
Etwa 400 Beratungsgespräche zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen führen die Mitarbeiter der Handwerkskammer (HWK) Unterfranken im Jahr. Laut Andrea Sitzmann, der stellvertretenden Hauptgeschäftsführerin, kamen 2023 die meisten Antragsteller aus dem Kosovo, Bosnien, der Türkei oder Serbien. Über 80 sogenannte Gleichwertigkeitsfeststellungsverfahren seien erfolgreich abgeschlossen worden.
"Beim Anerkennungsverfahren wird der Lehrplan des Antragstellers mit der Ausbildungsverordnung des deutschen Referenzberufs verglichen", erklärt Mara Röllinger, die bei der Handwerkskammer für das Verfahren zuständig ist. Danyliuk hat in der Ukraine keine Hochvolt-Schulung absolviert, die Kfz-Mechatroniker befähigt, auch an Elektrofahrzeugen zu arbeiten. In Deutschland ist die Hochvolt-Ausbildung fester Bestandteil der Lehre, der 36-Jährige muss sie nachholen. "Mit einer Anpassungsqualifizierung soll die volle Gleichwertigkeit erzielt werden", erklärt Röllinger.
Idee des Job-Turbos: Schnell einen Arbeitsplatz und parallel die Qualifizierung
Mit dem sogenannten Job-Turbo, einer Initiative des Bundesarbeitsministeriums, sollen anerkannte Geflüchtete nicht nur schneller, sondern auch nachhaltiger und langfristig in den Arbeitsmarkt integriert werden. Wer einen Integrationskurs erfolgreich abgeschlossen hat, soll so schnell wie möglich Zugang zum ersten Arbeitsmarkt erhalten und parallel dazu weiter qualifiziert werden. "Durch das Arbeiten in einem Handwerksbetrieb wird der Erwerb von Fachsprache gefördert", sagt Rölling. "Die wird auch benötigt, um die Anpassungsqualifizierung mit Erfolg zu absolvieren."

Ein Ende des Krieges in der Ukraine ist nicht absehbar, viele Geflüchtete werden längere Zeit in Deutschland bleiben. Ihm und seiner Familie gefalle es gut in Miltenberg, sagt Kfz-Mechatroniker Dmytrio Danyliuk. Seine Frau spricht bereits sehr gut Deutsch, sie arbeitet als Dolmetscherin für Flüchtlinge. "Jeder Mensch möchte in seiner Heimat wohnen, aber bei uns ist das derzeit nicht möglich. Wir sind gerne hier und auch unsere Kinder haben sich gut eingelebt", sagt der 36-Jährige. Und auch das Autohaus wünscht sich, dass er bleibt.
Das regionale Integrationsnetzwerk "MigraNet plus Franken" unterstützt Betriebe dabei, ausländische Fachkräfte weiterzuqualifizieren, wenn im Anerkennungsverfahren die Gleichwertigkeit mit dem deutschen Referenzberuf nur in Teilen festgestellt wird. Infos bei der Handwerkskammer für Unterfranken unter www.migranet.org und www.hwk-ufr.de