Im Seniorenheim, in der Selbsthilfegruppe, im Kinderhospiz – überall dort trifft man sie an, die „Weißen Engel“. Sie organisieren Gesangsnachmittage und Wochenendausflüge, leihen anderen ihr Ohr und geben guten Rat. Das machen sie nicht nur für Familienmitglieder und gute Freunde, und auch nicht nur dann, wenn es ihnen grade gut passt. Für langjähriges, ehrenamtliches Engagement im Pflege- und Gesundheitsbereich erhielten am Mittwoch zehn Helferinnen und Helfer aus Unterfranken die Auszeichnung „Weißer Engel“.
Helfer sind Schutzengel
„Wir brauchen alle manchmal einen Schutzengel“, sagte Melanie Huml, Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, beim Festakt im Fürstensaal der Würzburger Residenz. Die Preisträger seien für nicht wenige Menschen ein solcher Schutzengel. Der „Weiße Engel“ wird seit 2014 jährlich vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege an höchstens 70 Personen vergeben.
„Weißer Engel“ macht Engagement sichtbar
Zum „Engel“ sind die Preisträger aus unterschiedlichen Gründen geworden. Brigitte Gehlofen engagiert sich seit 2002 beim Hospizdienst des Malteser Hilfsdienstes in Würzburg. Als der Sohn einer Freundin an Krebs erkrankte und starb, kümmerte sich Gehlofen um das Geschwisterkind. „Ich habe damals gemerkt, wie überfordert ich mit der Situation war“, sagt sie. Sie wandte sich also an die Malteser und schilderte den Bedarf, den sie erkannt hatte. Gemeinsam mit der Hilfsorganisation baute sie ab 2003 eine spezielle Hospizbegleitung für Kinder und Jugendliche auf. Heute bereitet sie auch neue Hospizhelfer auf die Aufgaben in der Sterbebegleitung und der Trauerarbeit mit den Angehörigen vor.
Über fünf Millionen Menschen in Bayern engagieren sich ehrenamtlich und „machen damit Bayern so attraktiv und lebenswert“, sagt Huml. Ziel des „Weißen Engels“ sei es, dieses Engagement auch sichtbar zu machen.
Anerkennung für häusliche Pflege
So stehen bei der Auswahl der Preisträger auch solche Menschen im Mittelpunkt, die sich in der häuslichen Pflege engagieren und damit von der Öffentlichkeit nur selten wahrgenommen werden.
Wie zum Beispiel Gabriele Reusch aus Kolitzheim (Lkr. Schweinfurt). Über 17 Jahre pflegte sie zunächst ihre Eltern und schließlich auch ihre an Demenz erkrankte Tante bis zu deren Tod. Seit 2015 pflegt sie außerdem ihren halbseitig gelähmten Ehemann. Dieser war bis vor kurzen noch auf den Rollstuhl angewiesen, kann sich aber dank der fürsorglichen Pflege seiner Frau heute schon wieder lediglich mit der Hilfe eines Gehstocks fortbewegen. „Ein tolles Erfolgserlebnis“, sagt Huml.
Trotz eigener Krankheit engagiert für andere
Mancher „Weißer Engel“ ist sogar selbst schon in einem Alter, in dem andere längst auf Hilfe angewiesen sind. Hildegard Roth aus Kleinostheim (Lkr. Aschaffenburg) ist 1934 geboren und selbst stark sehbehindert. Davon lässt sie sich jedoch nicht bremsen: die begeisterte Musikerin besucht seit 21 Jahren einmal in der Woche das Seniorenheim Kleinostheim und begleitet die dortige Gesangsstunde mit ihrem Akkordeon.
Mit ihrer „Singrunde“ tritt sie außerdem regelmäßig in anderen Seniorenheimen und Kirchen auf. Wie viel solche Veranstaltungen zur Gesundheit älterer Menschen beitragen können, weiß die ausgebildete Ärztin Huml aus eigener Erfahrung.
Ehrenamtliche decken weites Spektrum ab
Brigitte Gehlofen freut sich über die Anerkennung der Staatsministerin. Wie Huml ist auch sie begeistert von dem breiten Spektrum an Tätigkeiten, das die Ehrenamtlichen auf sich nehmen. „Es ist schön, bei dieser Veranstaltung zu sehen, was für tolle Arbeit andere Leute leisten“, sagt sie.
„Wir brauchen alle manchmal einen Schutzengel.“
Melanie Huml, Bayerische Staatsministerin