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GEISSLINGEN: Hintern suchen Heimat

GEISSLINGEN

Hintern suchen Heimat

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    Zwei Schweine, zwei Charaktere: Schröder ist leidenschaftlicher Sportler, Karli eher der Warmduscher. Er macht von seinem Recht auf Freilauf im Hof nur zögerlich Gebrauch.   Nach einer kurzen Runde tritt er den Rückzug in den warmen Stall an. Schröder hingegen rast begeistert von der Scheune zum Hoftor und wieder zurück. 120 Kilo Schwein in voller Fahrt – das nennt man wohl Schweinsgalopp.

    Dass die beiden auch schon weniger schöne Zeiten erlebt haben, ist ihnen nicht mehr anzusehen. Unter der Obhut und Pflege von Claudia Brunner haben sich die Mastschweine von den bescheidenen Bedingungen, unter denen sie gehalten wurden, weitgehend erholt. Jetzt möchte die Tierfreundin aus Geißlingen ihre beiden Schützlinge in gute und vor allem fachkundige Hände abgeben.

    Wem bei den Begriffen „Mastschwein“ und „fachkundig“ nur der Metzger einfällt, liegt in diesem Fall daneben. Claudia Brunner, die auf ihrer „Lucky Farm“ an die 30 verschiedene Tiere beherbergt, plant ein langes, friedliches Leben für Karli und Schröder. Vor allem Karli, der ein gesundheitliches Problem hat, muss mit viel Sachverstand betreut werden.

    Rettung vorm Metzger

    Die Geschichte von Karli und Schröder beginnt in der Umgebung von Augsburg. Dort kaufte eine tierliebe Dame neun Mastschweine von einem Biohof, um sie vor dem Schlachter in Sicherheit zu bringen. Weil sich darunter auch ein unkastrierter Eber befand, wurden aus den neun bald 23 Schweine. Eines davon war Karli. Die Dame brachte sie alle bei einem Bauern unter, der sie gegen ein Entgelt versorgen sollte. Offenbar erging es den Tieren im Schuppen dieses Landwirts aber nicht allzu gut.

    Der Bauer hielt neben den 23 Pensionsschweinen noch eigene Mastschweine, darunter Schröder. Da seine Liquidierung und Verwurstung schon beschlossene Sache waren, kaufte die Schweinefreundin auch ihn frei.   Doch nicht jeder, der Schweine mag, kann auch mit ihnen umgehen. Die Sache wuchs der Dame über den Kopf. Vor allem Karli drohte zu verhungern. In seinem Dünndarm hatten sich die falschen Organismen angesiedelt, sodass er sein Futter kaum verwerten konnte. Nur 70 Kilo wog er, als er zu Claudia Brunner kam.

    „Ich habe mich gewundert, wie er überhaupt noch seinen Kopf tragen konnte“, erzählt die Tierfreundin. Sie ist im Kreis der Schweinefreunde wohlbekannt und nahm ihn und Schröder Mitte November bei sich auf. Schon lange befasst sich Claudia Brunner mit naturheilkundlichen Verfahren für Tiere. Mit der richtigen Ernährung gelang es ihr, Karlis Dünndarm zu stabilisieren. Jetzt ist der drei bis vier Jahre alte kastrierte Eber immerhin schon so schwer wie sein etwa einjähriger Kumpel Schröder.

    Dessen Problem ist das genaue Gegenteil von Karlis: Als Mastschwein wurde Schröder auf maximale Fleischausbeute gezüchtet – eigentlich zu viel für seine Knochen. Wenn Schröder einen seiner Sprints durch den Hof einlegt, droht ihn sein dicker Hintern bisweilen aus der Kurve zu tragen. Deshalb muss das neue Herrchen oder Frauchen von Karli und Schröder ein Schweinekenner sein. Einer, der den Tieren mindestens 1000 Quadratmeter Auslauf bieten kann. Denn die beiden Schweine, die sich während ihrer Kur bei Claudia Brunner angefreundet haben, sollen zusammen vermittelt werden.

    Auch Claudia Brunner vermag nicht vorherzusagen, wie lange Mastschweine leben können. Da die meisten von ihnen durch die Hand des Schlachters ein vorzeitiges Ende finden, war die Lebenserwartung dieser Tiere bisher noch nie Thema wissenschaftlicher Untersuchungen. Doch Claudia Brunner denkt positiv: Sie erinnert sich eines Minischweins, das sie einst im biblischen Alter von 17 Jahren zu Grabe trug.

    Informationen zu Karli und Schröder gibt es im Internet unter

    www.lucky-farm.de

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