Hochwasserkatastrophen auf der einen Seite, Dürren und Ernteausfälle auf der anderen machen an vielen Orten zunehmend Probleme. Der südliche Landkreis Würzburg ist hier keine Ausnahme. Im Juni des vergangenen Jahres etwa sorgte ein Unwetter im Raum Ochsenfurt für vollgelaufene Keller und überflutete Straßen. Aber auch massive Trockenheit in der Natur ist regelmäßig Thema. Ein Grund dafür: der Klimawandel, der Wetterextreme begünstigt. Doch ist das alles?
Dass hinter diesen Problemen noch mehr steckt – und wie sich dagegen vorgehen ließe, erläuterte der Münchner Agrarwissenschaftler Prof. Karl Auerswald zuletzt in einem Vortrag in Bütthard. "Zumindest bei uns sind die Effekte des CO₂-getriebenen Klimawandels noch sehr moderat", erklärte der Bodenexperte. Die Niederschlagswerte haben sich ihm zufolge in Bayern in den vergangenen Jahren nicht so stark verändert, als dass sich Probleme wie zunehmende Überflutungen oder Dürren allein damit erklären ließen.

Unterschätzt würden hingegen die Effekte intensiver Landnutzung, sagte Auerswald. Er sieht darin eine gute Nachricht: "Über CO₂ entscheidet auch jemand wie Trump. Darüber, wie Sie in Bütthard das Land nutzen, entscheiden Sie." Doch wo liegen die Fehler in der Bodennutzung? Und wie lässt sich die Situation verbessern? Auerswald nennt drei Punkte.
Fehler 1: Straßen und Häuser versiegeln immer mehr Fläche.
Es gebe nicht nur immer mehr Gebäude und Straßen, auch deren Art habe sich geändert, sagt Auerswald: "Wo früher ein Schotterweg war, ist jetzt eine mehrspurige Straße." Dadurch werde immer mehr Boden versiegelt. In Bayern sind das aktuell etwa sechs Prozent der Fläche, was 330 Quadratmetern pro Einwohner entspricht, wie Zahlen des Bundesamts für Umwelt belegen. Das schadet der Grundwasserbildung massiv, da auf diesen Flächen Wasser nicht ohne weiteres versickern kann.

Außerdem sorge der sogenannte Oaseneffekt dafür, dass etwa an Baugebiete angrenzende Felder mehr Wasser durch Verdunstung verlieren, so Auerswald. Wasser, das den Pflanzen in Trockenphasen fehlt.
Fehler 2: Das Wasser wird aus der Natur abgeleitet.
Noch mehr Wasser in der Natur gehe durch Entwässerungsmaßnahmen verloren. Auerswald beziffert die drainierte Fläche in Deutschland auf 23 Prozent. Dadurch komme es nicht nur zu mehr Trockenheit, sondern auch das Risiko von Hochwasserkatastrophen steige.
"Wir locken das Wasser in die Ortschaften", sagt Auerswald. Denn zur Entwässerung tragen nicht nur unterirdische Rohre bei. Auch die Wegseitengräben, die sich entlang jeder Straße befinden, hält der Agrarwissenschaftler für ein Problem. Diese führen entlang der Straßen automatisch in die nächste Ortschaft. Noch dazu sind die Gräben effizient gestaltet, sie sollen das Wasser also möglichst schnell ableiten. "Wenn das Wasser aber doppelt so schnell fließt, wird bei starkem Regen auch der Hochwasserscheitel doppelt so hoch", warnt Auerswald.
Fehler 3: Landwirtschaftliche Maschinen sind zu schwer.
Traktoren und Mähdrescher sind in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur leistungsfähiger, sondern auch schwerer geworden. Doch das kann Schäden verursachen, da Poren im Boden dadurch zusammengedrückt werden. Die Folgen: Wasser und Sauerstoff könnten tiefer liegende Erde – den sogenannten Unterboden – nicht mehr gut erreichen, sagt Auerswald.

Dadurch werde das Wurzelwachstum beeinträchtigt. Pflanzen seien gezwungen, ihren Wasserbedarf aus dem Oberboden zu decken. Die oberen Erdschichten trocknen deshalb leichter aus. "Das sieht dann aus wie in der Wüste", sagt der Wissenschaftler, habe aber nichts mit zu wenig Regen zu tun.
Welche Gegenmaßnahmen gibt es?
"Wir können etwas tun. Das ist meine Botschaft", sagt Bodenexperte Auerswald. "Wir sollten aufhören, die Böden zu verdichten, zu versiegeln und die Landschaft zu drainieren", fordert er, nennt aber auch eine ganze Reihe kleiner Maßnahmen. Landwirten empfiehlt der Agrarwissenschaftler etwa mehr Bodenbedeckung auf ihren Feldern – etwa durch sogenannte Mulchsaat.
Dabei handelt es sich um ein pflugloses Saatverfahren, bei dem Pflanzenreste der Vorfrucht oder einer Zwischenfrucht den Boden bei der Aussaat bedecken. So fließe das Wasser langsamer ab, es komme zu weniger Erosion und Verdunstung, sagt Auerswald. Hecken in der Flur könnten ebenfalls die Verdunstung reduzieren. Auch Gründächer, Zisternen oder Schotterrasen statt gepflasterter Flächen seien Möglichkeiten, Wasser in der Landschaft zu halten, so der Bodenexperte.

Aus dem Publikum kam mehrfach die Forderung nach mehr Aufklärung über die Effekte der Bodennutzung. Gleichzeitig kritisierten Landwirte aus der Umgebung Vorgaben, die zum Teil nicht mit den Empfehlungen von Auerswald übereinstimmen oder eine Umsetzung zumindest schwieriger machen.
Das gelte etwa für die aktuelle Waldflurbereinigung in Bütthard, sagte Landwirt Markus Kraus. "Da werden Wege neu gebaut. Die werden aber nur gefördert, wenn links und rechts ein Graben ist", kritisiert er. "Man darf nicht erwarten, dass die Welt von heute auf morgen anders wird", sagte Auerswald. "Es braucht mehr Stimmen, erst dann wird sich etwas ändern."