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OCHSENFURT: Hochwasser von 1784 hat das Gesicht der Stadt nachhaltig verändert

OCHSENFURT

Hochwasser von 1784 hat das Gesicht der Stadt nachhaltig verändert

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    Veränderte Ansichten: In der Stadtansicht, die der Maler Albert Hermann im Jahr 1623 malte, sind Brückenzollturm und Mainmühle an der Ochsenfurter Mainbrücke gut zu sehen. Das Hochwasser vom 29. Februar 1784 veränderte die Stadtansicht nachhaltig. Das Bild hängt im Sitzungssaal des Rathauses und wird von Mai bis Oktober bei der Landesausstellung „Main und Meer“ in Schweinfurt zu sehen sein.  Gerhard Meissner
    Veränderte Ansichten: In der Stadtansicht, die der Maler Albert Hermann im Jahr 1623 malte, sind Brückenzollturm und Mainmühle an der Ochsenfurter Mainbrücke gut zu sehen. Das Hochwasser vom 29. Februar 1784 veränderte die Stadtansicht nachhaltig. Das Bild hängt im Sitzungssaal des Rathauses und wird von Mai bis Oktober bei der Landesausstellung „Main und Meer“ in Schweinfurt zu sehen sein. Gerhard Meissner Foto: Foto:

    Eis und angetriebene Holzstämme stauten das Wasser vor der Mainbrücke. Als die dem Druck nicht mehr standhalten konnte, stürzten zunächst zwei Bögen und schließlich der Brückenzollturm ein. Die Mainmühle, deren Fundamente vor wenigen Jahren bei der Sanierung der Mainbrücke unter dem Asphalt entdeckt worden waren, nahm so großen Schaden, dass sie abgerissen werden musste.

    Die Fahrrinne des Mains lag damals nördlicher als heute unter dem dritten Bogen vom rechten Ufer aus betrachtet. Darüber thronte der Brückenzollturm, in dem der Zöllner wohnte. Die Durchfahrt unter der Brücke war mit einer Kette versperrt, die erst geöffnet wurde, wenn die Schiffleute den Wasserzoll entrichtet hatten. So beschrieb es der frühere Stadtarchivar Hans Hohe in einem „Beitrag zur Stadtgeschichte“ aus dem Jahr 1998.

    Dicke Eisschicht

    In der Nacht vom 28. zum 29. Februar schließlich vollzog sich das Unheil. Der Main war mit einer dicken Eisschicht bedeckt, die unter der Kraft des steigenden Wassers zu großen Schollen zerbrach und mitgerissen wurde. Vor der Ochsenfurter Brücke stauten sich die Schollen. Die Lage wurde durch massige Holzstämme verschärft, die, zu Flößen zusammengebunden, auf dem Main transportiert werden sollten. Nach ihrem Bestimmungsort am Niederrhein wurden sie „Holländer“ genannt.

    Der heutige Stadtarchivar Peter Wesselowsky hat im Fundus des Archivs recherchiert und war dabei unter anderem in der Doktorarbeit von Michael Renner fündig geworden. Der Historiker hatte für seine Doktorarbeit im Jahr 1962 unter anderem die Protokolle des Domkapitels erforscht, das seit 1295 die Herrschaft über Ochsenfurt ausübte.

    Um den Schaden durch das Treibholz gering zu halten, hatte der Schultheiß des Domkapitels demnach noch eine Belohnung von einem Dukaten ausgesetzt, für jeden Stamm, der vor der Brücke an Ufer gezogen wird. Es half nichts.

    Am 2. März berichtete er den Domherren schließlich über „den durch Eisgang verursachten Schaden zu Ochsenfurth und das allda geländete Holländer Holz und anderes betreffend.“

    Auf das heftigste erschüttert

    Im Bericht heißt es: „Den 27ten abhin abends sey das Wasser und Eisstücker hauffig angekommen, welche alsbald einige Quaterstein samt den Klammern an den Brücken Pfeilern herabgestoßen haben! Vielmehr hätten die in groser Menge angekommene Holländer Baumen und Pfeiffenhölzer die Brüke auf das heftigste erschüttert und beschädigt, weshalb Er sogleich veranstaltet habe dass, um weiteren Schaden an der Ochsenfurter Brucken zu verhüten, und jene zu Würzburg in Sicherheit zu bringen, ober und unter der Stadt Ochsenfurth das Holländerholz so viel möglich aufgefangen werden möchte, zu welchem Ende er einem jeden, so einen Holländer Baumen an das Ufer bringen werde, zur Aufmunterung eine Ducat versprochen habe.

    Indessen befinde sich die dortige Maynbrucken in der aussersten Verwüstung: Das Zollhauslein auf der Brucken sey zuerst eingestürzt, sodann habe sich der Thurn gegen Frickenhausen zu umgeneigt, und sey in dieser schreckbaren Krümme vom 28ten abends bis den 29ten (Februar) hangend geblieben, wo er alsdann mit einer förchterlichen Erschütterung und Knall eingefallen sey. Die Brucken selbst belangend, seyen einige Bögen davon, so viel man dermal wahrnehmen könne, wie auch die Brustmauern von dem Eiß und Holländer Bäumen eingestossen.

    Die Maynmühl, woraus er den Müller samt Weib und 4 Kinder mit einem Schelch habe führen und retten lassen, befinde sich ebenfalls in dem elendest Zustand, maßen die Mauern, das Mühlgeschirr und anderes von den Holländer Baumen zusammen gestoßen worden und der völlige Umsturz nahe sey.“

    Die Einschätzung, dass die benachbarten Brückenböden im Mainvorland genügend Platz für ein Hochwasser bieten, hatte sich als irrig erwiesen, wie der Ochsenfurter Chronist Johann Baptist Kestler 1845 in seiner ersten Ochsenfurter Chronik ausführte. Kestler schreibt darin, dass bereits 1718 an den betreffenden Pfeiler Schäden erkannt und repariert worden waren.

    Die Reparatur der Brücke nach dem 29. Februar 1784 ließ lange auf die sich warten. Bis ins Jahr 1793 wurde die Überfahrt durch drei Fährbrücken sichergestellt. Dann ersetzte eine Holzkonstruktion jahrzehntelang die Steinbögen. Am 13. Juli 1866 im Krieg Preußens gegen den deutschen Bund wurde die Hilfskonstruktion niedergebrannt und erst 1867 wieder durch steinerne Bögen ersetzt.

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