Zur Pause hatte sich mancher schon auf einen Lieblingskomponisten festgelegt. Doch auch im weiteren Verlauf des vorletzten Konzertes beim "Festival Lied Würzburg" gab es für die rund 40 Konzertbesucherinnen und -besucher im Toscanasaal der Residenz viel zu entdecken. "Far, far from each other …" (Weit weg voneinander) – welch beziehungsreicher Titel angesichts des Gesamtmottos der Reihe "Zusammen – Allein"!
Als künstlerischer Leiter hatte der Pianist Alexander Fleischer einen eher ruhigen, kontemplativen Abend angekündigt. Doch die Konzeption bot weit mehr als Besinnlichkeit: Gemeinsam mit Fleischer spannten die Altistin Ingeborg Danz und der Geiger Peter Stein – beide nicht nur auf künstlerischer Ebene, sondern auch privat verbunden – einen kontrastreichen Bogen über mehr als zwei Jahrhunderte Liedschaffens.
Melancholisches Erleben von Natur
Üppig der Auftakt mit "Three Songs" für mittlere Stimme, Viola und Klavier von Frank Bridge. Bis in den letzten Winkel erfüllt war der Saal von der vollen Altstimme, in bester kammermusikalischer Manier vereint mit dem dunklen Klang der Viola, eng verwoben mit dem Klavier. Solch intensives, dichtes Musizieren fesselte unmittelbar und band den Hörer ins melancholische Erleben von Natur und Vergänglichkeit ein.
Immer wieder auch Johannes Brahms: Ingeborg Danz schmeichelte und liebkoste mit ihrer Stimme, widmete sich dem Lyrischen auf der einen und der Dramatik auf der anderen Seite. Etwas mehr Textverständlichkeit hätte einen fehlenden Mosaikstein ins Bild gefügt.
Alexander Fleischers Kunst auf die eines Klavierbegleiters zu reduzieren, wäre höchst unangemessen, verfügt er doch über eine seinen Partnern mindestens ebenbürtige Präsenz und Gestaltungskraft. Er vermag ebenso hingebungsvoll einzelne Töne zu tupfen wie rauschende Kaskaden perlen zu lassen, in ihm zentrierten sich die Interpretationen. Fein gewählt durchwegs die Tempi; viel Zeit nahmen sich die Mitwirkenden auch zum Auskosten der Schlüsse.
Erwartungsvolles Liebesidyll
Mit den "Three Irish Folksong Settings" des Zeitgenossen John Corigliano, im Original für Flöte und Singstimme, hier in einer Bearbeitung mit Violine, entstand ein bezauberndes, durchsichtiges, erwartungsvolles Liebesidyll. Und dann Benjamin Britten: In seinen "Three Folksongs" spielt der Komponist mit dem Kontrast aus liedhaft eingängiger Melodik und ausbrechender, unerwarteter Harmonik. Der Boden des Gewohnten bei Volksweisen wie "The Last Rose Of Summer" tut sich auf, man schwimmt zwischen Hörwelten und darf neue, überraschend frische Blicke auf Altbekanntes werfen.