Zwei Tage lang waren die Menschen, die zum Thema Weltkulturerbe Residenz etwas zu sagen haben, zusammengesessen: Vertreter von Bayerischer Schlösser- und Seenverwaltung, staatlichem Bauamt, bayerischen Finanzministerium und der Stadt haben gemeinsam überlegt, wie Residenz, Residenzplatz, Balthasar-Neumann-Straße und Hofstraße künftig aussehen sollen. 28 Architekten und Landschaftsarchitekten aus ganz Deutschland stellten ihnen dazu Ideen zur Auswahl.
Dem Preisgericht des Ideen- und Realisierungswettbewerbs gehörten aus Würzburg neben Oberbürgermeister Georg Rosenthal und Stadtbaurat Christian Baumgart, Domkapitular Jürgen Lenssen, der örtliche Leiter des Staatlichen Bauamtes Joachim Fuchs sowie Mitglieder des Stadtrats und als Fachberater Gerd Weiler, örtlicher Chef der Schlösserverwaltung, an. Das Gremium entschied sich für die Entwürfe der Berliner Büros „bbz Landschaftsarchitekten“ und „Glass Kramer Löbbert Gesellschaft von Architekten“.
Die Vorschläge der Berliner für das Umfeld der Residenz überzeugten laut Preisgerichtsleiter Professor Bernhard Winking aus Hamburg durch seine „gestalterische Qualität“. Sowohl die künftige Straßenbahntrasse, die von Balthasar-Neuman-Promenade am Residenzplatz vorbei in die Theaterstraße biegt, als auch die nötige Infrastruktur wie Haltestelle oder Fahrscheinautomat wurden harmonisch integriert. Besonders die Aufweitung des Platzes hebt das Barockschloss in seiner Wirkung.
Im Siegerentwurf ist der Platz vor der Residenz ruhig und zurückhaltend angelegt. Der Belag besteht aus altem und neuem Pflaster. Der Haupteingang bleibt, wo er ist im Ehrenhof, die Parkplätze sind neu geordnet – ein Verzicht auf die Stellplätze, wie die Unesco wünscht, ist momentan nicht geplant. Die Schließung des Rennwegs dagegen schon: Im Berliner Entwurf, wie auch in allen anderen, dient dieser nur noch als Zufahrt zu den 280 Parkplätzen auf dem Platz. Für Durchgangsverkehr ist er geschlossen.
Im Wissen um die politische Sprengkraft der Schließung, betonte Mathias Pfeil von der Schlösserverwaltung auf der Pressekonferenz in Würzburg: „Dies sind Pläne, die nicht morgen, sondern langfristig realisiert werden sollen." Kommunalpolitisch bedingte Veränderungen seien durchaus noch möglich.
Umbau beginnt im nächsten Jahr
Schneller soll es bei der Hofstraße gehen. Die Realisierung des Wettbewerbergebnisses wird nach Oberbürgermeister Georg Rosenthal im nächsten Jahr angegangen werden. Dann wird die Hofstraße im Stadtbild eine wichtigere Rolle als bisher eingeräumt, die ihrer historischen entspricht:
Als Fußgängerzone wird sie die räumliche und visuelle Verbindung zwischen Dom und Residenz schaffen. Sie bekommt einen einheitlichen Belag mit Markierungsleitlinien, die auch zur Entwässerung dienen und die Touristen leiten sollen. Die Umgestaltung der Straße wird vom Bundesverkehrsministerium im Rahmen des Investitionsprogramms in nationale Weltkulturerbestätten mit 1,6 Millionen Euro gefördert. Da mit der Einrichtung der Fußgängerzone verschiedene Verkehrsumlenkungen zwischen Paradeplatz und Eichhornstraße verbunden sind, wird sich der Stadtrat in nächster Zeit ausführlich damit befassen.
Erst in zehn bis 15 Jahren soll dagegen das Innere der Residenz umgestaltet werden, verwirklicht. Hier soll die Besucherinfrastruktur verbessert und barrierefrei werden. Der Siegerentwurf löst diese Aufgabe mit der Überdachung eines Innenhofes: Unter dem Glasdach sollen Informations- und Kassenbereich Platz finden. Um den Südhof herum ordnen sich Museumsshop und Gastronomie an.
Auch wenn viele der gezeigten Ideen noch Zukunftsmusik sind. An der Bedeutung des vom Bund und Freistaat mit 140 000 Euro finanzierten Wettbewerbs ließen die Entscheidungsträger von Ämtern und Behörden keinen Zweifel. „Es ist selten, dass die Beteiligten ihre Ziele so frühzeitig miteinander abstimmen und zu gemeinsamen Lösungen kommen“, sagte Pfeil. Die Bedeutung für Würzburg betonte Stadtbaurat Baumgart: „Wir haben mit dem Wettbewerb zielführende Überlegungen zu einem sehr wichtigen Teil der Innenstadt gefunden. Diese Anregungen sind zeitnah umsetzbar.“
Die Wettbewerbsarbeiten werden von 29. November bis 8. Dezember im Rathaus ausgestellt.