Die Requisiteure des Hollywood-Films „Die drei Musketiere“ beschaffen sich ihre Materialien nicht schon lange im Voraus, wie man vielleicht annehmen könnte. Sie ziehen erst wenige Tage vor dem Drehtermin los und suchen in Würzburg und Umgebung nach passenden Stücken. So haben sie sich barocke Streichinstrumente von einem Würzburger Geigenbauer ausgeliehen. Mehrere Ladungen mittelalterliches Geschirr haben sie bei einem Töpfer aus Randersacker abgeholt. Fünf Treffen mit den Hollywood-Requisiteuren hat Thomas Henle nun schon hinter sich – rund 100 mittelalterliche Geschirr-Stücke hat er den Filmleuten verkauft. Vom Schnapsbecher bis hin zu Wein- und Bierkrügen war alles dabei.
Über die Handwerkskammer und Kollegen in Bamberg seien die Requisiteure auf ihn gekommen, erzählt Henle. Die Filmleute hätten gar nicht so genau gewusst, was sie wollten, als sie bei ihm in der Werkstatt erschienen. „Sie waren dann aber überglücklich, dass sie meine Ware gefunden haben“, versichert er. Sein selbst getöpfertes Geschirr weist nämlich „mittelalterliche Merkmale“ auf – es hat einen besonderen Wellenrand und wird nicht speziell glasiert.
Bei einem langsamen Temperaturanstieg bis 1300 Grad wird das Geschirr 20 Stunden lang im Holzofen gebrannt. Flammen, Holz und Anflugasche verleihen dem Geschirr die Zeichnung. „Das gibt einen lebendigen Charakter“, schwärmt Henle. Im Gegensatz zu Produkten aus Gas- oder Elektroöfen – die sind für ihn eher uniform. „Einheitliches Geschirr gab es im Mittelalter aber noch nicht, deshalb wirkt Geschirr aus dem Holzbrennofen viel authentischer“, erklärt Henle.
Seit 35 Jahren arbeitet er als Töpfer, seit zwei Jahrzehnten hat er seine Werkstatt im Randersackerer Ortsteil Lindelbach. Henle bekommt viele Aufträge aus der Gastronomie, er hat aber auch Privatkunden und „Laufkundschaft“. An diesem Sonntag steht bei der Kirchweih in Lindelbach die Jahrespräsentation in seiner Werkstatt an.
Mittlerweile hat Henle wieder einen neuen Stoß mittelalterliches Geschirr auf Lager, nachdem die Filmleute im August seinen Bestand aufgekauft haben. Dass die Filmemacher bei ihm angeklopft haben, macht den Töpfer schon ein bisschen stolz: „Man darf sich aber trotzdem nicht zu sehr im Preis drücken lassen“, fügt er hinzu. Eigentlich wollten die Filmleute seine Ware nur ausleihen, geeinigt haben sich beide Seiten dann auf einen Kauf. Den Preis verrät Henle allerdings nicht.
Wofür sein Geschirr eingesetzt wird, weiß Henle zwar ungefähr, aber er „darf nicht aus dem Nähkästchen“ plaudern. In Bamberg und Burghausen war das Geschirr aber wohl beim Dreh dabei und vielleicht kauft die Film-Crew auch noch eine weitere Ladung. Am Wochenende hatte Henle wieder Besuch von einem Requisiteur.
Was mit dem Geschirr geschieht, weiß er nicht genau, er hat aber mitbekommen, dass die gleiche Ware nicht gerne in mehreren Filmen eingesetzt wird. „Wenn ich wüsste, aus welchem Becher Orlando Bloom getrunken hat, würde ich ihn natürlich liebend gerne zurück nehmen und versteigern“, sagt Henle geschäftstüchtig.