Aus Wiener Würstchen lassen sich Hasenohren machen, Schweinebeinchen, Gesichter, Wattwürmer oder Uhrzeiger. Wolfgang Ries gibt dem Essen ein Gesicht. Seine Rezepte für Kinder hat der Külsheimer im Sommer als Buch herausgebracht. „Schnutenpitzel für Lena“ heißt das Büchlein, das aus der Essenszubereitung einen kreativen und amüsanten Vorgang macht.
Wie man für Kinder kocht, das hat der 51-jährige Elektroingenieur im Zeltlager gelernt. Schon in jungen Jahren nahm er als Gruppenleiter an Jugendfreizeiten teil und geriet dort, mehr oder weniger unfreiwillig, in die Lagerküche. Nach mehr als 30 Jahren weiß Wolfgang Ries inzwischen sehr genau, was Kinder und Jugendliche gerne essen. „Es gibt so Klassiker wie Spaghetti Bolognese, Pfannkuchen, Fischstäbchen oder Frikadellen, mit denen erreicht man 80 Prozent der Kinder“, sagt Ries.
Er hat aber die Erfahrung gemacht, dass man auch mal mutig sein und Kindern etwas vorsetzen kann, was aus dem beliebten Süß-und-fettig-Schema herausfällt. „Gerade Mädchen wissen gesundes Essen zu schätzen“, sagt Ries. Deshalb hat er im Zeltlager auch schon mediterrane Gerichte zubereitet oder Boeuf Stroganoff und Krabbencocktail serviert. Die vielen Rezepte, die er während seiner Jugendleiter-Laufbahn erprobt hat, hat Wolfgang Ries bereits vor Jahren in Buchform und als Zeitschrift veröffentlicht.
Essen muss schmecken – das setzt der kulinarische Autodidakt voraus. Während der Vorbereitung auf ein Zeltlager unter dem Motto „Asterix und Obelix“ packte ihn aber auch noch die Kreativität: Das Essen sollte die Kinder zum Staunen bringen. Wolfgang Ries fing an, aus Salamis kleine Männchen zu machen und fertigte schließlich ein ganzes gallisches Dorf aus Lebensmitteln.
Ries aber wollte noch viel mehr ausprobieren. Seine Zielgruppe: Kinder von vier bis 14 Jahren und Eltern, die für ein ideenreiches Kinderessen weder stundenlang in der Küche stehen noch ein Vermögen ausgeben wollen. So entstand „Schnutenpitzel für Lena“, das er im Eigenverlag herausgebracht hat. „Die Zutaten bekommt man überall“, sagt der Autor. „Sie sind nicht teuer und das Essen macht satt.“
Schildkrötenparade
Das Büchlein macht schon beim Durchblättern Spaß und Appetit. Da grinst den Leser der „Breitmaulfrosch“ an – eigentlich nichts anderes als ein Hot Dog mit Augen aus Gurken und einer Cocktailtomate als Nase, dem zwischen gelben Fangzähnen aus Senf gebratene Zwiebeln aus dem breiten Brötchengesicht quellen. Ein paar Seiten weiter lodert ein Lagerfeuer aus gelben und roten Paprikaschoten inmitten von Fischstäbchen, verkleidet als Holzscheite.
Ebenso simpel wie heiter kommt die „Schildkrötenparade“ daher: Kaiserbrötchen mit Kopf und Beinchen aus Bratwürstchen. Und das Pommes-Rot-Weiß-Rezept von Wolfgang Ries macht nicht mal dick: Es handelt sich um Ananasstäbchen, serviert mit zwei Soßen aus Himbeeren und Vanillequark. Das knusprige Schnutenpitzel, besser bekannt als Putenschnitzel, bildet den Körper einer Schnecke mit einem Haus aus Kartoffelbrei auf grünem Erbsenuntergrund. Der Titel fiel Wolfgang Ries übrigens eines Abends vor dem Fernseher ein. Einfach so.
„Man muss auf sein Bauchgefühl hören“, erklärt der Kreativkoch. So entdeckt er in einem Haufen Kartoffelsalat einen Hasenkörper, macht Augen aus Pfefferkörnern, eine Zunge aus Paprika und Barthaare aus Schnittlauch. In Cocktailtomaten sieht Ries die Körper kleiner Wichtel mit Mützchen aus Basilikumblättern. Er lässt sich inspirieren von dem, was er sieht. Das kann eine Fernsehwerbung sein oder die Augsburger Puppenkiste. „Hauptsache, es macht Klick.“
All seine Rezepte hat Wolfgang Ries zu Hause ausprobiert. Dass sie bei der Zielgruppe auch ankommen, dafür garantiert unter anderem Lena. Die Achtjährige lebt in Würzburg und ist die Tochter einer guten Bekannten des Külsheimers. Ihr hat Ries Fotos aller seiner Kreationen geschickt. „Wenn sie ihr gefielen, habe ich weiter gemacht“, erzählt der Koch. Für die Beurteilung des Geschmackserlebnisses waren die Nachbarskinder in Külsheim zuständig.
„Das Schlimmste für mich wäre, wenn die Leute die Rezepte nicht hinkriegen würden“, sagt Wolfgang Ries. Die Beurteilungen seines Werks deuten allerdings etwas anderes an. Ries hat sie bei den Internethändlern entdeckt, die das Buch vertreiben. „Endlich essen meine Kinder wieder“, habe eine Käuferin geschrieben. „So was will ich hören“, sagt Ries.
Schnutenpitzel
Das Buch „Schnutenpitzel für Lena“ von Wolfgang Ries ist erschienen bei „Books on Demand“, kostet 12,95 Euro, enthält 48 Rezepte mit 57 Fotos und hat die ISBN-Nr. 978-3-842-35289-6.
Es ist auf Bestellung im Buchhandel erhältlich, im Internet und bei Wolfgang Ries selbst unter: info@lagerwolfgang.de