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RIMPAR: Hund und Herr auf dem Weg nach Santiago

RIMPAR

Hund und Herr auf dem Weg nach Santiago

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    Ein Team,: Helmut Bergup und mit Hündin Frieda aus Rimpar waren mit Rad und Anhänger gemeinsam unterwegs – in sechs Wochen von Würzburg bis nach Santiago die Compostela.Foto: D. Peter
    Ein Team,: Helmut Bergup und mit Hündin Frieda aus Rimpar waren mit Rad und Anhänger gemeinsam unterwegs – in sechs Wochen von Würzburg bis nach Santiago die Compostela.Foto: D. Peter

    Am 2. Juni sind sie in Rimpar gestartet, am 7. August standen sie vor der Kathedrale von Santiago de Compostela: Helmut Bergup und Vierbeiner Frieda waren 67 Tage unterwegs. Der Betriebswirt mit dem Fahrrad, der Hund zu Fuß und im Fahrrad-Anhänger.

    Die Ernüchterung kam gleich am Anfang. „Ich hatte die Strecke von Rimpar nach Rothenburg total unterschätzt“, erzählt Helmut Bergup lachend. Dabei ist der 64-Jährige immer schon ein leidenschaftlicher Sportler gewesen. Und er hatte sich bestens vorbereitet. Monatelang hatte er vor der Reise nach Santiago de Compostela, zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus, seine Muskulatur aufgebaut.

    Und er hat Frieda trainiert. Dass die vierjährige Mischlingshündin aus einer ungarischen Tötungsstation mit soll auf die Reise, war nie eine Frage. „20 Kilometer täglich läuft sie ohne Probleme“, sagt Bergup. Für den Rest kaufte er einen stabilen, 15 Kilo schweren Fahrradanhänger, an den er den Vierbeiner aber erst mal gewöhnen musste. „Am Anfang war das Ding ihr sehr suspekt. Heute liebt sie es.“

    Auch auf neues Futter musste Frieda sich einstellen. „Ein paar Wochen vor der Reise haben wir ihre Ernährung auf ein bestimmtes Discounter-Futter umgestellt“, erzählt Bergup, „das gibt es auch in Frankreich und Spanien“. Vorsichtshalber hatte er aber immer einen Hundefutter-Vorrat dabei, damit die 30-Kilo-Hündin auf der langen Reise nicht darben musste, wenn es irgendwo mal keinen Supermarkt gibt.

    Etwa 70 Kilo Gepäck hatte der 64-Jährige auf dem Fahrrad: Ein Zelt für die Nächte, in denen Herr und Hund keine Unterkunft fanden. Schlafsack und Sonnencreme. Kamera, Handy, Ladekabel . . . „Meine Klamotten habe ich jeden Abend gewaschen“, sagt Bergup.

    Herr und Hund haben andere Wege genommen als die Pilger, die zu Fuß unterwegs waren. „Für Wanderer sind Schotterwege kein Problem“, sagt der 64-Jährige, „für ein Fahrrad mit Anhänger schon“. Deshalb führte die Route nach Speyer und nach Metz und nach St. Jean Pied du Port.

    Als es über die Pyrenäen ging, stieß Bergups Lebensgefährtin Ulrike Börtlein zu dem Duo. „Ich bin mit dem Auto von Rimpar nach Frankreich gefahren und habe Frieda übernommen, damit Helmut den Hund nicht im Anhänger über die Pässe transportieren musste“.

    „Am Anfang war der Fahrradanhänger Frieda suspekt. Heute liebt sie ihn.“

    Helmut Bergup Radpilger

    Im spanischen El Rabanal hat die 56-Jährige „den Pilgergeist“ gespürt. In Santiago de Compostela nicht. „Da war mir alles viel zu touristisch.“ Wie auf dem Rummel sei es dort zugegangen. „An jeder Ecke stand an ein Pantomime und die Gastwirte versuchten, uns in ihre Lokale zu ziehen.“

    Ulrike Börtlein hat ihren Partner unterstützt bei seinem Entschluss, diese Reise zu machen. Auch sie ist sportlich. „Ich bin mal acht Tage allein mit dem Rucksack von Rimpar nach Bad Königshofen gewandert“, erzählt sie, „das war eine tolle Erfahrung“. Als sie wieder daheim war, hatte das Paar überlegt, gemeinsam auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela zu laufen. Aber das hätte ein halbes Jahr gedauert. Und so lange hätte Ulrike Börtlein nicht von ihrer Arbeit weg bleiben können.

    Helmut Bergup ist im Ruhestand. Religiöse Motive hatte er nicht für die Pilgerreise. „Ich bin nicht wirklich gläubig“, sagt er, „es war der sportliche Aspekt, der mich reizte“.

    Der 64-Jährige war meistens allein mit Frieda auf seiner Reise. Er hat auch nicht viele Leute kennen gelernt. Nur ein paar Radfahrer aus Belgien, den Niederlanden und Deutschland. Es war nicht leicht, Kontakte zu knüpfen. „In den Pilger-Unterkünften sind Hunde nicht erlaubt“, erzählt Bergup, „deshalb habe ich in Hotels übernachtet und ein paar Mal im Zelt“.

    Meistens hat er die Einsamkeit genossen, hat „entschleunigt“ und viel nachgedacht. Und schnell hat er gemerkt, dass sein ursprünglicher Plan, täglich 60 bis 80 Kilometer zu fahren, illusorisch ist. „Ich bin im letzten Drittel meines Lebens“, sagt der 64-Jährige, „da tut es gut, mal innere Einkehr zu halten“. Manchmal kam er auch an seine körperlichen Grenzen. „Da habe ich dann insgeheim gehofft, dass irgendwas am Fahrrad kaputt geht, damit ich die Reise guten Gewissens abbrechen kann“. Im Nachhinein ist er aber „froh, dass das nicht passiert ist“.

    Die lange Fahrt habe einiges mit ihm gemacht, sagt der Betriebswirt. „Ich sehe jetzt viele Dinge anders. Und ich habe gelernt, dass man auch mal pausieren muss.“

    Öfter mal plagten ihn während der beschwerlichen Reise Muskel- und Rückenschmerzen. Aber richtig krank wurde nur Frieda. In Frankreich bekam die Hundedame eine Blasenentzündung und musste zum Tierarzt. „Sie hat sich aber schnell erholt“, sagt ihr Herrchen.

    Obwohl er 67 Tage auf dem Fahrrad gesessen und 2400 Kilometern zurückgelegt hat – Helmut Bergup hat nicht genug vom Fahrradfahren. Auch Frieda hat die Schnauze noch lange nicht voll. Deshalb sind die beiden auch jetzt noch täglich irgendwo in Unterfranken unterwegs.

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