Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Hunde reißen Schaf

WÜRZBURG

Hunde reißen Schaf

    • |
    • |
    Trügerisches Idyll: Schäfer Robert Miles ist derzeit nicht zum Lachen zumute. Hunde haben ein Schaf aus seiner Herde gerissen.
    Trügerisches Idyll: Schäfer Robert Miles ist derzeit nicht zum Lachen zumute. Hunde haben ein Schaf aus seiner Herde gerissen. Foto: Foto: THERESA MÜLLER

    Im Würzburger Stadtgebiet leben 2770 steuerpflichtige Hunde. Die Dunkelziffer der nichtangemeldeten Tiere? Sie könnte groß sein. Jogger wissen ein Lied davon zu singen, was die Menge der freilaufenden Hunde angeht. Was sagen Hundebesitzer gerne so schön? „Der tut nichts, der will nur spielen.“ Freilaufende Hunde sind ein Dauerproblem. Da könnte man es noch als Marginalie ansehen, wenn ein Läufer oder Spaziergänger gegen seinen Willen mit Dreckpfoten angesprungen oder im Gesicht abgeschleckt wird. Mancher sieht freilich schon das als unmöglichen Angriff auf seine Person. Längst kein Spiel ist es aber mehr, wenn – wie vergangene Woche in den Abendstunden im Stadtteil Heuchelhof passiert – wieder einmal ein Schaf von zwei freilaufenden Hunden gerissen und später tot aufgefunden wurde.

    „Wegen der paar Schafe nehme ich meinen Hund nicht an die Leine.“

    Hundebesitzer gegenüber Schäfer Robert Miles

    Robert Miles, der im Naturschutzgebiet Bromberg-Rosengarten direkt im Anschluss an die Heuchelhof Bebauung mit seiner Schafherde seit Jahren offiziell Landschaftspflege betreibt, hat den Vorfall beobachtet. Es seien zwei Frauen gewesen, die ihre drei Hunde ausgeführt hatten. Einer war noch an der Leine. Die beiden anderen liefen frei. Es seien größere Hunde gewesen, berichtet der Schäfer. Er war mit seiner Herde nicht weit vom Wiener Ring in der Nähe der Kinderspielplätze unterwegs, als die beiden Hunde „wie wilde Wölfe“ ein Schaf von der Herde trennten und davon hetzten.

    Später wurde das Tier 300 Meter von der Herde entfernt gerissen und tot aufgefunden. Die Redaktion hat Bilder von dem zerfleischten Tier, die wir dem Leser nicht zumuten wollen.

    Der Schäfer ist verärgert. Knapp eine Woche ist er auf der Weide, schon hat er einen Verlust von rund 400 Euro. Und es sei nicht das erste Mal gewesen. Nicht immer würden die Schafe von den Hunden tödlich verwundet. Oft würden sie verletzt, dann hat der Schäfer Tierarztkosten. Im vorigen Jahr wurde aus seiner Herde ein Lamm gerissen. Das Sommer-Weidegebiet von Miles reicht bis in die Winterhäuser Gemarkung. Dort gibt es das gleiche Problem. Dann kommen die Hunde meist aus Richtung Rottenbauer. Nicht immer, erzählt der Schäfer, würden Schafe direkt angegriffen. Oft reiche der Jagdtrieb der Hunde, die ganze Herde zu zerstreuen. Einmal habe er einen ganzen Tag gebraucht, um sie wieder zusammen zu bringen.

    „Wenn das so weiter geht, mache ich das nicht mehr“, kündigt er an. Er ist Schäfer aus Leidenschaft. Seinen Wohnwagen hat er immer neben dem Pferch, zur Sicherheit für seine Schafe. Einmal musste er in der Nacht um Eins einen Hund aus dem Elektrozaun holen.

    Sauer sind auch die Jäger auf die Hunde – „aber die tun nichts“ meint Miles. Er wundert sich. Und es liefen immer wieder ja auch viele kleine Kinder auf dem Weidegelände herum. Das kümmere wenige. Ein Mann mit einem Jagdhund habe ihm gegenüber ziemlich frech geäußert: „Wegen der paar Schafe nehme ich meinen Hund nicht an die Leine“. Ein wenig Ruhe herrsche, wenn die Polizei kommt und Strafzettel verteilt.

    Die beiden Frauen sind, wie der Hirte berichtet, auf seine Ansprache hin „geflüchtet“ – so wie sich viele Hundebesitzer nicht für ihre Tiere verantwortliche fühlen. Doch Miles hat Fotos mit seinem Handy gemacht und ist sicher, dass die Hundebesitzer sich gegenseitig gut kennen und eine Aufklärung möglich ist. Er selbst hat – wie es sich gehört – für seine Herde einen eigenen Hund. Bewusst eine Hündin, die „Gott sei Dank“ nicht auf jeden freilaufenden Hund reagiere: „Sonst hätte ich noch mehr Probleme.“

    Dass Schafe in der Nähe von Wohngebieten gerissen werden, ist tatsächlich etwas ungewöhnlich. Im Umland geht es fast ausschließlich um die Hatz und die die Tötung von Rehen. Das wird immer dann wieder öffentlich, wenn trächtige Tiere gerissen wurden – weil dann der Ärger der Jäger besonders groß ist.

    Wolfgang Remelka von der Polizei Würzburg-Land sagt beim Blick in die Akten, dass im Jahr 2010 sechs Fälle mit toten Rehen verzeichnet sind. 2011 war es ein Fall, heuer seien bis jetzt schon sechs Fälle dokumentiert. Die meisten Vorkommnisse dieser Art werden aber nicht entdeckt. Weil Hundebesitzer sich eher in Schweigen hüllen, wenn ihr Blut-besudelter Hund aus dem Wald zurückkommt.

    Anleinpflicht und Freilauf-Flächen

    Geregelt ist sie in jeder Kommune unterschiedlich – so wie die Gemeinden auch bei Naturschutzgebieten unterschiedlich entscheiden können. Generell gilt, dass außerhalb geschlossener Ortschaften keine Leinenpflicht besteht. Unter die Leinenpflicht fallen Hunde mit einer Schulterhöhe ab 40 Zentimeter. Grundsätzlich gilt aber auch, dass ein Hundehalter – unabhängig von der Größe seines Hundes – verpflichtet ist, seinen Hund im Griff zu haben. Im Würzburger Stadtgebiet, wo in allen öffentlichen Bereichen und Grünanlagen eine Anleinpflicht besteht, wurden eigens Freilauf-Flächen eingerichtet, die gekennzeichnet sind.

    Zellerau: Mainwiesen vom Ende des neuen Grillplatzes bis 200 Meter nach dem Schifferkinderheim Richtung Zell.

    Versbach: Versbacher Straße parallel zur Pleichach.

    Frauenland: Vom Sanderheinrichsleitenweg zwischen Parkplatz Adamibad und Trautenauer Straße bis Zeppelinstraße.

    Frauenland: Zwischen Elferweg Richtung Tierheim und Bahndamm Gattinger Straße.

    Keesburg: Sanderrothstraße, Ecke Mittlerer Neubergweg bis Stichweg Ehrenfried-Straße.

    Heuchelhof: Heuchelhofstraße Ecke Straßburger Ring hinter der Gethsemane-Kirche bis zum Wiener Ring.

    Rottenbauer: Akaziensteige Richtung Würzburg entlang Rottenbauerer Grund bis Fußweg zum Heuchelhof.

    Heidingsfeld (zur Probe) : Zwischen Waschplatz und Kanu-Club unterhalb des Parkplatzes Neubert.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden