Philippe, ein ehemals großer Macher und reicher Geschäftsführer aus Paris und seit einem Paragliding Unfall querschnittsgelähmt. Driss, ein gerade aus dem Gefängnis entlassener junger algerischer Einwanderer voll unkonventioneller Lebensfreude, der ihn pflegen soll. So unterschiedlich die Beiden auf den ersten Blick auch scheinen mögen – man kennt sie als „Ziemlich beste Freunde“. Dieses Stück feiert an diesem Donnerstag im Theater Chambinzky Premiere.
Wenn Thorsten Rock und Luis Leisterer sich auf der Bühne gegenüberstehen, ist diese besondere Beziehung zu spüren, das einander Abtasten, die Harmonie und die Freude darüber, mit seinem Freund zu reden.
„Wenn der Kollege sagt ,Gib mir fünf‘, dann muss man lernen, sich zu kontrollieren und die Hand unten zu lassen“, erklärt Thorsten Rock. Der 50-Jährige spielt Philippe, den Tetraplegiker, einen Querschnittsgelähmten, der Arme und Beine nicht mehr bewegen kann. Von der ersten Probe an sitzt er im Rollstuhl, der sich über ein Mundstück steuern lässt. „Ich bleibe auch in den Pause im Rollstuhl. So kann ich mich am besten in meine Rolle hineinversetzen.“
Der bei einer Versicherung tätige Würzburger kam 1983 über Statistenrollen zum Theater. Seit 1989 spielt er die verschiedensten Rollen im Chambinzky. Die Rolle des Philippe scheint für ihn eine besondere zu sein. Er hat die Bücher gelesen, auch die Autobiographie von Philippe Pozzo di Borgo und Abdel Sellou. „Das Buch war sehr philosophisch. Erst jetzt in der Rolle eröffnet sich mir mehr und mehr die Geschichte“, sagt Rock. Zwar kann er sich ein wenig in die Situation hineinfühlen, hat selbst eine leichte Lähmung aufgrund eines Unfalls. „Aber bis zum Hals gelähmt zu sein, ist eine ganz andere Erfahrung.“
Zur Vorbereitung hat er mit einem Tetraplegiker von der Arche gesprochen. „Der Querschnittsgelähmte war trotz allem agil und hatte so einen Lebensmut, das war wirklich beeindruckend.“ Die Firma Haas und Sunshine Medical Care stellten den Elektrorollstuhl mit Kinnsteuerung zur Verfügung, ohne diesen könnte das Stück nicht gespielt werden.
Die Bühne ist klein, das Manövrieren mit dem Rollstuhl will hier geübt sein. Und doch ist es gerade dieser kleine Raum, der zu so einem intensiven Stück passt. „Ein Theaterstück kann man nicht mit dem gleichnamigen Film vergleichen“, sagt Regisseurin Martina Esser. „So habe ich mich gefragt: Traue ich es mir zu, ein Stück zu inszenieren, das eine ähnliche Wirkung entfaltet? Theater erzählt vor allem die Beziehung zwischen zwei Menschen, das ist einzigartig.“
Komödie mit Tiefgang
Es bedarf einer bestimmten Spielweise für zwei so unterschiedliche Charaktere wie Philippe und Driss. „Die Schauspieler müssen sich ihren Rollen voll und ganz zur Verfügung stellen“, erklärt Esser. „Das verlangt viel, es ist aber auch ein großartiges Geschenk, sich mit so etwas auseinander zu setzen. Die Schauspieler sind unglaublich präsent.“
Es sind Kleinigkeiten: Wie liegt die Hand, welche Körperspannung muss ich wahren? „Das ist eine Kopfsache“, erklärt Thorsten Rock. „Ich bin ein sehr körperlicher Mensch, spiele auch mit dem ganzen Körper und muss ihn jetzt stark kontrollieren. Ich finde vor allem deshalb dieses Stück deshalb eine persönliche Herausforderung.“ Auf der Bühne sei zudem mehr möglich als im Film.
„Die Darstellung kann direkter angesprochen werden. Vor allem geht das über die Situationskomik, die sich durch das ungleiche Paar ergibt, sagt Rock. „Es bleibt also eine Komödie“, verspricht Rock, alias Philippe. „Und diese lebt von Leichtigkeit, hat aber auch Tiefgang.“
Premiere von „Ziemlich beste Freunde“ im Theater Chambinzky ist am Donnerstag, 13. November, um 20 Uhr.
Weitere Aufführungen sind bis Weihnachten immer mittwochs bis samstags um 20 Uhr, sonntags um 19 Uhr.