Als kleiner Kerl hat er bittere Tränen geheult, als sein Vater abgeführt wurde. So jedenfalls kam es dem Buben Georg seinerzeit vor, während der Vater, der Tenor Hendrikus Rootering, als Zauberflötenheld Tamino auf der Bühne seine Prüfungen bestehen musste. Später, mit 15 Jahren, hat Georg Rootering jede Art von Oper gehasst. Der Gesang ging ihm einfach auf die Nerven, Sinfoniekonzerte fand er viel interessanter.
Heute ist Georg Rootering ein quer durch Europa gefragter Regisseur. In Deutschland, Estland, Japan, Österreich und im Fürstentum Liechtenstein, wo er von 1997 bis 2006 Intendant des Theaters am Kirchplatz in Schaan war, in Städten wie Athen, Paris, Helsinki, Zürich und Turin hat er Opern und Schauspiele auf die Bühne gebracht.
Sein Handwerkszeug hat der in Krefeld geborene Georg Rootering gründlich gelernt, Künstler mit großem Namen wie Otto Schenk, Herbert von Karajan, Peter Beauvais, Harry Kupfer, Johannes Schaaf, Claudio Abbado, Nikolaus Harnoncourt und viele andere haben seinen Berufsalltag begleitet. Wer ihn am meisten beeindruckt hat? Die Antwort des Theatermanns kommt wie aus der Pistole geschossen: „Peter Stein. Und noch mehr Rudolf Noelte“.
Rootering sitzt im Salon des Herrn von Eisenstein, der Kulisse des 1. Aktes der Strauß-Operette „Die Fledermaus“, die er für die Würzburger Bühne inszeniert hat. Um ihn herum werden letzte kleine Handgriffe vor der Premiere erledigt, gespannte Erwartung und gezügelte Nervosität beherrschen die Atmosphäre. Voller Nachdruck und gezähmtem Temperament schwärmt Rootering von der unbedingten Kompetenz der hoch geschätzten Kollegen und davon, was er von ihnen gelernt hat. „Kreatives Verständnis muss man sich in jedem Genre erarbeiten, egal ob Oper, Schauspiel oder Musical“. Dafür arbeitet er akribisch genau, beleuchtet das Werk aus dem Geist der Musik und des Autors und schwört das gesamte Team auf ein Ziel ein. „Ich bleibe im Dialog, erkläre, was ich mit dem Stück vorhabe, was man hinterfragen kann, welchen Weg ich als Regisseur gehen will. Jedes Stück ist ein eigener Kosmos, eine Herausforderung.“ Und selbstbewusst fügt er auf die Frage nach Experimenten hinzu: „Ich habe es nicht nötig, eimerweise Blut zu verschütten, um gute Unterhaltung auf die Bühne zu bringen“.
Während und nach Lehr- und Wanderjahren hat sich Georg Rooterings künstlerisches Leben an bedeutenden Häusern abgespielt. Dazu gehören die Wiener und die Münchner Staatsoper, das Aaltotheater in Essen. Rootering hat bei den Salzburger Festspielen, der Styriarte Graz, dem Mozartfestival Prag gearbeitet. Auch in Würzburg, wo er von 1995 bis 1997 Oberspielleiter des Musiktheaters im Mainfranken Theater war, hat er Spuren hinterlassen. Seine Inszenierungen von „Aida“, „Elektra“, „La Traviata“, „Tristan und Isolde“, „Die Zauberflöte“, „Un Ballo in Maschera“ und die viel diskutierte Oper „Tilman Riemenschneider“ waren erfolgreich.
„Ich kann kein Hehl daraus machen, ich liebe dieses Haus“, lächelt er. „Hier habe ich meine größten Erfolge erlebt. Das verbindet.“ Seit 2006 ist Georg Rootering freier Regisseur, der nach wie vor in Liechtenstein seinen Wohnsitz hat. Von seinen vier Kindern, zwei Söhnen und zwei Töchtern, ist zu seiner großen Erleichterung keiner in die Fußstapfen des Vaters getreten. „Denn der Theaterberuf ist mittlerweile extrem schwierig geworden.“
Die nächsten Vorstellungen der „Fledermaus“ sind am 19. und 31. Dezember, 5. und 9. Januar, jeweils 19.30 Uhr.