Das Neubaugebiet Vorderer Höchberg II ist weiter in aller Munde. Bei einer Infoveranstaltung stellten Reichenberger Bürger zahlreiche Ideen zur Planung vor. Die sollen nun laut Bürgermeister Stefan Hemmerich abgewogen und wenn möglich in die weiteren Planungen mit einbezogen werden.
Zu Beginn des Abends, zu dem 150 bis 200 Bürger gekommen waren, ging Hemmerich noch einmal auf die Entwicklung am Vorderen Höchberg ein, wo die Planungen schon 20 Jahre zurückreichen. Dabei sei die Dimension in der Vergangenheit mit rund 120 Bauplätzen deutlich größer gewesen. Inzwischen habe man den Vorderen Höchberg II auf 56 Bauplätze und eine „lockere Bebauung“ abgespeckt.
Gemeinderat in Klausur
Über die Größe und Problematik dieses Baugebietes hatte der Reichenberger Gemeinderat in einer Klausur intensiv beraten. Am Ende stand der Entschluss, das Baugebiet zu vollenden.
Über den aktuellen Stand der Planungen informierte Joachim Rehbein vom zuständigen Planungsbüro. Aus dem Flächennutzungsplan von 2005 gehe hervor, dass der Markt Reichenberg mit seinen vier Ortsteilen bis zum Jahr 2020 einen Wohnraumbedarf von 280 weiteren Häusern hat. Alles, was seither gebaut wurde, reiche aber nicht aus. Die Gemeinde sei aufgrund ihrer günstigen Anbindung an die Stadt Würzburg vor allem für junge Familien interessant. Und gerade die fehlten momentan in Reichenberg.
„Wenn wir keinen Wohnraum mehr schaffen, dann werden wir irgendwann auch keine Infrastruktur mehr haben in Reichenberg“, machte Rehbein deutlich. In Bezug auf Ideen, Wünsche und Anregungen zu den Planungen sagte Rehbein: „Wir sind offen für alles.“
Wichtiges Thema Schattenwurf
Ein wichtiger Diskussionspunkt war die Gebäudehöhe und der Schattenwurf auf die bestehende Bebauung. Anwohner befürchten, dass die neuen Häuser höher werden als die bestehenden, die laut Bebauungsplan eingeschossig gebaut werden mussten. Die neuen Häuser dürfen nach derzeitigen Planungen zweigeschossig werden.
Über die Geschossflächen allein werde man die Gebäudehöhe nicht regeln können, meinte der Bürgermeister dazu. So könne ein eingeschossiges Haus mit Spitzgiebel durchaus höher sein als zweigeschossiges mit einem Flachdach. Lange würde über die Problematik des Schattenwurfs diskutiert. „Ein neues Haus wird immer in irgendeiner Form Schatten auf die bereits vorhandenen Häuser werfen“, meinte Hemmerich.
Dagegen hielt Annette Schuhmann von der Initiative „Lebenswerter Höchberg“: „Die meisten Menschen bevorzugen sonnige, lichtdurchflutete Grundstücke.“ Das werde in Zukunft noch viel mehr werden, weil die Sonnenenergie immer mehr genutzt werde. Neue Bauherren müssten per Gesetz auf regenerative Energien zurückgreifen, da stehe Sonnenenergie an erster Stelle.
Die Gemeinde solle nun mit der Bauleitplanung die Voraussetzungen „für eine solare Optimierung“ schaffen, forderte sie.
Einschränkungen gering halten
Schatten ließen sich aber nicht vermeiden, machte Gemeinderat Wolfgang Pulzer (SPD) deutlich: „Das ist einfach so. Das Problem hat jeder.“ Das Ziel müsse sein, dass die Leute, die da schon wohnen, möglichst wenig Einschränkungen haben. „Vernünftig argumentieren und nicht nur auf die persönlichen Vorteile schauen“, meinte er.
„Ich kann die Sorgen der Anwohner verstehen, denen nun direkt vor die Nase gebaut wird“, sagte der Bürgermeister dazu. Zu Recht würden sie darauf hinweisen, dass ihre Einschränkungen infolge der Neubebauung nicht über ein gewisses Maß hinausgehen. Man werde ihre Belange nun prüfen.
Für Rücksichtnahme auf den Altbestand sprach sich auch Gerhard Hartmann aus. „Die einfachste Lösung wäre, den Reihenabstand der Häuser so groß wie möglich zu machen“, meinte Annette Schuhmann. Im Sinne der „Rücksichtnahme und sozialen Gerechtigkeit“ müsse die Gemeinde dies regeln. Bei größeren Reihenabständen könne man den neuen Bauherren mehr Freiheiten beim Bauen gewähren und das sei doch im Sinne Aller, meinte sie.
Weiter fordert die Initiative unter anderem die „Vermeidung von Verschattung der Häuserfassaden und damit verbundenen unnötigen Energiekosten“, den Erhalt und die Schaffung von Wohn- und Lebensqualität, die Minimierung der Flächenversiegelung, die Förderung der Gesundheit, weniger Lärm und Schmutz für Anlieger während der Bauphase, sowie die Berücksichtigung des aktuellen Trends hin zu mehr Grün innerhalb von Siedlungen.
Hierzu hat die Initiative in einem Modell die grüne Ausgleichsfläche, die nach bisherigen Planungen der Gemeinde am Rand des Baugebietes liegt,als „grünes Band“ zwischen alte und neue Bebauung gelegt. „Was soll eine Grünfläche an einer Stelle, wo sowieso schon Grün ist?“, fragte Hermann Diedrich.
Man wolle keinen Keil treiben zwischen Alt- und Neubürger, betonte Eva Liebig, Sprecherin der Agenda21 in Reichenberg, die sich auch sehr intensiv mit der Thematik befasste. Man sollte keine Ressentiments schaffen mit einem neuen Baugebiet, wo die Häuser möglicherweise doppelt so hoch werden könnten wie die alten, meinte sie. Zudem sei es der Ortsrand, der Übergang zum Wald, das sollte auf keinen Fall höher werden, als das, was schon da ist.
Weitere Diskussionspunkte waren die Straßenführung, die Geh- und Fußweggestaltung sowie die Sicherheit der Fußgänger, vor allem der Kinder auf dem Weg zur Schule und in den Kindergarten.
Die Ideen aus der Infoveranstaltung nahm Joachim Rehbein zur eingehenden Prüfung mit. Danach werden sie dem Gemeinderat vorgelegt, der dann entscheiden muss, welche Ideen in den Vorentwurf des Bebauungsplans Vorderer Höchberg II einfließen. Seiner Meinung nach könnte dann schon in einem Jahr dort gebaut werden.
Baugebiete in Reichenberg Vorderer Höchberg II: Größe: 4,9 ha; Anzahl Bauplätze: 56 Stand des Verfahrens: Aufstellungsbeschluss gefasst, Bebauungsplan in Arbeit; Schlossblick: Größe: 1,98 ha Anzahl der Bauplätze: 24 Stand des Verfahrens: Erschließung abgeschlossen; Zwei weitere mögliche Baugebiete Am Geisberg und am oberen Weinberg, sind im Flächennutzplan vorgesehen. Planungen dazu gibt es nach Aussagen des Bürgermeisters noch nicht.