Es ist eine anrüchige Angelegenheit: Da haben Besucher des Kiliansdomes ein menschliches Bedürfnis, suchen die dortigen öffentlichen Toiletten im Kreuzgang auf und dann ist kein Klopapier mehr da. Alles einfach verbraucht? Nein! Seit April geht der Papierklau im Gotteshaus um.
Ein Leserbriefschreiber im katholischen Sonntagblatt bringt es auf den Punkt. Er schildert seine Erfahrungen so: Er war an einem Sonntag bei 30 Grad Sommerwetter in Würzburg unterwegs. Wo, so fragte er sich, ist da der kühlste Ort? Sein Weg führte ihn in den Dom und da in den Kreuzgang mit seiner spannenden Kunstausstellung.
Für den Leserbriefschreiber ist das große Gotteshaus trotz einiger Führungen für Touristen ein angemessener, stiller Ort mit einem stillen Örtchen, wenn einen mal ein bestimmtes Bedürfnis überkommt.
Und dann die Ernüchterung: Die elektronischen Händetrockner liefen zwar mit großer Lautstärke, doch Toilettenpapier war Fehlanzeige. Der Weg führte ihn dann mit seinem Anliegen zur Besucherinfo-Theke. Doch dort zuckte der Herr hinter dem Tresen mit den Schultern: Die Reinigungskräfte seien erst am Montag wieder da. Und er habe wohl noch hinzugefügt, die Leute nähmen die Rollen mit nach Hause.
Ein Grund nachzufragen. Alexandra Eck ist verantwortlich für die Dom-Besucherpastoral. Sie kennt die Verhältnisse im Gotteshaus gut. Und ja, bestätigt sie, immer wieder verschwinden größere Mengen Toilettenpapier aus den WC's. Ärgerlich ist das vor allem an den Wochenenden. Unter der Woche füllen die Reinigungskräfte des Domes die Papierbestände auf.
Am Wochenende, wenn die Reinigungskräfte frei haben, übernehmen die Küster diese Aufgabe zusätzlich zu ihrem Dienst. Und wenn dann jemand Papierrollen mitgehen lässt, kann es schon mal vorkommen, dass nicht rechtzeitig nachgelegt wird.
Der Sicherheitsdienst, der seit April im Kiliansdom aufpasst, kontrolliert die Umgebung der öffentlichen Toiletten mittlerweile stärker, versichert Alexandra Eck. Dennoch: In flagranti ist bisher noch kein Klopapierdieb erwischt worden.
Es geht Eck nicht um die Kosten für das gestohlene Papier. Sondern um die Unannehmlichkeiten für die Touristen und Gottesdienstbesucher. „Wenn weiter Papier verschwindet, müssen wir andere Lösungen andenken.“ In Frage kommt dann eine festinstallierte Großrolle, die nicht mehr ganz so leicht und unauffällig wegzutragen ist.
Und wie sieht die Polizei den ganzen Vorfall? Würden die Ordnungshüter bei einem solchen Bagatellfall auch ermitteln? „Das ist ein ganz klarer Diebstahl“, sagt Tanja Rudolph, Sprecherin der Inspektion Würzburg. „Wir würden eine Anzeige aufnehmen und versuchen, den Dieb zu ermitteln. Wir verfolgen ja auch Gartenzwerg-Diebe.“
In der Zwischenzeit geben die Küster im Dom und die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Infotheke ihr Bestes, den immer wieder auftretenden Mangel an Klopapier an den Wochenenden zu beheben. Doch die haben eigentlich ganz andere Aufgaben: Den Besuchern im Dom Informationen über das Bauwerk, deren Kunstwerke und deren Botschaft des Glaubens zu vermitteln.