Da staunte auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt: „Wenn man so einen Vortrag hört, muss man schauen wie man das begleiten kann“, lautete seine Reaktion auf ein etwa 20-minütiges Solo, das Jutta Schmitt, die Leiterin des Plastischen Theaters Hobbit gerade abgeliefert hatte. Sie wählte dabei den städtischen Kulturbeirat als Zuschauerkulisse, der im historischen Hobbit-Theatergewölbe tagte und ihr ein Heimspiel bescherte. Und Jutta Schmitt nutzte den Heimvorteil.
Seit 1993 residiert das Figurentheater, dessen Repertoire sich an Kinder und Jugendliche gleichermaßen wendet wie an Erwachsene, im Petrini-Gewölbe in der Münzstraße. Gegründet wurde es allerdings schon 1976, so dass es im nächsten Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiern kann. Damals hatte man noch kein festes Haus, so dass Theatergründer Bernd Kreußer und Jutta Schmitt mit dem Auto durch die Welt fuhren und ihre selbst gebauten Puppen auf nationalen und internationalen Festivals tanzen ließen.
Schmitt und Kreußer kamen viel herum damals. Umeaa, Würzburgs Partnerstadt in Schweden, war ihr nördlichstes Theaterziel, das westliche war mit Caen in der Normandie ebenfalls eine Würzburger Partnerstadt, der südlichste Punkt, den die Puppenspieler erreichten, war Mumbai in Indien und in östlicher Richtung kam man bis nach Ulan Bator in der Mongolei. 1989 wurde das Theater Hobbit dann in Würzburg sesshaft. Am Neunerplatz teilte man sich ein Haus mit dem Kindertheater von Thomas Heinemann. Anfang der 1990er Jahre kam der Umzug in die Münzstraße, wo das Kellergewölbe in teils mühsamer Handarbeit zu einem Theaterraum umgebaut wurde.
Bei der Sitzung des Kulturbeirats befasste sich Jutta Schmitt aber gar nicht so lange mit der Historie, sondern blickte in die Zukunft. Mit 40 Jahren soll für das Theater noch lange nicht Schluss sein. Doch wie für so manch andere Kultureinrichtung, die in der Aufbruchstimmung der späten 60er- und frühen 70er Jahre entstand, stellt sich jetzt die Frage: Wie kann es weitergehen? Denn nach dem Tod ihres Lebensgefährten Bernd Kreußer im vergangenen Jahr leitet Jutta Schmitt das Theater alleine.
Sechs Stücke – Wiederaufnahmen und Neuinszenierungen – hat das Theater jetzt wieder im Programm. Und Pläne fürs nächste Jahr gibt es auch schon: Ein Figurenstück für erwachsene und ein Spiel für Kindergärten soll es dann geben. Und zur Feier des Jubiläums sind Gastspiele, Ausstellungen, Premieren und Vorträge in Planung. Überhaupt blickt Jutta Schmitt engagiert in die Zukunft: „Ich will versuchen, in den nächsten Jahren Meisterstücke abzuliefern.“
Wie das gehen soll? Die Prinzipalin wünscht sich, das Petrinigewölbe noch länger für die Kunstform Figurentheater zu erhalten. Notwendig wäre dazu ein erweitertes Ensemble, Workshops und Kooperationen mit Schulen, zusätzliche Räume – Werkstatt, Proberaum, Lager und – Ausstellungsraum und die Wiederaufnahme des Festivalbetriebs. 16 Jahre lang hat das Hobbit-Theater ein internationales Puppentheater-Festival veranstaltet. 2006 wurde es eingestellt, weil es, so Jutta Schmitt, „keinen sinnvollen Etat dafür gab“.
Zudem hat die Theaterleiterin eine Vision: die Einrichtung einer Figurentheater- und Kunstschule nach dem Beispiel der Sing- und Musikschule in städtischer Trägerschaft. Außerdem könnte sich Schmitt die Umwandlung des Familienbetriebs in eine andere Rechtsform vorstellen.
Kulturreferent Muchtar Al Ghusain nahm Schmitts Vorstoß ernst. Man habe es beim Figurentheater mit einer hochwertigen Kunstform zu tun, die sich an alle Generationen richtet. Deshalb lohne es sich zu prüfen, welche Bedeutung ein Figurentheater in einer Stadt wie Würzburg hat. Die Probleme des Theaters Hobbit hätten auch andere schon länger existierende kulturelle Institutionen in der Stadt. Sie seien an einem Punkt angelangt, an dem es nicht mehr so einfach sei, sie weiterzuführen.
Im Hinblick auf das Theater Hobbit erklärte sich Manu Wahler vom Verein Kunst im öffentlichen Raum bereit, über ihre Netzwerke junge Menschen aufzurufen, um gemeinsam zu überlegen, wie man sich für die Bühne engagieren könne. Wahler betreibt in der Nachbarschaft des Theaters ihren Laden „Herr Pfeffer“. Al Ghusain gefiel dies: „Das halten wir fest!“