„Jenseits des Guten und Schönen“ heißt das diesjährige Motto des am 8. September bundesweit stattfindenden „Tag des offenen Denkmals“. Im Mittelpunkt sollen „unbequeme Denkmale“ stehen – davon hat Würzburg einige anzubieten. Zwei davon stellt die Redaktion heute vor.
„Merkmale einer bestimmten Zeit“, so Oberbürgermeister Georg Rosenthal bei der Vorstellung des diesjährigen Denkmal-Tages, „sind der Bismarckturm auf dem Steinberg und das Kriegerdenkmal im Husarenwäldchen. Beide Orte gehören am 8. September zum Programm.
Christopher Franz und Diplom-Biologe Joachim G. Raftopoulo beschäftigen sich mit Bau- und Stilgeschichte des Bismarckturms, aber auch mit der Historie des Bismarckwäldchens hoch über den Dächern der Stadt. Das Waldstück hat der Verschönerungsverein ab 1876 auf dem vorher kahlen Steinberg angelegt. Der heute im Inneren nicht mehr zugängliche Bismarckturm wurde 1905 nach einem preisgekrönten Entwurf des Architekten Wilhelm Kreis zu Ehren von Otto Fürst von Bismarck errichtet. Deutschlandweit gab es 240 ähnliche Bauten, 173 davon sind heute noch erhalten.
Die Führung, die am 8. September um 15.30 Uhr beginnt, will den Bismarckturm als hochpolitisches Denkmal in seine Entstehungszeit einordnen und auch der Frage nachgehen, wie man heutzutage mit diesem martialischen Bauwerk, das aus einem Personenkult heraus entstanden ist, umgehen kann.
Mit dem Kriegerdenkmal des unterfränkischen Künstlers Fried Heuler (1889 bis 1959) im Husarenwäldchen am Rennweger Ring hat sich Kunsthistorikerin Viviane Bogumil im Rahmen einer Magisterarbeit beschäftigt. Ihre Erkenntnisse gibt sie im Rahmen einer Führung am 8. September ab 15 Uhr weiter. Entstanden ist Fried Heulers bekanntestes Werk zwischen 1925 und 1931 als „Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs“, die Planungen begannen bereits 1923.
Unbequem war das Kriegerdenkmal offenbar bereits vor seiner Entstehung, denn die Ausführung wäre fast an der Unentschlossenheit des Stadtrats und einer emotional geführten Diskussion in der Bürgerschaft gescheitert, so Bogumil.
Auch das Kriegerdenkmal ist im Zusammenhang mit der Zeit seiner Entstehung zu betrachten, betont die Kunsthistorikerin: „Für heutige Generationen ist es zum bloßen Gestaltungselement geworden, das leicht missverstanden werden kann.“