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Würzburg: Im Tesla um die Welt? Ein Würzburger auf E-Mission.

Würzburg

Im Tesla um die Welt? Ein Würzburger auf E-Mission.

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    Das neue Auto gab den Ausschlag: Ralf Schwesinger und Nicole Wanner sind im Tesla auf Weltreise gegangen.
    Das neue Auto gab den Ausschlag: Ralf Schwesinger und Nicole Wanner sind im Tesla auf Weltreise gegangen. Foto: R. Schwesinger

    Ein Wochenendausflug der niemals endet? Ralf Schwesinger und seine Freundin Nicole Wanner haben ihre Jobs aufgegeben, ihre Wohnung in Baden in der Schweiz gekündigt - und sind als "Mr & Mrs T on tour"einfach losgefahren. Im Tesla, weil sie zeigen wollen, dass man elektrisch gut in der Welt unterwegs sein kann. Bevor sie sich bald nach Asien aufmachen, kommen die beiden nach Würzburg, Ralf Schwesingers Heimatstadt. Ein Gespräch über das Leben im Auto und im Hotel.  

    Herr Schwesinger, wo sind Sie gerade unterwegs?

    Ralf Schwesinger: Aktuell bewegen wir uns in den drei Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dabei fahren wir hier auch schon mal hin und her. Gerade haben wir Berlin verlassen und sind in Richtung Plauen unterwegs.

    Wie bitte kommt man auf die Idee, im Tesla durch die Welt zu reisen?

    Schwesinger: Die Weltreise-Idee hatte uns schon vor Jahren gepackt. Aber wie so viele Menschen haben auch wir immer gesagt: Irgendwann einmal, wenn wir in Rente gehen, dann machen wir das. Mit beiden Beinen fest im Leben und im Job, da geht man doch nicht einfach so reisen – dachten wir. Und dann haben wir 2015 ein neues Auto gekauft, und alles hat sich verändert.

    Wollten Sie denn ein Elektroauto?

    Schwesinger: Nicht explizit, auch wenn wir uns heute nichts mehr anderes vorstellen könnten. Wir haben einfach mal geschaut. Damals gab es auf dem Markt eigentlich kein Auto, das unser beider Ansprüche wirklich erfüllt hätte. Bei uns gab es die klassische Rollenverteilung Mann-Frau natürlich auch. Meine Freundin wollte ein nachhaltigeres Auto, das nicht so laut ist und nicht so viel Sprit verbraucht. Und gutes, funktionales Design. Ich wollte was in Richtung Sportwagen. Wir haben lange gesucht, aber nichts gefunden. Und dann standen wir auf dem Automobil-Salon in Genf am Tesla-Stand. Und der Mitarbeiter dort meinte, das Model S sei das sicherste Auto, das man bis dato kaufen könne. Da sind wir neugierig geworden. Ich dachte zunächst, das kann ja nicht funktionieren, so weit ist das mit der E-Mobilität sicher noch nicht. Damals war ich genauso skeptisch, wie es viele Menschen heute immer noch sind. Aber bei der Probefahrt war sofort klar: Das ist es! Das Auto konnte irgendwie alles. Es war Sportwagen, es war groß, es war leise, es war nachhaltig.

    Keine Angst gehabt, dass Sie damit nicht weit kommen?

    Schwesinger: Sagen wir es mal so: Das Supercharger-Netzwerk von Tesla war auf jeden Fall ein sehr wesentliches Kaufkriterium. Die Reichweite war uns wichtig. Wir wollten sicher sein, dass wir laden können, wenn wir unterwegs sind. Tesla hat das mit dem eigenen Schnellladenetzwerk wirklich brillant gelöst. Mit dem 90-Kilowatt-Akku schafft unser Tesla bei Normalbetrieb rund 400 Kilometer. Mit den neueren Modellen die mit einem noch größeren Akku ausgestattet sind, kommt man sogar circa 600 Kilometer weit. Entscheidend war: Schaffen wir es nach Würzburg? Komme ich mit dem Auto in die Heimat?

    Ladestation: Super-Charger von Tesla.
    Ladestation: Super-Charger von Tesla. Foto: Ralf Schwesinger

    Und, schaffen Sie‘s?

    Schwesinger: Ja, ein Reiseziel zu erreichen ist mit einem Tesla eigentlich nie das Problem, man kommt überall hin. Das man problemlos durch ganz Europa fahren kann, beweisen wir ja nun auch schon seit über acht Monaten. Wenn überhaupt, ist es momentan noch etwas schwierig vor Ort, in einer fremden Stadt zu laden. Wo macht man das? Zwar gibt es vielerorts bereits öffentliche Ladeplätze, aber wirklich komfortabel ist das noch nicht. Tesla hat ein „Destination Charging Partner Programm“ ins Leben gerufen. Damit sehe ich im Auto sofort, bei welchem Hotel ich laden kann. Leider gibt es in Würzburg, Stand heute, noch kein einziges Hotel mit dem Destination-Charger. Es gibt zwar Hotels, die eine Lademöglichkeit anbieten, wie das dann vor Ort aber wirklich aussieht, ist eine andere Frage.

    Sie haben sich also den Tesla gekauft. Aber damit fährt man normalerweise nicht durch die ganze Welt.

    Schwesinger: Wir reisen sehr gerne und haben uns gefragt: Wie ist das denn jetzt mit den Hotels? Tesla stellt Hotels im "Partner-Programm" die Ladestationen kostenlos zur Verfügung. Das Hotel kümmert sich um die Installation, dann taucht der Standort auf der Webseite von Tesla und im Navigationssystem im Auto auf. Was es aber nicht gab: Angaben darüber, ob es denn auch ein schönes Hotel ist. Wenn man wissen wollte, ob man dort auch seinen eigenen Akku genauso aufladen kann, dann musste man das bisher selbst herausfinden. Wir haben uns gefragt: Warum gibt es so etwas nicht? Plattformen für Ladestationen gibt es en masse, eine persönliche Plattform mit Wohlfühl-Destinationen nicht. Wir dachten: Mensch, wieso machen wir das nicht selbst? Eine Plattform von Tesla-Fahrern für Tesla-Fahrer und alle anderen, die ein Elektroauto nutzen? Wie bringen wir Hotels und schöne Orte mit dem Elektroauto zusammen? Da ging der Denkprozess los . . .

    . . . und ging lange?

    Schwesinger: Anderthalb Jahre. Wir sind immer wieder zu dem Punkt gekommen: Ich kann etwas nur dann wirklich ehrlich beurteilen und bewerten, wenn ich auch selbst dort gewesen bin und aus eigener Erfahrung berichte. Aber wie, wir hatten ja unsere ganz normalen Jobs und Verpflichtungen.

    Genau: Aber wie?

    Schwesinger: Der Knackpunkt war, dass wir im Sommer 2017 durch einen guten Freund die Gelegenheit bekommen haben, das Tesla-Werk in Kalifornien zu besuchen und bei der Vorstellung des Modell 3 dabei zu sein. Der Chef-Designer von Tesla, Franz von Holzhausen, hat dort geredet und erklärt, warum er seine Karriere bei einem anderen, alt eingesessenen Automobilhersteller aufgab, um bei einem riskanten Start-up mitzuwirken. Erkenntnis: Wenn man etwas Besonderes schaffen und erleben will, dann muss man raus aus seiner Komfortzone. Zurück im Hotel fragte Nicole mich dann: Und, sollten wir’s nicht einfach machen? Wie lange könntest Du denn in Hotels leben?

    "Wie lange könntest Du im Hotel leben?" Der Würzburger Ralf Schwesinger gab seinen Job bei der Schweizer UBS auf.
    "Wie lange könntest Du im Hotel leben?" Der Würzburger Ralf Schwesinger gab seinen Job bei der Schweizer UBS auf. Foto: Nicole Wanner

    Und zurück in der Schweiz haben Sie gleich gekündigt?

    Schwesinger: Nein, das nicht. Das wäre unrealistisch gewesen. Wir haben angefangen zu planen und alles vorzubereiten. Aus meinem Beruf auszusteigen und mit 43 den guten Arbeitsplatz bei der UBS zu kündigen - ich hatte schon Schiss. Und auch ein schlechtes Gewissen, meinem Chef und meinem Team gegenüber. Das war ja nicht irgendein Job. Ich habe gerne dort gearbeitet.

    Und dann sind Sie im April mit Ihren Ersparnissen losgefahren . . . um die Welt zu sehen und in schönen Hotels zu wohnen. Wenn es nicht nur um ein Jahr Urlaub geht: Was ist Ihre Mission?

    Schwesinger: Wir wollen zeigen, dass man mit Spaß an der Sache viel Positives bewirken kann. Es braucht Alternativen, wenn wir für diesen Planeten wirklich etwas ändern wollen. Die Frage ist: Was kann jeder einzelne von uns machen? Wie kann man das Handeln der Industrie nachhaltig verändern? Klar, es kann nicht jeder auf Weltreise gehen um ein Zeichen zu setzen. Aber jeder kann in seinem direkten Umfeld etwas tun. Wenn wir Verbraucher nachhaltiger Produkte wollen und auch wählen, dann wird die Industrie anfangen mehr Produkte zu entwickeln, die diesem Bedürfnis entsprechen. Unser eigenes Konsumverhalten ist der Schlüssel zu einem nachhaltigeren Lebensstil.  Damit das funktioniert, braucht es aus unserer Sicht weniger den erhobenen Zeigefinger als vielmehr bessere Optionen. Für uns war zum Bespiel Tesla eine solche Option. Indem wir zeigen, wie einfach man elektrisch reisen kann, regen wir vielleicht mehr Menschen zum Umdenken an. Das wäre ein guter Anfang.

    Und Tesla zahlt alles?

    Schwesinger: Nein, wir sind nicht gesponsert von Tesla. Auch im Hinblick auf das Auto gibt es keinerlei finanzielle Unterstützung. Was wir tun, das tun wir um andere zu inspirieren. Wir sind einfach losgefahren – für ein Jahr plus x. Teilweise dürfen wir kostenfrei bei den Hotels übernachten, aber kaufen kann man unsere Meinung nicht! Mal schauen, wie sich die Dinge entwickeln und wie weit wir kommen.

    "Auftanken" am Hotel. 
    "Auftanken" am Hotel.  Foto: Nicole Wanner

    Sind Sie ins Blaue losgefahren? Oder mit konkretem ersten, zweiten, dritten Ziel?

    Schwesinger: Halb, halb. Wir fahren dort entlang, wo es heute schon ein Tesla-Ladenetzwerk gibt. Wir wollen das Auto dort zeigen, wo es für gewöhnlich auch zum Einsatz kommt. Deshalb erst einmal Westeuropa. Wir wollen aber auf jeden Fall noch nach Australien, dort ist die Ostküste sehr gut ausgebaut. Und nach Japan und/oder China und am Ende in die USA.

    Da haben Sie aber noch was vor sich. Und Ihr Auto auch.

    Schwesinger: Ist noch ein bisschen was, das stimmt. In Europa fahren wir im eigenen Auto. Aber wir wollen es bewusst nicht auf einen anderen Kontinent verschiffen, das wäre ökologisch unsinnig und wenig nachhaltig. Wir müssen uns auf dem nächsten Kontinenten jeweils ein Auto organisieren. Leihen, kaufen – mal sehen. Einen Partner haben wir schon an Bord: die Schweizer Non-Profit-Organisation „myclimate“, die sich dem Klimaschutz verschrieben hat. Myclimate kompensiert unseren kompletten CO2-Ausstoß, also Fahrten und Übernachtungen, mit Projekten.

    Wie viel Zeit verbringen Sie eigentlich im Auto?

    Schwesinger: Es geht. Im Schnitt fahren wir alle zwei Tage für ein paar Stunden. Das längste waren mal acht Stunden an einem Tag. Wir machen aber meist kürzere Strecken, und sind jeweils rund vier Stunden auf der Straße.

    Und Sie waren inzwischen in fast 90 Hotels. Haben Sie Hotels noch nicht satt?

    Schwesinger (lacht): Nee.

    Weil alle so schön waren?

    Ein-Zimmer-Hotel in Schweden auf dem Felsen.
    Ein-Zimmer-Hotel in Schweden auf dem Felsen. Foto: Ralf Schwesinger

    Schwesinger: Naja, in den meisten Fällen stimmt das tatsächlich. Es gibt aber auch Hotels, die es nicht auf unsere Plattform geschafft haben, wenn man es so formulieren darf. Wie gesagt, kaufen kann man unsere Meinung nicht. Es muss ein besonderer Ort sein und die Leistung muss stimmen. Wir haben eine kunterbunte Mischung: Das kleinste, in dem wir waren, war ein Bed&Breakfast in Schweden mit genau einem Zimmer. In einem doppelstöckigen Haus auf einem Felsen mit Blick auf den See und Sonnenaufgang vor dem Fenster. Ein Traum.

    Apropos Haus. Ihre Wohnung haben Sie gekündigt. Wie voll ist Ihr Auto denn? Sind Sie mit nur zwei Koffern unterwegs?

    Schwesinger: Mehr oder weniger. Wir haben stapelbare Boxen hinten drin, das ist quasi unser Kleiderschrank. Der Rest verteilt sich in der Tat auf zwei Koffer, ein kleiner und ein großer. Wem der kleine gehört, dürfen Sie sich jetzt überlegen. Man merkt, dass man nicht viel braucht.

    Schon mal was vermisst?

    Schwesinger: Eine Waschmaschine. Zum Wäsche waschen mieten wir uns meist irgendwo ein kleines Appartement mit Waschmaschine. Das wäre im Hotel unbezahlbar.

    Wo war’s besonders schön?

    Schwesinger: In Portugal. Für uns die große Überraschung. Die Menschen dort sind extrem offen und sehr gastfreundlich. Überhaupt ist das das Schönste: die Großzügigkeit und die Offenheit der Menschen zu erleben, die einen gar nicht kennen. Und wenn man irgendwo steht und das Auto auflädt, kommt immer jemand vorbei und sofort ist man im Gespräch.

    Elektromobilität stößt bei vielen auf Vorbehalte. Sie sind jetzt acht Monate unterwegs, in 14 Ländern gewesen, 24 000 Kilometer gefahren, haben 5100 kWh verbraucht . . . welche Nachteile hat die Elektromobilität?

    Schwesinger: Die Elektromobilität selbst hat aus unserer Sicht keine größeren Nachteile, ganz im Gegenteil. Man sollte unbedingt hinterfragen, was man so alles im Internet zu dem Thema findet. Wir stehen hier erst ganz am Anfang. Die Technologie wird sich kontinuierlich weiter entwickeln, auch was das Thema Nachhaltigkeit, insbesondere im Hinblick auf die Batterien angeht. Momentan sehen wir eher das Problem, dass sich nicht jeder ein sinnvolles Elektroauto leisten kann. Zumindest nicht eines, das alle Ansprüche die man hat, unbedingt erfüllt. Die günstigeren, rein elektrischen Autos bieten einfach noch nicht die Reichweite, die sich viele Verbraucher wünschen. Aber auch das wird bald kommen!

    Und wenn Sie jetzt nach Weihnachten in Würzburg sind und hier Geburtstag feiern – wo laden Sie auf?

    Schwesinger: Auf der Steinburg. Dort bekommen wir heute schon Strom, allerdings noch nicht institutionalisiert. Das wäre mein Wunsch: Dass Würzburg mit der Steinburg das erste Destination Charging Partner Hotel bekommt.

    Wer Mr. und Mrs T auf der Tour verfolgen will: Einfach auf der Webseite www.mrandmrstontour.com vorbeischauen.

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