Seit nunmehr fünf Jahren brennt wieder Licht im Haus Marktplatz 7, nachdem das ehemalige Gehöft 18 Jahre leer stand. Im Jahr 2003 hat die Stadt Röttingen für 75.000 Euro das "Hümmert-Haus" aus dem 17. Jahrhundert gekauft. Fortan gab es Überlegungen für eine Nutzung zur zentralen Bedeutung des Marktplatzes.
2007 ließ die Kommune ein Sanierungs- und Nutzungskonzept erstellen um zu versuchen, das Haus auf dem Immobilienmarkt an den Mann/die Frau oder einen Investor zu bringen. Das gelang nicht, wobei es nie am Kaufpreis scheiterte, sondern am allgemeinen Zustand des Hauses und den notwendigen Eigenmitteln. Vor allem die zunehmende Verschlechterung des damals schon komplett sanierungsbedürftigen Anwesens war ein fortschreitendes Hindernis. Von Beginn an war allen bewusst, dass von hier aus ein wichtiger Impuls für die Belebung des Ortskerns/Marktplatz ausgehen muss. So war schon immer ein Gastronomiebetrieb Favorit.
Sanierungskosten von 1,5 Millionen Euro
Ab 2013 beschäftigten sich zwei Planungsteams mit dem Zustand und den Möglichkeiten des Hauses intensiv. Insgesamt lagen die berechneten Kosten für die umfassende Sanierung 2014 bei rund 1,1 Millionen Euro. Am Ende wurden aber 1,5 Millionen Euro ausgegeben. Einmal mehr konnte sich Röttingen auf die Fördertöpfe des Freistaates Bayern verlassen. Das Projekt wurde nicht nur von der Regierung von Unterfranken gut begleitet, sondern mit insgesamt 628.000 Euro aus der Städtebauförderung, der Landesstiftung und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert. Der Röttinger Kämmerer musste trotzdem noch knapp 900.000 Euro berappen.
Durch die Eröffnung des Gastronomiebetriebs mit einer Außenbewirtung durch das Pächterpaar Nicole Volz und Andreas Schmidtke vor fünf Jahren auf dem historischen und ebenfalls sanierten Marktplatz ist die erhoffte Belebung erfolgt. Dies sei in vollem Umfang gelungen, meinte Röttingens Bürgermeister Hermann Gabel bei einer Feierstunde. Der Marktplatz sei auch dank zahlreicher Veranstaltungen, in denen das Restaurant & Café mit seinen 40 Sitzplätzen im Erdgeschoss und zahlreichen Freiplätzen auf dem Marktplatz, mit einbezogen wurde, wieder belebt.
Aber auch das junge Pächterehepaar selbst trage durch sein Engagement und vor allem durch das gehobene regionale Speisenangebot viel dazu bei. Nicht einmal das Corona-Virus konnte dem Erfolg viel anhaben. "Wir sind so super durch die Pandemie gekommen und sind stolz drauf, dass wir das geschafft haben", sagt Andreas Schmidtke. Gleich zu Beginn des ersten Lockdowns hat das Restaurant auf Essen "to go" umgeschaltet. Die Gäste sind erfreulicherweise treu geblieben. "An manchen Tagen hatten wir in der Küche mehr zu tun als in normalen Zeiten", erinnert sich seine Partnerin Nicole Volz und dankte den treuen Stammkunden.
Ab Mitte Mai musste man die Notbremse ziehen
Ein unvorhergesehener Personalengpass veränderte dann aber alles und sie mussten die Notbremse ziehen. Ab Mitte Mai wurden die Ruhetage getauscht, statt montags und dienstags blieb am Sonntag und Montag die Küche kalt. Das tat richtig weh, denn der Sonntag macht ein Drittel des Umsatzes aus, so Volz. Eigeninitiative in der Region, das Arbeitsamt und vor allem sehr viel Glück sorgten dafür, dass das Team in relativ kurzer Zeit wieder auf 16 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen anwuchs, wie der Chef freudig erzählt. Schnell konnte man auch wieder zurück zu den früheren Öffnungszeiten zurückkehren.
Angst vor den gestiegenen Lohn- und Energiekosten
Bei dieser Gelegenheit lobt Schmidtke das tolle Engagement der jungen neuen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, was auch für ein tolles internes Klima sorge. Mit "etwas Angst" blickt er aber in die anstehenden Monate. Die Bürgerstuben sind komplett mit Gas versorgt und das treibt die Kosten in die Höhe. Auf die Frage, ob er dies auf die Preise umlegen wird, kam ein umgehendes "Nein". Er möchte trotz gestiegener Lohn- und Energiekosten die Preise möglichst lang stabil halten. Sein Wunsch wäre, dass sich der Verpächter, in diesem Fall die Stadt Röttingen, mit einer möglichen Photovoltaikanlage als Energiespender beschäftigt.
Bei einem von der Röttinger Bevölkerung sehr gut besuchten Jubiläumsnachmittag auf dem Marktplatz gab es vom Pächterehepaar sehr viel Lob und Dank an die Gäste für deren Treue als auch von Bürgermeister Hermann "Fernando" Gabel und Alt-Landrat Eberhard Nuß unter großem Beifall sehr viel Anerkennung für das optimistische und zielstrebige Jungunternehmen.
