(fl) Student Felix Schäbler (20) hat es satt: Als Fahrradfahrer durch die Stadt zu gelangen, gleicht einem Spießrutenlauf, sagt er. Um seiner Wut Luft zu machen, schilderte der gebürtige Würzburger dieser Zeitung die Fahrt auf gekennzeichneten Radwegen von seinem Zuhause in Heidingsfeld bis in die Innenstadt mit all ihren Tücken und Gefahren.
Start des Versuchs ist der Schneewittchenweg. Ein erster Gefahrenpunkt, erinnert sich Schäbler, ergibt sich schon auf dem Radweg am Leitengraben. Ein abruptes Abbremsen ist notwendig, weil der Radweg in einer unübersichtlichen 90-Grad-Kurve auf einen Gehsteig übergeht.
Dieser Weg ist als gemeinsamer Fußgänger- und Radweg ausgeschildert. Wie es in den Morgenstunden zu erwarten ist, kommt ihm dem 20-Jährigen eine Horde Berufsschüler entgegen. „Doch nicht wie wünschenswert so geordnet, dass man als Radler noch vorbeikommen kann, sondern vielmehr wie eine immer näherkommende Wand“, beschwert sich der Student. Glücklicherweise erbarmen sich die Schüler dann doch und öffnen einen Spalt zum Durchschlängeln.
Weiter geht es auf die Konrad-Adenauer-Brücke, auf einem geteilten Fußgänger- und Radweg. Rechts die Fußgänger und links die Radler. Wie so oft wird auch am Versuchstag diese Regelung nicht eingehalten. Als Felix Schäbler einen Fußgänger freundlich über seinen Fehler aufklären will, bekommt er nur die garstige Antwort: „Halt deine Klappe!“
Unbeirrt fährt der 20-Jährige weiter auf den Radweg am Main, der ebenfalls in einen Rad- und einen Fußgängerweg eingeteilt ist. Selbstverständlich benutzen auch die Inlinerfahrer den Radweg und nehmen mit ihren schwungvollen Bewegungen gleich beide Spuren des Radwegs ein. Unter dem Sebastian-Kneipp-Steg hindurch laufen auf einmal zwei Fußgänger, ohne sich umzusehen, über den Radweg. „Scheinbar sind sie so durch die Schönheit des Mains geblendet, dass ihnen nicht einmal auffällt, dass ich nur knapp mit einem riskanten Bremsmanöver Schlimmeres verhindern kann“, kritisiert Felix Schäbler.
Die Fahrt geht weiter auf einem Schotterabschnitt. Der bis hier getrennte Rad- und Fußgängerweg vereint sich zu einem Fußgängerampelübergang. Absteigen und Schieben ist hier für die Radfahrer angesagt. Nach einer weiteren Fußgängerampel schließt sich wieder ein geteilter Rad- und Fußgängerweg entlang der Straße an.
Die Radwegschilder führen hinter die Hochwassermauer und direkt zu der dreispurigen Wirsbergstraße vor dem Polizeipräsidium. Gekonnt muss man sich zwischen den hupenden Autos hindurch schlängeln, um dann entspannt zum Vierröhrenbrunnen zu fahren.
Spießrutenlauf
Endlich: Die Innenstadt ist erreicht! Jetzt stellt sich die Frage: Rad abstellen oder weiterfahren? Felix Schäbler sticht das kleine Schild, das das Radeln in der Fußgängerzone gestattet, ins Auge. „Also fahre ich weiter in Richtung Dom, doch die Fahrt gestaltet sich als Spießrutenlauf, da die Fußgänger kreuz und quer die Straßenbahnschienen überqueren“, erzählt der Student. Konzentriert weicht er aus und muss gleichzeitig darauf achten, nicht mit einem der Radreifen in eine Straßenbahnschiene zu rutschen.
Plötzlich wird seine Konzentrationsphase durch eine rote Kelle gestoppt. Freundlich wird ihm von einer Politesse ein Ordnungsgeld von fünf Euro für angeblich zu schnelles Fahren abkassiert.
Schäblers verärgertes Resümee: „In Würzburg auf dem Radweg? Nie wieder!“ Und dann schließt er noch eine rhetorische Frage an: „Bringen tatsächlich nur Radfahrer andere in Gefahr?“