Bettina Albert hat in der Main-Klinik Ochsenfurt vor allem mit älteren Patienten zu tun. Die Hilfe der von der Klinik angestellten Fachfrau ist immer dann gefragt, wenn ein Patient die Tendenz zeigt, zum Pflegefall zu werden. Und die junge Frau hat viel zu tun, denn die Zahl der Patienten steigt und auch die Anzahl der Beratungen.
Albert vermittelt – bei Fragen wie: Was kommt nach dem Krankenhausaufenthalt? Sie ist nicht für Reha-Leistungen zuständig, sondern sie lotet alle Möglichkeiten aus, die die Pflegeversicherung bietet, wie Kurzzeitpflege, Sozialstation, Pflege durch Angehörige oder einen richterlichen Betreuer (vom Gericht ernannt) und vollstationäre Pflege. Wenn der Gesundheitszustand eines Patienten so schwierig wird, dass der Patient auf jeden Fall stationär in einem Pflegeheim aufgenommen werden muss, reicht die Hilfe der Klinikmitarbeiterin auch mal über Landkreisgrenzen hinweg. Bettina Albert sucht „so lange, bis ich einen Platz gefunden habe“. Ein andermal ziehen Angehörige gen Norden und brauchen in ihrer Nähe einen Pflegeplatz für den Verwandten. Auch hier ist die Beraterin gefragt.
Nicht jeder hat das Glück, dass Angehörige sich um ihn kümmern. Die gelernte Krankenschwester und Diplom-Pflegewirtin (FH) Bettina Albert, die auch zusätzlich über einen Masterabschluss im Universitätsstudiengang Gerontologie verfügt, schildert den Fall eines alleinstehenden Seniors. Dieser hatte sich über Monate mehr und mehr Schmerzmittel besorgt, bevor er von der Apothekerin ins Krankenhaus geschickt wurde. In seiner Wunde am Bein hatten sich Socke und Hose festgeklebt – eine Situation, die er selbst nicht mehr bewältigen konnte.
Übernahm die Fachfrau vor fünf Jahren 300 Beratungen im Jahr, so sind es inzwischen über 460 – davon gingen knapp 90 in Richtung Kurzzeitpflege und stationäre Pflege. Hatte die Main-Klinik vor fünf Jahren noch 5880 stationäre Fälle (Patienten) pro Jahr, so sind es inzwischen 6445 in 2015. Das mag auch mit der Schließung des früheren Krankenhauses in Uffenheim zu tun haben.
Die Planbettenzahl der Main-Klinik ist derzeit 140 Betten. Die Verweildauer der Patienten beträgt im Schnitt sechseinhalb Tage und wird immer kürzer. Dem muss Albert Rechnung tragen, was bedeutet, dass sie von ihrem Büro in der Klinik aus oft schon am ersten Tag, den der Patient hier liegt, mit ihm spricht, seine Vorstellungen und Wünsche für eine weitere Unterkunft aufnimmt und im weiteren Verlauf bei der Abwicklung der nötigen Behördengänge und -gespräche hilft.
Ist die Pflegebedürftigkeit des Patienten festgestellt, dann beantragt Albert bei der Pflegekasse die Pflegestufe für den Patienten und kann beim Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) einen sogenannten Nahtlosigkeitsantrag stellen. So kann zum Beispiel innerhalb weniger Tage ein Pflegebett in der häuslichen Umgebung zur Verfügung stehen. Auch sichert sie ab, dass regelmäßig Betreuungsbesuche von einer Pflegeperson erfolgen.
Bei ihrer Arbeit zugunsten der Patienten helfen ihr regelmäßige Qualitätszirkel: Treffen mit Vertretern von Alten- und Pflegeeinrichtungen im näheren Umkreis. Durch den regen Kontakt gelingt es ihr fast immer, eine nahtlose Versorgung für den Patienten zu organisieren. Wenn Patienten nicht ins Heim wollen, aber alleine zu Hause nicht mehr zurechtkommen, muss ein Betreuer eingesetzt werden. Albert erfährt davon manchmal erst dann, wenn der Pflegedienst sich weigert, die Wohnung des Patienten zu betreten, weil sie so schmutzig ist, dass der Dienst sie als gesundheitsschädigend einstuft.
Bei anderen sieht das Haus innen und außen top aus, aber die sterbende Hausbesitzerin liegt in der Klinik. Äußert sie den Wunsch, daheim bei ihrer Familie sterben zu wollen, dann „ermöglichen wir ganz schnell die Entlassung“, sagt Albert. Trotz aller Routine, so scheint es, gestaltet sich hier die Betreuung von Menschen noch individuell.
Kontakt: Bettina Albert ist unter Tel. (0 93 31) 908 73 12 erreichbar.