Für Menschen mit ausgeprägter Furcht vor Krabbeltieren wäre es wohl ein Graus gewesen. Große und kleine Insekten-Fans waren am Wochenende aber mit Begeisterung auf den Beinen, um Spinnen, Tausendfüßler, Schrecken und Skorpione aus nächster Nähe betrachten zu können. Der Grund: Die Ausstellung „Insectophobie“ machte Halt im Felix-Fechenbach-Haus in Grombühl.
Dutzende Terrarien mit Insekten aus allen Teilen der Welt bevölkerten die aufgestellten Tischreihen, innen mit Humus, Ästen, Lampen und Wasserschälchen ausgestattet, so dass sich die darin lebenden Tiere wohl fühlten. Für die Besucher war neben jedem Glaskasten ein Infoblatt angebracht, welches detailliert Auskunft über den oder die Bewohner gab. Ob Vogelspinne, Landeinsiedlerkrebs, Schaben oder Riesen-Gespensterschrecke, alle sollten – so Ausstellungsleiter Giovanno Neigert – als Botschafter ihrer jeweiligen Gattung, um die Besucher aufzuklären und mit Mythen schlusszumachen.
Der 29-Jährige aus Feuchtwangen, der bereits mit zwölf Jahren seine erste Spinne bekommen hatte, entschied sich 2010 dazu, das Hobby zum Beruf zu machen und aufzuklären: „Es gibt völlig übertriebene und falsche Vorstellungen, etwa vom Verhalten oder der Giftigkeit von Spinnen. Insofern möchte ich Aufklärung betreiben.“
„Es gibt völlig übertriebene und falsche Vorstellungen, etwa vom Verhalten oder der Giftigkeit von Spinnen.“
Giovanno Neigert Insekten-Sammler und -Aussteller
Um dies zu tun, ist Neigert viel unterwegs. „Momentan bin ich etwa drei Wochenenden im Monat mit der Ausstellung auf Achse, unter der Woche sind meine Tiere bei mir im Keller untergebracht“, so der Enthusiast. Ihnen mangele es an nichts, selbst der Transportanhänger sei klimatisiert, damit seine Lieblinge weder im Sommer noch im Winter unter den Temperaturen leiden.
Doch nicht nur in Terrarien konnten sich die Besucher über die verschiedenen, vielbeinigen Gäste aus allen Ecken der Welt informieren: Im Eingangsbereich war eine großzügige Sitzecke um einen Fernseher herum aufgestellt, auf dem Informatives rund um das Thema Insekten gezeigt wurde. Präparierte Schmetterlinge, Schaben und Spinnen wurden in Glasschaukästen ausgestellt und zu guter Letzt konnten sich die Besucher auch kleine Erinnerungsstücke kaufen, wie etwa Schlüsselanhänger mit kleinen Plastik-Vogelspinnen.
Beim Rundgang durch die Ausstellung fällt auf, dass das Publikum überwiegend aus zwei Altersgruppen besteht. Neigert bestätigt dies: „Es sind vor allem Kinder, die ihre Eltern überreden, die Ausstellung zu besuchen und insektenbegeisterte Senioren.“ So drückte sich auch der sechsjährige Max, der mit seiner Mutter Daniela Meilhammer die „Insectophobie“ besuchte, am Terrarium der Theraposa stirmi, laut Infoblatt die größte Vogelspinne der Welt, die Nase platt. „Letzte Woche waren wir auf der Reptilienausstellung in Veitshöchheim und heute bin ich mit dem Großen hier“, so Meilhammer.
Auch Roland Houben wanderte mit seinen beiden neun und zwölf Jahre alten Kindern an den Terrarien entlang: „Ich habe die Plakate gesehen und dachte mir, das würde den Kindern sicherlich Spaß machen.“ Die entzückten Gesichter seines Nachwuchses gaben ihm Recht. Christine Heintz, eine ältere Besucherin, sagte über den Grund für ihren Besuch: „Ich liebe Spinnen, darum bin ich heute hierhergekommen.“
Neigert, der zum Aufhängen der Werbeplakate im voraus selbst nach Würzburg gehfahren war, versucht die Kosten seiner Ausstellung einigermaßen im Rahmen zu halten: „Das Futter ist günstig, was aber auf die Dauer ans Geld geht, sind der Strom für die Beleuchtung und die Gasheizung.“ Darum reist er auch nicht quer durch die ganze Republik, sondern sucht Städte in einem Radius von etwa 150 Kilometern rund um Feuchtwangen. Und im nächsten Jahr, so Neigert, wird „Insectophobie“ wahrscheinlich wieder ihre Zelte in der Bischofsstadt aufschlagen. Zur Freude der großen und kleinen Insekten-Fans in und rund um Würzburg.