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Würzburg: Italienische Komik im Chambinzky: Ein Mord mit Musik

Würzburg

Italienische Komik im Chambinzky: Ein Mord mit Musik

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    Ernst und Komik liegen bei „Le voci di dentro“ von Edurado de Filippo beieinander: Carina Anderl, Sandra Ellena, Clara Astorino (von links).
    Ernst und Komik liegen bei „Le voci di dentro“ von Edurado de Filippo beieinander: Carina Anderl, Sandra Ellena, Clara Astorino (von links). Foto: Michael Engelhardt

    Geschüttelt oder gerührt? Die neue Produktion der italienischsprachigen Theatergruppe „Teatro in cerca“ kann beides. Da in den Stücken des neapolitanischen Schauspielers und Theaterautors Eduardo de Filippo Ernst und Komik nahe beieinander liegen, wird der Zuschauer vor Lachen geschüttelt, immer wieder aber auch tief gerührt.

    Unterhaltsam wie tiefgründig präsentiert sich de Filippos 1948 entstandene Komödie „Le voci di dentro“ („Die inneren Stimmen“). Die turbulente Nachbarschafts- und Familiengeschichte, angesiedelt im Neapel der Nachkriegszeit, erzählt von Geiz und Gier, Misstrauen, Dünkel und Eifersucht. Am Anfang steht ein Mord, der vielleicht nie stattgefunden hat. Doch hat der sensible Alberto Saporito das Verbrechen in der Nachbarschaft tatsächlich nur geträumt? Oder hat Rosa Cimmaruta den Vermissten tatsächlich zu Kerzen und Seife verarbeitet? Der gebrechliche Alberto hat in Roberto Furno einen optimalen Darsteller gefunden, der zusammen mit dem quirligen Giuglio Recchia als raffgieriger Bruder Carlo an manches berühmte Komikerduo erinnert.

    Die Geschichte entwickelt eine unwiderstehliche Eigendynamik

    Traum und Wirklichkeit beginnen zu verschwimmen, die Geschichte entwickelt eine unwiderstehliche Eigendynamik. Bald verdächtigen sich die Mitglieder der scheinbar ehrhaften Familie Cimmaruta gegenseitig: Pasquale denunziert seine Schwester Rosa (im wahren Leben sind Michael Engelhardt und Sandra Ellena veheiratet), Rosa ihren Bruder. Pasquales Ehefrau Matilde (messerscharf: Clara Astorino) ist sich sicher, dass er der Mörder ist, er hingegen verdächtigt sie, die angeblich als Kartenleserin arbeitet, der Prostitution. Und so geht es munter weiter. Die schöne Fassade bröckelt, man schlägt sich gegenseitig beinahe die Köpfe ein.

    Die Geschichte lebt aber auch von zahlreichen Einfällen drumherum: Der hustende alte Onkel (Nuccio Pecoraro) spricht seit Jahren kein Wort mehr, kommuniziert mit seinem Neffen aber per Feuerwerk, das rasselnd und zischend aus dem Off ertönt. Lukas Eisend als beflissener Pförtner Michele nimmt ganz und gar gefangen. Das schlafsüchtige Hausmädchen Maria (Annika Semmler, vielversprechender Neuzugang im Ensemble) fungiert als Bindeglied zwischen den Nachbarn – eingezwängt zwischen unterschiedlichsten Befindlichkeiten.

    Mini-Hysterien sorgen für Erheiterung

    Auch die drei Liednummern, live begleitet von Thomas Klopfer am E-Piano, bringen Farbe ins Geschehen, darunter der Italo-Hit „Parole, parole“, gesungen vom zankenden Ehepaar Cimmaruta. Nicht zuletzt sorgen die zahlreichen melodramatischen Gesten, Ausbrüche und Mini-Hysterien für Erheiterung. Viele der Akteure sind nämlich tatsächlich Italiener.

    Mit rund 130 Minuten Spieldauer und 16 Schauspielern – neun weitere wirken als Kostümbildner, Techniker oder Assistenten hinter den Kulissen mit – ist „Le voci di dentro“ die bislang größte Produktion des „Teatro in cerca“. Alle Beteiligten, ob italienischer Muttersprachler oder nicht, spielen nebenberuflich im Ensemble und kommen teils aus Würzburg, teils aus Schweinfurt oder Rothenburg. Unter der Regie von Aldo Paradiso, der im Ensemble schon mehrmals Schauspieler war, kommt das Stück zunächst im Würzburger Theater Chambinzky auf die Bühne, dann im Internationalen Theater Frankfurt und im Schweinfurter Celtis-Gymnasium.

    Wer hingeht, begreift, dass jede noch so angesehene Familie ihre Leiche im Keller hat – und sei es nur im übertragenen Sinn. Das Textverständnis wird durch deutsche Übertitel erleichtert, die man im Chambinzky am besten ab der vierten Reihe sieht.

    Das Stück „Le voci di dentro“ ist noch bis zum 23. Februar im Theater Chambinzky in der Valentin-Becker-Straße 2 zu sehen.

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