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OCHSENFURT: Italienische Zeitung berichtete 1922 über den Tauschhandel in der Stadt

OCHSENFURT

Italienische Zeitung berichtete 1922 über den Tauschhandel in der Stadt

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    Eier als Zahlungsmittel in Ochsenfurt: Den Beitrag der italienischen Zeitung „La Domenica del Corriere“ von 1922 fand Pfarrer Klaus Oehrlein im Internet.
    Eier als Zahlungsmittel in Ochsenfurt: Den Beitrag der italienischen Zeitung „La Domenica del Corriere“ von 1922 fand Pfarrer Klaus Oehrlein im Internet. Foto: Foto: OEHRLEIN

    Zu Ostern gehörten dazu natürlich Eier. Noch vor gut 50 Jahren bekam der katholische Pfarrer für den österlichen „Beichtzettel“ seiner Gläubigen eine bestimmte Anzahl von Ostereiern – so wie heute noch teilweise die „Ratschkinder“ für ihren Dienst am Ende der Karwoche.

    Von solch einer Rückkehr zur „Eier-Währung“ in Ochsenfurt 1922 berichtet eine italienische Zeitung, die Pfarrer Klaus Oehrlein im Internet fand. „La Domenica del Corriere“ – von 1899 bis 1989 eine Sonntagsbeilage zur bekannten Tageszeitung „Corriere della Sera“ in Mailand – schreibt am 17. Dezember 1922: Si torna al „baratto“ ... la corporazione dei barbieri di ochsenfurt (baviera) ha stabilito di accettare dai clienti ... uova invece di danaro, visto che questo e assai scarso. Ed ecco la tariffa: barba, 2 uova; taglio di capelli, 4 uova.“

    Frei übersetzt heißt das: „Man kehrt zum „Tauschhandel“ zurück ... die Zunft der Friseure in Ochsenfurt (Bayern) hat eingeführt, von den Kunden Eier statt Geld zu akzeptieren, da dieses knapp geworden ist. Und hier ist der Tarif: Bart - 2 Eier; Haarschnitt - 4 Eier.“ Über dem Text findet sich ein Foto, auf dem ein wohl frisch rasierter Kunde den Barbier mit zwei Eiern bezahlt. Die galoppierende Inflation war sicher Auslöser für dieses Vorgehen.

    Doch wie findet diese Nachricht ihren Weg in eine Mailänder Zeitung? Eine Erklärung könnte sein: Beim Bau der Gaubahn 1906/1907 waren bei der ausführenden Münchner Firma Moll viele italienische Gastarbeiter im Einsatz, die unter anderem auf dem Foto mit der im Sommer 1906 fertig gestellten Brücke bei Tückelhausen zu sehen sind. Denn die Fahne in der Mitte unten ist wohl die Flagge Genuas - ein rotes Kreuz auf weißem Grund. Allein in Rittershausen waren 25 Männer im Alter von 18 bis 28 Jahren einquartiert.

    Vielleicht bestanden seitdem noch Verbindungen zu diesen Arbeitern, die nach Italien zurückgekehrt waren. Zu prüfen wäre in den kirchlichen Matrikeln, ob es möglicherweise sogar Heiraten mit hiesigen Frauen gab und so über verwandtschaftliche Beziehungen die Nachricht aus Ochsenfurt nach Mailand gelangte.

    Inzwischen sind die alten Ausgaben der „Domenica del Corriere“ zu begehrten Sammelobjekten geworden. Pfarrer Oehrlein hat das Exemplar mit dem „Eier-Artikel“ dem Stadtarchiv Ochsenfurt übergeben.

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