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RÖTTINGEN: ITW in gehört in ihren Produktsparten zu den führenden Herstellern

RÖTTINGEN

ITW in gehört in ihren Produktsparten zu den führenden Herstellern

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    Doch die Krise geht auch am Taubertal nicht spurlos vorüber. Genau genommen sind es zwei Tochterwerke des amerikanischen Konzerns Illinois Tool Works, die sich im Industriegebiet am Wasen angesiedelt haben. Zum 1985 gegründeten ersten Werk kam in den Neunzigern ein zweites hinzu. Das eine mit 260 Mitarbeitern befasst sich mit Kunststoff-Einbauteilen wie Türgriff-Einheiten, Kopfstützen-Chassis oder Aschenbechern.

    Das zweite beschäftigt rund 100 Mitarbeiter und ist auf Dämpfungselemente spezialisiert – kleine, unscheinbare Komponenten, die dafür sorgen, dass sich Klappen in einer elegant langsam Bewegung öffnen oder schließen und beispielsweise dem Interieur eines Fahrzeugs eine edle Anmutung verleihen.

    Obwohl sie Teil eines weltumspannenden Konzerns sind, mit über 60 000 Beschäftigen, einem Jahresumsatz von 16 Milliarden US-Dollar und 850 Einzelstandorten, fühlt man sich in Röttingen mehr als mittelständisches Unternehmen. Der Konzern ist vielen Produktsparten tätig. Die Werke agieren weitgehend autark, die Hierarchien sind flach. Über den beiden Geschäftsführer Elisabeth Finkbeiner und Andrew Mines steht nur noch der Konzernvorstand.

    Was ITW in Röttingen stark macht, sind die Entwicklungsabteilungen, sagt Andrew Mines. Kunden von Werk I – das sind zwei Dutzend Automobilhersteller und fast ebenso viele System-Zulieferer – vertrauen den Ingenieuren von ITW in der Regel nur ihr Problem an und bekommen fertige Produkte samt der zugehörigen Entwicklungsarbeit.

    Das kann bedeuten, dass beispielsweise vom Türgriff einer neuen Automobil-Serie am Anfang nur Einbaumaße bekannt sind. Den Rest erledigen die ITW-Entwickler und schließlich die Maschinen und Mitarbeiter der Fertigung.

    Die übernächste Generationen

    Über 50 Spritzgießmaschinen für Kunststoff-Formteile stehen in den Produktionsabteilungen der beiden Werken. Die Größte verfügt über eine Schließkraft von 450 Tonnen. Weil sich die Modellreihen der automobil-Hersteller viel schneller drehen als früher, arbeiten die Ingenieure in Röttingen heute schon an den Fahrzeugen der nächsten und übernächsten Generation. „Wir kümmern uns heute um die Umsätze von 2011“, sagt Elisabeth Finkbeiner.

    Hinzu kommen Eigenentwicklungen, von denen ITW jährlich 10 bis 15 zum Patent anmeldet. Zu den Stars zählt eine Sicherheits-Kopfstütze, die ähnlich wie ein Airbag pyrotechnisch ausgelöst wird und bei einem Aufprall eine Gegenbewegung erzeugt, die die Fahrzeuginsassen vor Schleudertrauma schützt.   Leider kommt sie bisher...   ...nur bei Fahrzeugen der Luxusklasse zum Einsatz, bedauert Werkleiter Peter Scheuplein.

    80/20-Prozess

    Dem Unternehmenserfolg wohnt nach Elisabeth Finkbeiners Worten eine Philosophie inne, die sich auf drei Säulen stützt. Die eine sind dezentrale Strukturen mit größtmöglicher Kundennähe, die zweite nennt sich 80/20-Prozess. 80 Prozent des Erfolgs hängen von 20 Prozent der Kunden ab, sagt die Geschäftsführerin, „und auf die konzentrieren wir uns ganz besonders“. Drittens denke und plane ITW nicht wie die meisten Aktiengesellschaften in Quartalberichten, sondern in Fünf-Jahres-Perioden. Das habe nachhaltigere, auf die weitere Zukunft gerichtet Entscheidungen zur Folge.

    Vier Schlosser gründeten 1912 in Chicago die Illinois Tool Works Company und produzierten Maschinen für die Metallverarbeitung. In den frühen 20er Jahren wandte sich Auto-Pionier Henry Ford mit einem Problem an das Unternehmen. Die legendären T-Modelle, das erste am Fließband gefertigte Automobil, verloren nach kurzer Zeit ihren Motor, weil sich die Schrauben durch die Erschütterung lösten. ITW entwickelte gezahnte Beilagscheiben, wie sie heute noch im Gebrauch sind. Die Entwicklung legte den Grundstein für die bis heute währende enge Bindung zum Automobilbau.

    Doch dieser Glanz droht angesichts der derzeitigen Krise zu verblassen, gerade in den stark von der Automobilindustrie abhängigen Werken in Röttingen. Seit Januar wird bei ITW in Röttingen kurz gearbeitet, nun soll es zu ersten Entlassungen kommen. Längst versucht man deshalb in anderen Anwendungsfeldern Fuß zu fassen und hofft, die Rezession ohne den Verlust von Arbeitsplätzen überstehen zu können.

    Mit einer breiten Eigenkapitalbasis und hoher Innovationsleistung sei man trotzdem gut gerüstet, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen, sagt Elisabeth Finkbeiner, doch die Ungewissheit ist groß.   „Es steht in den Sternen, wir wissen nicht, was noch alles passiert und unsere Kunden auch nicht.“

    Hoher Automatisierungsgrad

    Werk eins ist direkt von der Produktion in den Automobilwerken abhängig. Wenn weniger Autos produziert werden, wirke sich das postwendend auf die Produktion bei ITW aus. Auf lange Sicht gesehen ist ihr um den Standort trotzdem nicht bang. Ein Grund dafür ist der hohe Automatisierungsgrad. Dadurch könne ITW in Röttingen selbst mit Billiglohn-Ländern gut konkurrieren.

    Das freut vor allem den Röttinger Bürgermeister Martin Umscheid und Landrat Eberhard Nuß, die gemeinsam mit Vertretern von Behörden und Verbänden bei ITW zu einem Informationsbesuch zu Gast waren.

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