Inzwischen hat sich der Frischling von seinem Abenteuer halbwegs erholt. Das junge Wildschweinweibchen liegt, in einer Decke eingewickelt, in Christina Pfeifers Arm und nuckelt an einem Fläschchen. „Wir füttern die Kleine mit Katzenmilch, was anderes hatten wir gerade nicht zur Hand“, erklärt die 49-Jährige, die mit ihrem Lebensgefährten Karl-Josef Kant eine Falknerei im Würzburger Stadtteil Dürrbachau betreibt.
Am Dienstag Morgen hatte Rainer Kurz beim Spaziergehen mit seinem Hund ein Quietschen aus einem Überlaufbecken in den Weinbergen zwischen Dürrbachau und Veitshöchheim bemerkt. „Als ich mich übergebeugt hab, hab ich in dem Becken zwei kleine Frischlinge rumrennen sehen“, sagt der Veitshöchheimer. Er rief die Polizei an, die sich mit den Jagdpächtern Karl-Josef Kant und Norbert Schaller setzte.
Die beiden sind dann gemeinsam mit Christine Pfeifer angerückt. Die Jäger haben die etwa 14 Tage alten Wildschweine aus ihrem Beton-Käfig befreit, in mit Gras ausgepolsterte Eimer gesetzt und in die Tierauffangstation der Falknerei gebracht. Dort haben sie für die beiden Frischlinge einen Karton mit Stroh ausgelegt und sie in ihrer Küche schlafen lassen. Eine Wärmelampe sollte die beiden Tiere während der Nacht warm halten. „Bei einem der Tiere ist uns gleich aufgefallen, dass es kleiner und schwächer war, als das andere“, erklärt Christine Pfeifer, „und am Mittwoch Morgen war es dann schon gestorben“.
Dem kräftigeren Frischling geht es schon wieder besser, trotzdem muss das Weibchen weiter mit Katzenmilch ernährt werden und viel unter der Wärmelampe schlafen. Zurück in die Wildnis kann das junge Weibchen nicht mehr, seine Mutter würde es nicht mehr annehmen. „Sobald das Tier wieder richtig fit ist, werden wir im Wildpark Bad Kissingen oder der Umweltstation in Sommerhausen anrufen“, sagt Christine Pfeifer, während das Tierchen auf ihrem Arm anfängt, kräftig zu strampeln. Im Wildpark wird es dann mit Argenossen zusammenleben.