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Japanologie: Uni-Leitung macht "Studis" rebellisch

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Japanologie: Uni-Leitung macht "Studis" rebellisch

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    Etwas mehr als 30 Studierende protestierten am Dienstag in der
Hubland-Mensa gegen die drohende Verlagerung der Japanologie von der
Universität Würzburg nach Erlangen.
    Etwas mehr als 30 Studierende protestierten am Dienstag in der Hubland-Mensa gegen die drohende Verlagerung der Japanologie von der Universität Würzburg nach Erlangen. Foto: FOTO THOMAS OBERMEIER

    würzburg (mr) "Ich bin eigentlich keine Rebellin", sagt die Japanologie-Studentin Christine Osten. Doch die klammheimliche Art und Weise, wie die Würzburger Uni-Leitung das Fach Japanologie absägen will, treibt sie zum öffentlichen Protest. Am Dienstag demonstrierte Osten mit ihren Kommilitonen in der Hubland-Mensa, am Mittwochabend soll eine Mahnwache vor der Senatssitzung in der Uni am Sanderring stattfinden.

    Als wissenschaftliche Hilfskraft wirkte die gelernte Werbekauffrau drei Jahre am Aufbau des 2003 installierten Hauptfachs Japanologie mit. Lange kämpften die China-Wissenschaftler nach Ostens Angaben dafür, dass das frühere Nebenfach Japankunde zum Hauptfach aufgewertet wurde: "Denn häufig brauchen Sinologie-Studenten auch japanologische Kenntnisse."

    Jetzt soll die dreijährige, mühsame Aufbauzeit vergebens gewesen sein - das, so Osten, könne hier niemand verstehen. Die Schließung kommt just zu dem Zeitpunkt, an dem sich die ersten Studenten auf den Magister-Abschluss vorbereiten. Und er macht, so Osten, alle Kämpfe um die Einführung eines Bachelor- und Master-Studiengangs Japanologie zunichte.

    Noch im Herbst liefen die Vorbereitungen für die mit unter anderem mit der Anglistik vernetzten Kurse auf Hochtouren, im Wintersemester sollten die ersten Bachelor-Studenten beginnen.

    Matthias Kemmer, der im 8. Semester Japanologie als Hauptfach studiert, teilt Christine Ostens Ärger. Kemmer hat den Verdacht, dass die Umsetzung des staatlich verordneten "Streichkonzerts" an der Uni Würzburg nicht demokratisch und transparent geregelt wird, sondern vom Einfluss mächtiger Interessengruppen im Senat abhängt.

    Bedenklich ist für ihn die deutliche Dominanz der Naturwissenschaften, die mit einer Orientierung zu immer mehr Leistung und Ökonomie einhergeht: "Aber die Gesellschaft braucht doch Geisteswissenschaften, um die kulturelle Vielfalt zu erhalten."

    Wer die Japanologie einfach dicht machen will, ignoriert nach Kemmers Ansicht die zahlreichen Studenten aus Japan, die nach Würzburg kommen. Nicht zuletzt das ausgezeichnete Sprachenzentrum der Uni locke sie an. Auch die bestehenden Partnerschaftsstipendien werden durch die fragwürdige Entscheidung der Uni-Leitung Kemmer zufolge leichtfertig aufs Spiel gesetzt.

    Während sich Kemmer schon jetzt auf eine spätere wissenschaftliche Laufbahn als Japanologe vorbereitet, verabschiedet sich Christine Osten im Geiste gerade vom Traum einer Uni-Karriere. Weil sie die Härte in der Wirtschaft nicht mehr wollte, habe sie sich mit 35 Jahren noch einmal zum Studieren entschlossen.

    Die Methoden, mit denen die Würzburger Uni-Leitung an die Umstrukturierung der Hochschule gehe, führe ihr nun vor Augen, "dass es in der Wissenschaft womöglich noch härter zugeht als in der Wirtschaft".

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