Ein klassisches Jazztrio mit Klavier, Bass und Schlagzeug im großen Konzertsaal? Noch dazu in einem, der nicht gerade für seine lauschige Clubatmosphäre bekannt ist? Doch, das geht, denn das Frank Dupree Trio macht keinen lauschigen Clubjazz. Sondern "klassischen Jazz und jazzige Klassik", wie es Frank Dupree formuliert.
Der 1991 in Rastatt geborene Pianist, Komponist, Dirigent und Schlagzeuger ist der Kopf des Trios. Er ist derjenige, der am Flügel mit unglaublicher Virtuosität und musikantischer Leichtigkeit durch Stile, Stimmungen, Genres und Epochen spaziert, als bewege er sich durch sein Wohnzimmer.

Am Freitag schlug er dieses Wohnzimmer im Rahmen der Würzburger Meisterkonzerte im Großen Saal der Hochschule für Musik auf. Und möblierte es mit Hochglanzjazz im Großformat. Will sagen: Frank Dupree liebt neben dem schlafwandlerisch sicheren Spiel mit Akkorden, Tonarten, Skalen und Rhythmen auch die pianistische Herausforderung.
Strawinskys "Sacre du printemps" erweist sich als unerschöpfliches Improvisationsreservoir
Und die findet er beim ukrainischen Komponisten Nikolai Kapustin (1937-2020) zur Genüge. Kapustins vollgriffige und raumgreifende Stücke tragen klassische Namen wie Etüde oder Prélude und sind für Klavier durchkomponiert. Jakob Krupp am Bass und Obi Jenne am Schlagzeug liefern noch zwei Dimensionen dazu, wobei vor allem der extrem präzise Austausch zwischen Dupree und Jenne fasziniert. All die Stopps aus dem Nichts, die Übergänge, die Takt- und Tempowechsel, die gegenläufigen Betonungen - immer perfekt zusammen.

Während Kapustin selten Themen erfindet, die spontan im Ohr bleiben, sondern sich eher für farbenreiche Breitwandharmonik interessiert, erweist sich das kurze Fagott-Thema aus Strawinskys "Sacre du printemps" (Frühlingsopfer) als unerschöpfliches Improvisationsreservoir. Denn wo die Stücke nicht durchkomponiert sind, wird improvisiert.
Die Entdeckung des Abends ist die Komponistin Dana Suesse
Das freilich weiterhin auf maximalem pianistischem Niveau: ein Ravel-Prélude, Gershwins "Summertime", die Suite aus Bernsteins "West Side Story" (mit "Mambo"-Einwurf des Publikums) - das Trio entwirft immer wieder aufs Neue wahre Jazzsinfonien von Swing bis Bebop, von Cool bis Latin. Die Entdeckung des Abends ist übrigens die Komponistin Dana Suesse (1911-1987), Zeitgenossin und Kollegin von George Gershwin mit absolut ebenbürtigem Gespür für Groove und Stimmung.
Die kundige und humorvolle Moderation von Frank Dupree macht den umjubelten Abend vollends zum reinen Genuss, Duke Ellingtons "Caravan" mit meisterhaft komischem Percussion-Duell zwischen Dupree und Jenne und ein versonnenes "What a wonderful world" liefern als Zugaben den erst spektakulären und dann intimen Abschluss.