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WÜRZBURG: Jazz-Kabarettist Andy Sauerwein vor der Premiere seiner ersten eigenen Show

WÜRZBURG

Jazz-Kabarettist Andy Sauerwein vor der Premiere seiner ersten eigenen Show

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    Ruhig und ausgeglichen: Privat, in seinem Lieblingscafé Rossi's Wohnzimmer, ist Andy kaum wieder zu erkennen. Mit einer Biolimo und der Zeitung lässt es sich gut texten, denn: Wissen macht kreativ.
    Ruhig und ausgeglichen: Privat, in seinem Lieblingscafé Rossi's Wohnzimmer, ist Andy kaum wieder zu erkennen. Mit einer Biolimo und der Zeitung lässt es sich gut texten, denn: Wissen macht kreativ. Foto: Foto: Johanna Fritz

    „Auf dem Hinweg hatte ich noch eine Zukunft . . .“, stöhnt der „Kranke Mann“ und keucht jämmerlich. Diagnose: Grippaler Infekt. „Wozu überhaupt noch den Briefkasten leeren?“ Mit großen, feuchten Kulleraugen sucht er Trost vom Publikum.

    Mit dieser Nummer hat der Würzburger Jazz-Kabarettist Andy Sauerwein vor kurzem die „Ennser Kleinkunstkartoffel 2011“ eingesackt – seinen dritten ersten Preis nach dem Jugendkulturpreis der Stadt Würzburg und dem Innsbrucker Jackpot 2008. Bisher hat der 31-Jährige die Comedy Lounge in Frankfurt, Schweinfurt und seit vergangenem Herbst auch in Würzburg moderiert. Jetzt will der Jungkabarettist mit einer eigenen Show durchstarten.

    Am Freitag, 18. März, steht Andy Sauerwein um 20.30 Uhr erstmals mit „Sauerweins Auslese“ auf der Bühne im Bechtolsheimer Hof. Zunächst nur ein einziges Mal. Aber: Wenn die Show ankommt, geht's im Herbst weiter, dann regelmäßig. „Das muss einmal brechend voll, damit es die Leute kaum aushalten, dass sie so lang auf die nächste Show warten müssen“, sagt Andy, der vor Selbstbewusstsein strotzt, aber kein bisschen arrogant rüberkommt. „Die werden die Plakate von den Wänden abreißen!“, stellt er sich die Szene nach dem Auftritt vor.

    Privat, so wie er jetzt in seinem Lieblingscafé Rossi's Wohnzimmer sitz, wirkt er für einen Kabarettisten überraschend ruhig – zufrieden mit sich und der Welt. „In den letzten Wochen hab ich einen extremen Auftrieb“, sagt Andy. Mittlerweile ist er die Hälfte des Monats unterwegs.

    Das Publikum erspielen

    Seine Zuhörer hat sich der Jungkabarettist während der vergangenen drei Jahre mühsam erobert. „Man muss sich sein Publikum erspielen“, ist seine Philosophie. Deshalb hat er an Auftritten und Wettbewerben „alles mitgenommen, was geht“, auch wenn ihm nur vier Besucher zuhörten. Dem Bild vom verrückten, planlosen Künstler entspricht Andy Sauerwein ganz und gar nicht. Er hat Ehrgeiz und konkrete Ziele, will diese durch Fleiß und gute Planung erreichen.

    „Wie kann jemand gleichzeitig so gut Klavier spielen und dabei schauspielern?“ fragte sich Andy in der fünften Klasse. Im Musikkabarettisten Lars Reichow hatte er ein Idol gefunden. Sauerwein selbst spielt Klavier seit er zehn ist, mit Kabarett fing er 2006 an. Sein Opa, „ein extremer Autodidakt“, unterstützte ihn stets. Der 80-Jährige war selbst jahrelang als Alleinunterhalter unterwegs und brachte regelmäßig Kassetten a la „Reinholds Hit-Mix 15“ raus.

    Eigentlich wollte Andy nach seinem Examen 2008 – er hat Deutsch und Geschichte auf Lehramt studiert – nur ein Jahr Auszeit nehmen, um sich der Kleinkunst zu widmen. Drei Jahre sind daraus geworden. „Ich mach jetzt Kabarett, mein ganzes Leben lang“, sagt der 31-Jährige. Nach einigen Wochen des „realitätsfernen Lebens“ zwischen Hotel und Bühne, umgeben von „Leuten, die mir sagen, wie toll ich bin“, sagt Andy, tut es ihm gut, sich um seine Klavierschüler zu kümmern. „Das ist toll. Dann weiß ich: Um eins kommt der Moritz, der muss Boogie üben und dann wird getrommelt.“

    Der Lehrer selbst spielt mehrere Stunden am Tag. „Ich bin im Moment extrem klaviersüchtig“, sagt Sauerwein, der nebenher Jazz an der Hochschule für Musik studiert. In letzter Zeit habe er sich musikalisch stark weiterentwickelt. Die Musik unterstütze seine Texte nicht mehr, sondern komme selbst viel mehr zur Geltung.

    Wissen macht kreativ

    In der „dichten“ Kabarettistenszene Würzburgs fühlt sich der gebürtige Aschaffenburger wohl, die sei sehr kollegial. So hat er viele „schlaue Leute“ kennengelernt, mit denen er seine Stücke besprechen kann und die oftmals den ausschlaggebenden Tipp geben.

    Texten steht bei Andy eigentlich täglich an. „Kreativität entwickelt sich aus Wissen“, weiß der junge Künstler, der sich viel mit Schulpsychologie beschäftigt hat. Deshalb liest er Zeitung, wenn er sonst keine Ideen hat. Oft lacht der Spaßknilch über sich selbst. „Da liest du einen Drei-Seiten-Artikel in der 'Zeit', um auf so einen Blödsinn zu kommen“, denkt er manchmal. Seine liebsten Stücke sind nicht alberne wie der „Kranke Mann“, sondern die lustigen mit ernstem Hintergrund.

    „Daximilian“ ist so eins. Darin terrorisiert das vermeintliche Kind des Bankmanagers Josef Ackermann die gesamte Schule – eine Kritik an der Willkür in der Finanzwelt, verpackt in Kinderliedern.

    Seine Kritik zu Themen, die ihn „tierisch fuchsen“ bringt Sauerwein in Form von „kleinen Spitzen“ ein. „Ich lebe auf der Bühne von Andys netter, charmanter Art“ – das will er sich nicht versauen. Mittlerweile könne er es sich aber leisten, auch mal so richtig böse zu sein. „So, Herr Polizist, das gibt 'n Lied“, war Andys erster Gedanke, als er ein Knöllchen kassierte, während er noch im Auto saß. Besonders aus seiner Zeit in einem „extremst konservativen“ katholischen Jungeninternat kann der Kabarettist aus den Vollen schöpfen.

    „Sauerweins Auslese“

    Für die neue Show „Sauerweins Auslese“ hatte sich Andy „witzige Werbestrategien“ für Facebook und andere soziale Medien einfallen lassen. Erst nach und nach erfuhr man, was eigentlich Sache ist. „Sehr viel Talk“, wird es auf der Bühne geben, „sehr viel Interaktion mit anderen Künstlern“, verrät Andy.

    Zur Premiere am 18. März hat er zwei seiner liebsten Kollegen eingeladen: Anna Piechotta aus Hannover, die „mit einfühlsamen Liedern und hintersinnigem Humor bezaubert“, und Gymmick, einen Nürnberger Liedermacher, der „geile Comics zeichnet“. „Ich freu mich saumäßig drauf“, sagt Andy, schließlich will auch er endlich wissen, wie's wird.

    Die neue Show: „Sauerweins Auslese“ hat am Freitag, 18. März, im Bechtolsheimer Hof Premiere. Einlass: 20 Uhr, Beginn: 20.30 Uhr. Karten im VVK im B-Hof und bei H2O 6 Euro; an der Abendkasse 8, ermäßigt 6 Euro.

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