Es war eine hartnäckige und intensive Recherche. Ende vergangenen Jahres befasste sich Aaron Niemeyer, Reporter dieser Redaktion in Würzburg, mit der Bewegung "Eltern stehen auf". Nach außen gab sich die Gruppe besorgt um Demokratie und Grundrechte, intern erwies sie sich als Sammelbecken für Corona-Leugner und Verschwörungs-Theoretiker. Niemeyer sprach mit Beteiligten und Kritikern, und er wühlte sich durch verborgene Chatverläufe in verschiedenen Social-Media-Kanälen, in denen Aktivisten der Gruppe aktiv waren. Im Februar 2021 schließlich erschien in der Main-Post seine Hintergrundgeschichte unter der Überschrift: "So gefährlich sind Würzburger Corona-Leugner".

Die Resonanz der Berichterstattung ging bereits damals weit über die Region hinaus. Nun wird die herausragende Recherche auch belohnt: Aaron Niemeyer erhält beim Gutenberg-Recherchepreis 2021 den mit 3000 Euro dotierten dritten Platz. Zum zweiten Mal zeichnet die Verlagsgruppe VRM aus dem Rhein-Main-Gebiet sowie die Lingen-Stiftung (Köln) junge Journalistinnen und Journalisten unter 35 Jahren für exzellenten Journalismus mit diesem Preis aus. Platz eins geht an Franziska Klemenz (Sächsische Zeitung), Platz zwei an Katrin Langhans (Ippen, Buzzfeed).
Jury: "Eine journalistischer Wirkungstreffer"
Die Jury bezeichnete die tiefgehende Recherche von Aaron Niemeyer im Geflecht der "Eltern stehen auf"-Bewegung als "einen journalistischen Wirkungstreffer in Hochzeiten von Verschwörungsmythen".
Der 32-jährige Niemeyer fand nach Abschluss seines Studiums (Kommunikationswissenschaft sowie Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation) im Jahr 2018 den Weg zur Main-Post, wo er ab 2019 ein Volontariat absolvierte. Seit diesem Jahr gehört er der Lokalredaktion Würzburg an.
Niemeyer: "Die Region ist jetzt besser informiert"
Seine Arbeit im Umfeld der "Eltern stehen auf"-Szene erlebte er als intensive Zeit. "Die wichtigste Erkenntnis der Recherchen ist", sagt er, "dass Verschwörungsgläubige und Extremisten nicht nur in den Großstädten zu finden sind, sondern auch in unserer Region. Es sind Eltern, Anwältinnen und Erzieher, die sich in den sozialen Netzwerken vernetzen und oftmals radikalisieren". Die Berichterstattung, so Niemeyer, habe gewirkt. "Die Gesellschaft in der Region ist jetzt besser darüber informiert, welche Gefahr von Verschwörungsmythen ausgeht."