Die Freiwillige Feuerwehr Güntersleben feierte ihr 135-jähriges Bestehen mit einem Festkommers: Bei Feuerwehr-Jubiläen stehen die vielen Ehrenamtlichen im Mittelpunkt, die Verantwortung für die Sicherheit im Ort übernehmen. Dies betonte auch Manfred Ländner bei der Jubiläumsfeier. Der Landtagsabgeordnete brachte die Feuerwehr-Gründung von 1888 mit dem infolge der Paulskirchen-Versammlung von 1848 erwachenden Bürgersinn in Verbindung. Die Corona-Krise sei auch deshalb bewältigt worden, weil insbesondere die Feuerwehrleute mehr geleistet hätten, als nur ihre Pflicht zu tun, sagte Ländner.
Beim Rückblick des Kommandanten und Vorsitzenden des Feuerwehrvereins auf die vergangenen fünf Jahre wurde klar: Die vorerst letzte größere Zusammenkunft war der Faschings-Kehraus 2020. Dies änderte sich erst wieder mit der Generalversammlung im Juli 2022. "Termin für Termin verschwand aus dem Kalender", erinnerten sich Kommandant Stefan Hartmann und Vereinsvorsitzender Matthias Kuhn. Für viele habe sich "eine unbestimmte, ja beängstigende Situation" ergeben. Feuerwehrdienst mit Abstand, zu den Kameraden, zu den Geräten und der Bevölkerung sowie häufig wechselnde Vorschriften für die Gruppengröße hätten die Ausbildung in hohem Maße erschwert. Auch die Einsatzzahlen stürzten ab: Sie sanken um rund ein Drittel.

Die Helfer-vor-Ort-Gruppe durfte einige Monate nicht ausrücken
Besonders hart trafen die im Zuge der Corona-Maßnahmen getroffenen Regelungen ausgerechnet die Helfer-vor-Ort-Gruppe der Feuerwehr. Die für die Erstversorgung von Notfällen wichtige Einheit durfte einige Monate lang überhaupt nicht ausrücken.
Wie wichtig diese Einsätze jedoch sind, zeigte sich, als nur kurz nach der Aufhebung des Einsatzstopps Anfang 2021 zu einem Notfall gerufen wurde. Eine junge Frau hatte einen plötzlichen Herzstillstand erlitten. Die kurze Anfahrt und das beherzte Eingreifen der Helfer retteten der zweifachen Mutter vermutlich das Leben. Bürger und Vereine rückten zusammen. Mit Hilfe von Spenden von Vereinen und Bürgern schaffte die Wehr daraufhin einen neuen, modernen Defibrillator an.
Die Feuerwehrleute nutzten die verbliebenen Spielräume. Sie renovierten das Floriansstübchen, übernahmen wichtige Aufgaben beim Verteilen von Hilfsmaterialien im Ort, bei einer Hilfslieferung für die Ukraine nach Krakau oder unterstützten das Impfzentrum mit Personal. Jüngst wurde das Obergeschoss des Feuerwehrhauses mit einem Zuschuss der Gemeinde zeitgemäß umgestaltet. Das wichtigste jedoch: Einen Schwund an Feuerwehrleuten und Einsatzbereitschaft konnten die beiden Redner nicht feststellen. Mit 167 Mitgliedern, davon 63 aktive, ist die Freiwillige Feuerwehr weiterhin der größte Verein im Ort.
Die Feuerwehr nicht als Selbstverständlichkeit ansehen
Dabei sträubten sich die Ortsbürger erstaunlich lange, eine eigenständige Wehr ins Leben zu rufen, wie Bürgermeisterin Klara Schömig in ihrem geschichtlichen Rückblick aufzeigte. In der Orts-Chronik überliefert ist eine Feuerordnung von 1846, die insgesamt 167 namentlich genannte Männer zu Aufgaben bei der Brandbekämpfung verpflichtet. Während Nachbarorte längst eine freiwillige Wehr aufgebaut hatten, stellte sich die Gemeinde noch 1881 gegen eine ausdrückliche Weisung des Bezirksamts und verweigerte die Anschaffung einer Saugspritze. Erst 1888 war es so weit und die Wehr wurde gegründet.
Das Feuerwehrwesen gehört bis heute zu den Pflichtaufgaben der Gemeinde. Gemeinde und Gemeinderat würden hinter der Feuerwehr stehen und gut begründete Anschaffungen unterstützen, so die Bürgermeisterin. Bei einer Einrichtung, die "so reibungslos funktioniert wie unsere Feuerwehr", bestehe die Gefahr, dass "als selbstverständlich angesehen wird, was so selbstverständlich nicht ist." Der Wert von etwas werde meist erst dann bewusst, wenn es fehlt.
Das sind die Geehrten
Die staatlichen Ehrungen des Freistaats nahmen Landrat Thomas Eberth und Kreisbrandrat Michael Reitzenstein vor. Das Feuerwehr-Ehrenzeichen in Silber für 25 Jahre aktiven Dienst erhielten Matthias Gold, Dominik Dusel, Daniel Streit, Bernd Ziegler, Sebastian Geißler, Thomas Wolf, Christian Ziegler, Johannes Öhrlein, Bernd Scheblein und Michael Weißenberger; das Ehrenzeichen in Gold für 40 Jahre Georg Ameng. Außerdem erhielt Sebastian Heller als langjähriger Ausbilder und Maschinist das Ehrenkreuz in Silber, und Robert Lother unter anderem als Fahnenträger das Ehrenkreuz in Silber am Band.
Zum Ehrenkommandanten ernannte der Verein den früheren, langjährigen Kommandanten Jürgen Clauß, und zum Ehrenmitglied den "Festwirt" des Vereins, Manfred Wolf. Außerdem wurden geehrt für 25 Jahre Mitgliedschaft: Daniel Streit, Bernd Ziegler, Sebastian Geißler, Thomas Wolf, Johannes Öhrlein, Dominik Dusel, Michael Kilian, Daniel Musmann, Juliane Amthor; für 40 Jahre: Georg Ameng, Heinrich Stieber, Fridl Joßberger, Karl Öffner; für 50 Jahre: Herbert Albert, Hilmar Schneider.