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Ochsenfurt: Jubiläum: Was das Internetcafé für Senioren so besonders macht

Ochsenfurt

Jubiläum: Was das Internetcafé für Senioren so besonders macht

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    Die Mitglieder halten dem Internetcafé auch in schwierigen Zeiten die Treue: Seit Corona kommen sie per Videokonferenz zusammen - einige sind seit den Anfangsjahren des Projekts dabei.
    Die Mitglieder halten dem Internetcafé auch in schwierigen Zeiten die Treue: Seit Corona kommen sie per Videokonferenz zusammen - einige sind seit den Anfangsjahren des Projekts dabei. Foto: Screenshot AWO Internetcafé

    20 Jahre gibt es das AWO-Internetcafé für Senioren in Ochsenfurt seit diesem März nun schon, und das Jubiläum fällt in eine besondere Zeit. Eigentlich hatte Initiator Peter Honecker eine große Feier im Vereinsheim geplant. Doch die fällt momentan coronabedingt flach. "Das holen wir nach", sagt der 70-Jährige – an Improvisieren ist er nach einem Jahr Pandemie gewöhnt.

    Nachdem das Internetcafé, das auch für Nicht-Mitglieder der AWO offen ist, im vergangenen Frühjahr zwei Monate pausiert hatte, fand Honecker eine Möglichkeit, es trotz Corona weiter stattfinden zu lassen. Und so können sich seitdem jeden Donnerstag Interessierte per Zoom-Videokonferenz zu Fragen rund um Internet, Tablet, Smartphone und Co. beraten lassen. Bei mittlerweile 21 solcher Online-Treffs kamen insgesamt 128 Teilnehmer zusammen, berichtet Honecker: "Die Leute freuen sich, dass es auch in der aktuellen Situation weitergeht, dass sie beraten und in der Gruppe aufgefangen werden."

    Vor 20 Jahren: Anstoßen auf das erste Treffen des AWO-Internetcafés für Senioren in Ochsenfurt - mit Initiator Peter Honecker (im hellen Jacket, vor dem Bildschirm).
    Vor 20 Jahren: Anstoßen auf das erste Treffen des AWO-Internetcafés für Senioren in Ochsenfurt - mit Initiator Peter Honecker (im hellen Jacket, vor dem Bildschirm). Foto: AWO Internetcafé

    Was das Internetcafé für seine Besucher bedeutet, spiegeln auch die Glückwünschen wieder, die Honecker zum Jubiläum erreicht haben: "Es ist eine super Leistung, in (…) 20 Jahren so viele Leute zu begeistern und Kenntnisse zu vermitteln", schreibt etwa ein Besucher; "durch Dich haben auch wir den Computer richtig kennengelernt", loben andere.

    Nicht wenige Teilnehmer verbinden das Internetcafé mit der Person Peter Honeckers. "Mein heutiges Wissen verdanke ich Dir. Für die unzähligen Stunden, die ich (…) mit Dir und der Gruppe im Internetcafé verbracht habe, möchte ich mich bei Dir bedanken" – solche und ähnliche Nachrichten erreichen den 70-Jährigen gerade viele.

    "Ich bin vielleicht der Antreiber - aber Mitstreiter sind wichtig."

    Peter Honecker, Initiator AWO-Internetcafé für Senioren in Ochsenfurt

    Das Trainerteam des Internetcafés (v. links): Franz Bovery, Peter Honecker und Gerhard Grieb - hier bei der "Helferherzen"-Preisverleihung der dm-Drogeriemärkte im Jahr 2016.
    Das Trainerteam des Internetcafés (v. links): Franz Bovery, Peter Honecker und Gerhard Grieb - hier bei der "Helferherzen"-Preisverleihung der dm-Drogeriemärkte im Jahr 2016. Foto: AWO Ochsenfurt

    Eine Einrichtung wie das Internetcafé stehe und falle mit der Person, die hinter dem Ganzen stecke, bestätigt Honecker: "Kontinuität ist wichtig." Gleichzeitig betont er die Bedeutung langjähriger Weggefährten des Projekts. "Ich bin vielleicht der Antreiber", sagt Honecker und lacht. "Aber: Mitstreiter sind wichtig." Anfangs standen ihm Elke Rosenberger und Ulrike Stockert zur Seite; 2006 kamen Gerhard Grieb (heutiger stellvertretender Leiter des Internetcafés) und Franz Bovery dazu. Zusammen mit Grieb und Bovery stellt Honecker das aktuelle Trainerteam – die drei arbeiten ehrenamtlich, das Angebot ist kostenlos. "Bis auf die Urlaubstage sind wir 40 Mal im Jahr für die Besucher da", verdeutlicht Honecker den Zeitaufwand der Trainer.

    Was den gebürtigen Giebelstädter, der seit 51 Jahren in Ochsenfurt wohnt und dort 27 Jahre Mitglied des Stadtrats war, 2001 zur Gründung des Internetcafés antrieb, war laut eigener Aussage Neugier: Kann man mit dieser Idee Erfolg haben? "Als ich dem AWO-Vorstand das Projekt vorgestellt habe, hatte ich auch ein Sponsorenkonzept dabei, schließlich konnte ich keine Mitgliedsbeiträge erheben." Die örtlichen Unternehmen zeigten sich angetan; einige stellten sich als Sponsoren zur Verfügung, so dass das Internetcafé im März 2001 mit fünfeinhalb Tausend Mark an den Start gehen konnte. Von dem Geld wurden Möbel, PCs, Drucker und Scanner angeschafft.

    Internetcafé mal anders: Initiator Peter Honecker berät zu Corona-Zeiten die Teilnehmer per Videokonferenz am heimischen Rechner.
    Internetcafé mal anders: Initiator Peter Honecker berät zu Corona-Zeiten die Teilnehmer per Videokonferenz am heimischen Rechner. Foto: Sylvia Honecker

    Entschleunigtes Erklären als Erfolgsrezept

    Von da an begann die Erfolgsgeschichte der Einrichtung, die sich auch in den Besucherzahlen zeigt: Jährlich kommen laut Honecker rund 700 Menschen aus dem Umkreis von bis zu 35 Kilometern um Ochsenfurt zum Internetcafé; seit dem Start des Projekts wurden 12 550 Besucher gezählt. "Wenn unsere Teilnehmer stolz ihre selbst erstellten Fotobücher zeigen oder ich sehe, dass ein Besucher es geschafft hat, Bilder in seinen WhatsApp-Status zu ziehen, merke ich: Ich bin auf der richtigen Spur", sagt Honecker. Den Besuchern eine "gute Initialzündung" beim Thema Internet und Co. zu geben, sei sein Ziel – und die Entwicklung der Einzelnen mitzuverfolgen, "einfach schön".

    Das Geheimrezept für die Beliebtheit und Akzeptanz des Internetcafés, das bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde, scheint im Vermitteln von für die Zielgruppe relevanten Themen und in der Geduld seiner Trainer zu liegen. Letzteres ist für die Besucher besonders wertvoll, weiß Honecker. "Entschleunigt etwas erklären, was den Leuten im Kopf hängenbleibt" ist das Ziel Peter Honeckers. Und das bei Bedarf immer wieder: "Unsere Besucher sind in der Regel zwischen 65 und 80 Jahre alt – da vergisst man viel."

    "95 Prozent der Leute kommen mit eigenen Geräten - die eine Hälfte hat Smartphones, die andere Tablets, manche beides."

    Peter Honecker über die technische Ausstattung der Internetcafé-Besucher

    Themen, die die Teilnehmer beschäftigen, sind unter anderem die Bearbeitung von Fotos, das Erstellen von Fotobüchern und Glückwunschkarten, der Umgang mit Software zur Text- und Datenverarbeitung. Gleichzeitig bietet Honecker immer wieder Inspiration durch eigene Themen. Sei es, dass er verschiedene Nachrichten-Apps vorstellt und erklärt, wie man sie auf dem Handy installiert, oder dass er etwas zeigt, was ihn gerade selbst begeistert, wie zum Beispiel die Pflanzenerkennungs-App PlantNet.

    In technischer Hinsicht hat sich in 20 Jahren Internetcafé viel getan: In den Anfangsjahren wollten die Mitglieder vor allem wissen, was man mit einem PC machen und wie man ihn kreativ nutzen kann. "Das Internet war damals noch eine holprige Sache", sagt Honecker und lacht. "Dafür haben wir Glückwunschkarten in Word gestaltet und E-Mail-Accounts eingerichtet." Anfangs habe man zudem auch immer wieder Hilfe vor Ort geleistet: "Manchen Besuchern haben wir gespendete PCs vorbeigebracht und eingerichtet."

    Zu Nicht-Corona-Zeiten treffen sich die Teilnehmer des Internetcafés im Bürgerhaus "Rote Schule".
    Zu Nicht-Corona-Zeiten treffen sich die Teilnehmer des Internetcafés im Bürgerhaus "Rote Schule". Foto: Catharina Hettiger

    Das Internetcafé hat die Mitglieder auch privat vernetzt

    Das ist lange her, und auch die Rechner im Vereinsheim werden nur noch selten genutzt: "95 Prozent der Leute kommen mit eigenen Geräten", so Honecker. Davon würde etwa eine Hälfte Smartphones besitzen, die andere Tablets; manche kämen mit beidem. "Von unseren Geräten vor Ort werden höchstens noch Drucker und Scanner gebraucht", stellt der 70-Jährige fest.

    Besonders stolz ist Peter Honecker darauf, dass sich aus dem Internetcafé heraus auch private Netzwerke entwickelt haben: "Die Mitglieder helfen sich gegenseitig mit Fahrdiensten, bringen zu unseren Treffen Kuchen mit, sogar Geburtstage werden zusammen gefeiert." Und auch die Online-Meetings würden gut angenommen. Selbst bei gutem Wetter versammle sich ein fester Stamm an Teilnehmern zum Zoom-Meeting vor den heimischen PCs und zeige der Institution Internetcafé damit die Treue: "Es beflügelt mich, dass die Leute so bei der Stange bleiben", sagt Honecker, der den Mitgliedern "Solidarität und Disziplin" bescheinigt. "Diese Generation ist in einer Phase, in der Netzwerke sehr wichtig sind."

    AWO-Internetcafé für Senioren OchsenfurtAm 1. März 2001 wurde das "AWO-Internetcafé für Senioren Ochsenfurt" gegründet. Zu Nicht-Corona-Zeiten befindet es sich im Bürgerhaus "Rote Schule", Kirchplatz 2, in Ochsenfurt, und ist dienstags von 10 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Zurzeit finden die Treffen donnerstags von 14 bis 15.40 Uhr online per Videokonferenz statt. Wer einen Einladungslink erhalten möchte, schickt eine E-Mail an: och-mail@awo-ochsenfurt.deZiel des Internetcafé ist es, den Besuchern Themen rund ums Internet nahezubringen und sie mit PC, Laptop, Tablet und Smartphone vertraut zu machen - in einer entschleunigten Sprache, die insbesondere Senioren und auch behinderte Menschen ansprechen soll. Initiator des Internetcafés war Peter Honecker, der seit 2001 zusammen mit weiteren ehrenamtlichen Trainern geschätzte 8000 Stunden Beratung für insgesamt 12 500 Besucher geleistet hat. Quelle: cat

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