(wba) Nachdem sie im vergangenen Jahr 16 neue Mitglieder gewinnen konnte, möchte die derzeit 424 Köpfe zählende Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Würzburg und Unterfranken weiter wachsen. Das erklärte Geschäftsführerin Rosa Grimm bei der Mitgliederversammlung im jüdischen Gemeine- und Kulturzentrum Shalom Europa.
In ihrem Jahresrückblick und Geschäftsbericht 2007 erinnerte Grimm unter anderem an die Reise von 81 Personen an die Stätten des Leidens und Sterbens der fränkischen Juden in Polen und eine Fortbildungsfahrt für mit 41 ehrenamtlichen Museumsführern von Shalom Europa zu jüdischen Stätten in Unterfranken. Die Planung für eine ähnliche Fortbildungsfahrt in diesem Jahr habe schon begonnen, so Grimm.
Aus dem Vorstand ausgeschieden ist Jutta Schuster, die seit 1998 jüdische Vorsitzende der Gesellschaft war. Grimm dankte ihr für die „gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit“. Die jüdischen Mitglieder der Gesellschaft werden bis zur turnusmäßigen Neuwahl von der stellvertretenden jüdischen Vorsitzenden Alexandra Golosovskaia vertreten. Evangelischer Vorsitzender ist Dekan Dr. Günter Breitenbach, katholischer Vorsitzender Burkhard Hose.
Hose berichtete über die Aktivitäten des „Würzburger Bündnisses für Zivilcourage“, dem auch die christlich-jüdische Gesellschaft angehört. Das Bündnis ist als Reaktion auf einen Übergriff gegen eine Kopftuch tragende Muslima in einer Straßenbahn in Grombühl gegründet worden und führt beispielsweise Symposien durch. Außerdem schlägt es die Einrichtung einer städtischen Antidiskriminierungsstelle vor.
Höhepunkt der Mitgliederversammlung war ein Vortrag des Historikers und MAIN-POST-Redakteurs Dr. Roland Flade zum Thema „Der Beitrag der Würzburger Juden zu Kunst und Kultur“. Dabei berichtete er etwa über den Maler Joseph Oppenheimer, der 1876 als Sohn eines Textil-Kaufmanns aus der Domstraße geboren wurde. Oppenheimer sei „einer der meistbeschäftigten Porträtmaler Europas“ geworden. Werke von ihm befinden sich im Besitz des Kulturspeichers.
Als „eines der besten deutschen Antiquitätengeschäfte“ galt Flade zufolge das Antiquitäten- und Möbelhaus der Familie Seligsberger, das sich am Johanniterplatz befand. Zu einer der berühmtesten deutschen Kleinkunst-Bühnen habe darüber hinaus Jakob Strauß das Central-Café (CC) in der Eichhornstraße gemacht.