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WÜRZBURG: Jüdisches Kleinod als seltener Zeitzeuge

WÜRZBURG

Jüdisches Kleinod als seltener Zeitzeuge

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    Einblick und Rückblick: Grafikdesigner Ulli Hantke, Fotografin Katrin Heyer, Bürgermeister Dr. Adolf Bauer und Kulturwissenschaftlerin Annette Taigel vor einer der Fotografien in der Ausstellung im Würzburger Rathaus, die das Kulturdenkmal, die Zeller Laubhütte, vorstellen.
    Einblick und Rückblick: Grafikdesigner Ulli Hantke, Fotografin Katrin Heyer, Bürgermeister Dr. Adolf Bauer und Kulturwissenschaftlerin Annette Taigel vor einer der Fotografien in der Ausstellung im Würzburger Rathaus, die das Kulturdenkmal, die Zeller Laubhütte, vorstellen. Foto: Foto: G. Wagenbrenner

    Um das Jahr 1900 wies Unterfranken mit fast 14 000 jüdischen Einwohnern den höchsten jüdischen Bevölkerungsteil unter den bayerischen Regierungsbezirken auf. Zeitweise gab es an die 200 Gemeinden. Viele Juden lebten auf dem Land und bereicherten die Gemeinden als eine Glaubensgemeinschaft mit gelebtem Brauchtum. Von einflussreichen jüdischen Persönlichkeiten auch aus den Bereichen Wirtschaft oder Politik berichten viele Ortschroniken.

    Doch dieses Miteinander, das über Jahrhunderte Mainfranken prägte, fand mit der Shoa ein brutales Ende: „Mit dem Landjudentum haben die Nazis ein wesentliches Element des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens in Unterfranken ausgelöscht. Unsere Heimat ist dadurch viel, viel ärmer geworden“, das sagte laut Pressemitteilung Bürgermeister Dr. Adolf Bauer bei der Eröffnung der Ausstellung „Einblicke in die Zeller Laubhütte“, die bis 24. Februar im Oberen Foyer des Rathauses zu sehen ist.

    Umso wichtiger sei es, so fuhr Bauer fort, dass die Lebensform und die Leistungen der unterfränkischen Juden nicht in Vergessenheit geraten. Die aktuelle Ausstellung im Würzburger Rathaus leistet hierzu einen Beitrag. Sie zeigt großformatige Fotografien der historischen Laubhütte der Familie Rosenbaum. Das seltene Kulturdenkmal der Gemeinde Zell wird derzeit saniert. Die Kulturwissenschaftlerin Annette Taigel, die mit der Fotografien Katrin Heyer und dem Grafikdesigner Ulli Hantke die Ausstellung konzipierte, wollte, dass dieser in Natura rund 20 Quadratmeter große Raum auch während der Renovierungsphase „durch eine Wanderausstellung zugänglich bleibt“.

    Geschichtliche Entwicklung

    Die Laubhütte geht auf Mendel Rosenbaum (1783-1868) zurück. 1822 zog dieser im Zuge der gewalttätigen antisemitischen Unruhen mit seiner Familie von Würzburg nach Zell. Dort lebte er mit seiner Ehefrau Mendle und den neun Kindern im „Judenhof“, dem ehemaligen Propstei- und Wirtschaftshof des säkularisierten Unterzeller Frauenklosters. Hier installierte er den ersten Zeller Kaufladen und handelte mit koscheren Lebensmitteln, Mehl, Gewürzen, Eisen, Leder, Schnittwaren, Seilen, Nägeln, Zigarren, Esswaren, Stoffen.

    Sein jüngster Sohn Jona übernahm das Geschäft und eröffnete 1871 in der Würzburger Augustinerstraße 18 eine Konditorei und Feinbäckerei. Mendel Rosenbaums ältester Sohn Moses übernahm die Nagelschmiede im heutigen Anwesen Judenhof 13 und durfte jüdische Lehrlinge ausbilden. Mitte der 1870er Jahre zog Moses Rosenbaum nach Memmingen, blieb aber Beisitzer im Zeller Turnverein.

    Im Anwesen der Rosenbaums in Zell befanden sich ein Betraum und die bis heute gut erhaltene Laubhütte. Hier feierte die Familie jedes Jahr das Laubhüttenfest.

    Für gewöhnlich werden Laubhütten nur für die Woche des Fests errichtet, die Rosenbaums investierten laut Annette Taigel in diesen verputzen Massivbau allerdings besonders viel kreative Energie: „Bis heute berühren die Details!“ So beispielsweise ein bewegliches Holzdach auf Schienen, das es ermöglichte, zwischen den aufgeschichteten Pappelzweigen hindurch den Himmel zu erspähen.

    Über 100 Jahre nach der letzten Feier der Familie wirkt vieles wie gerade erst zurück gelassen. Diese besondere Magie hat nicht nur den „Freundeskreis der Zeller Laubhütte“ gepackt, der das Kleinod seit Jahren erforscht oder auch Mittel für die Sanierung auftrieb.

    Weitere Hintergründe bietet die Homepage: www.zellerlaubhuette.de.

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