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WÜRZBURG: Jugendhilfe im Waldhaus: „Es gibt keinen besseren Platz“

WÜRZBURG

Jugendhilfe im Waldhaus: „Es gibt keinen besseren Platz“

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    Gedanken um die künftige Nutzung des Waldhauses im Steinbachtal macht man sich beim Bürgerverein „Rettet das Steinbachtal“.
    Gedanken um die künftige Nutzung des Waldhauses im Steinbachtal macht man sich beim Bürgerverein „Rettet das Steinbachtal“. Foto: Foto: D. Peter

    Die künftige Nutzung des Waldhauses im Steinbachtal stand im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung des Bürgervereins „Rettet das Steinbachtal“. Gleich zu Beginn bezog Andreas Volpert klar Stellung. „Wir wollen das Thema Waldhaus faktisch und sachlich angehen, über Tatsachen sprechen und Informationen aus erster Hand erhalten“, betonte der 1. Vorstand des Bürgervereins vor zahlreich versammelten Mitgliedern und Interessenten.

    Er ging damit klar auf Distanz zur „Talgemeinde Steinbachtal“ und dessen Vorsitzenden Klaus Schilling. Dieser hatte Anfang September in einer an Haushalte im Steinbachtal und am Dallenberg verteilten „Kontaktpost“ den Eindruck erweckt, im Waldhaus sollten künftig „straffällige Jugendliche“ mit „schwersten psychischen Störungen“ untergebracht werden. Die daraus entstandene Verunsicherung über die künftige Nutzung des Waldhauses sorgt seitdem für erheblichen Wirbel und einen erhöhten Diskussionsbedarf der Anwohner.

    Zu seiner Jahreshauptversammlung hatte der Bürgerverein mit Gunter Adams von der Evangelischen Kinder- und Jugendhilfe (EKJH) den aktuellen und künftigen Mieter des Waldhauses eingeladen. Weiter war Hans Diehm vom Verschönerungsverein Würzburg (VVW), der Besitzer des Waldhauses ist, zu Gast. Beide Referenten nahmen zu den wichtigsten Fragen ausführlich Stellung.

    Adams verwies in seinen Ausführungen darauf, dass im Waldhaus seit März dieses Jahres zwei Wohngruppen mit inzwischen 24 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen betreut werden. Die Betreuung der Flüchtlinge durch die EKJH soll laut eines aktuellen Beschlusses des städtischen Bau- und Ordnungsausschusses voraussichtlich bis Ende 2019 dauern. Danach ist von der EKJH die Nutzung des Waldhauses als Heim für psychisch kranke Kinder geplant. Adams betonte, dass eine offene Einrichtung für Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren vorgesehen ist. Die betroffenen Kinder, deren Anzahl stark zunehme, leiden zum Beispiel unter Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität. „Dazu zählen Professorenkinder genauso wie Kinder von Handwerkern“, stellte Adams klar. Jedes Kind, unabhängig vom sozialen Umfeld, könne von einer solchen psychischen Erkran-kung betroffen sein.

    Der in der „Kontaktpost“ erzeugte Eindruck, man plane eine geschlossene Einrichtung mit „gefährlichen Jugendlichen“, sei völlig falsch und haltlos. Drogenabhängige, straffällige oder akut psychotische Kinder würden im Waldhaus definitiv nicht aufgenommen.

    Neben der künftigen Nutzung des Waldhauses sei geplant, die benachbarte marode Gerstnerhalle durch einen Anbau zu ersetzen. In diesem Anbau soll im Obergeschoss eine Wohngruppe mit acht autistischen Kindern entstehen und im Untergeschoss neue Räume für die ambulanten Hilfen der EKJH geschaffen werden. In Summe wären dann 24 Kinder und ihre pädagogischen Betreuer auf dem Gelände untergebracht.

    Das Außengelände und die Lage des Waldhauses seien für den naturnahen pädagogischen Ansatz seiner Einrichtung optimal. „Für uns gibt es in Würzburg keinen schöneren und besseren Platz als den im Steinbachtal“, machte Adams klar. Die vorhandene Verunsicherung der Anwohner spiegelte die anschließende Diskussion wider. Inwiefern man die für eine offene Einrichtung erteilte Betriebserlaubnis später auf eine geschlossene Einrichtung ausweiten könne, war eine Frage. Einige Anwohner seien in Sorge, ob man im Steinbachtal künftig noch unbehelligt mit dem Bus fahren oder joggen könne, berichtete ein anderes Mitglied.

    Adams entkräftete die Bedenken und verwies auf den aktuellen Bedarf einer offenen Einrichtung für psychisch erkrankte Kinder, die mindestens 25 Jahre andauern werde. Andere Stimmen äußerten sich positiv. So berichtete eine Anwesende von Erfahrungen mit psychisch kranken Erwachsenen aus dem Agnes-Sapper-Haus in der Sanderau. Hier laufe es im nachbarschaftlichen Verhältnis zu den Bewohnern „wunderbar“.

    Hans Diehm von Verschönerungsverein Würzburg (VVW) nahm zum Planungsstand Stellung. Er berichtete, dass die Nutzungsänderung für die Unterbringung der Kinder im Waldhaus genehmigt sei. „Die Jugendhilfe ist der ideale Mietpartner für uns, weil wir nur wenige Einschnitte machen müssen“, so Diehm. Andere Mieter würden viel größere Umbauten am Waldhaus wünschen und größere Investitionen des VVW erfordern.

    „Welche Gerüchte wären aufgekommen, wenn man im Steinbachtal frühzeitig vom Einzug der zurzeit im Waldhaus lebenden minderjährigen Flüchtlinge erfahren hätte?“ lautete eine weitere kritische Frage in die Runde. Das Miteinander zwischen den jungen Flüchtlingen und den Steinbachtalern sei problemlos. Dies bestätigte Peter Schidla, der pädagogische Leiter der beiden Wohngruppen im Waldhaus. Seine überaus positiven Erfahrungen mit vom Krieg zum Teil schwer traumatisierten Jugendlichen lassen darauf hoffen, dass die Bedenken der Steinbachtaler Anwohner im Idealfall in einer vorurteilsfreien Nachbarschaft zu den künftigen Bewohnern des Waldhauses münden.

    Die Vorstandswahlen bestätigten den Vorstand des rund 100 Mitglieder starken Bürgervereins in ihren Ämtern: 1. Vorstand Andreas Volpert, 2. Vorstand Uwe Mündlein und 3. Vorstand Beate Raab-Winter. Mündlein werde sein Amt aus gesundheitlichen Gründen dann abgeben, wenn ein Nachfolger gefunden ist, teilte Volpert den Anwesenden mit.

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