Geschätzt 300 Zuschauer säumten das Wettkampfgelände am Festplatz. Organisator und Kommentator Norbert Wegmann hatte alle Hände voll zu tun, das Publikum hinter den Absperrungen zu halten. Wie drückte es Piet Arlt (27 Jahre, 82 Kilogramm), Teamchef der Schottenrockträger von Crossfit Würzburg, aus: „Das ist hier fast so wie bei der Tour de France. Die Zuschauer sind ganz nah dran und wollen einen anfassen.“
Lokalmatador Alexander Schmitt (27 Jahre, 90 Kilogramm), Chef der Kraftmühle, und insgesamt schon dreimal Titelträger ergänzte: „Ich komme nur wegen meiner Fans her.“
Die Schottenröcke hatten sich die Muskelpakete als Erinnerung ans Herkunftsland ihrer Sportart ausgesucht: „Aus Schottland kommen ja so Wettkämpfe wie Holzstämme weitwerfen etc.“, erklärte der Schüler und Youngster Daniel Härter (20 Jahre, 105 Kilogramm), den Hintergrund für das spezielle Sportdress. Schotten jedenfalls hatte der Schwingerclub, unter diesem Künstlernamen trat Crossfit Würzburg auf, keine im Team.
„Aus Schottland kommen ja so Wettkämpfe wie Holzstämme weitwerfen. “
Daniel Härter Schwingerclub/Crossfit
Crossfit, die besondere Art des Kraftsports steht für vielseitiges Kraft- und Körpertraining, zu dem eben auch Spaßwettkämpfe wie der „Strong men Contest“ in Randersacker gehören. Wobei man das mit dem Spaß nicht so eng sehen darf. Denn natürlich setzen die Athleten alles daran, am Ende möglichst weit vorne zu stehen. Und das heißt unter der Regie von Wegmann und seiner Crew von den Gewichthebern der SG: Man muss sich wirklich quälen.
95 Kilogramm schwere Holzklötze in maximal zwei Minuten möglichst weit zu tragen, 125 Kilogramm schwere Gewichte mit 200 Kilogramm schweren Reifen um die Wette zu tragen beziehungsweise zu kullern oder 1,4 Tonnen in Form eines – zumindest schön anzusehenden Oldtimers samt Peter Schädel und Adi Stumpf, Gründungsmitglied der Gewichteber), drin zu ziehen – das kann man wohl schwerlich als Spaß bezeichnen.
„Die Prüfungen und die Leistungen in diesem Jahr müssen sich nicht verstecken hinter dem, was beispielsweise bei ähnlichen Veranstaltungen im Privatfernsehen gezeigt wird“, urteilte denn auch Organisator Wegmann. Möglich wurde die Steigerung, weil zum 25. Jubiläum nicht Leute aus der Gewichtheber-Szene und Teilnehmer aus dem Publikum angeworben wurden, sondern zwei geübte Teams gegeneinander antraten. Junge Männer also, die Crossfit regelmäßig als Hobbysport betreiben.
Keine Überraschung gab es an der Spitze der Einzelwertung: Julian Bickel (20 Jahre, 90 Kilogramm), Team Kraftmühle, schon 2014 stärkster Mann der Kirchweih, nahm auch 2015 Titel, Medaille und Pokal mit nach Hause. Gefolgt von Bastian Rudolf (24 Jahre, 96Kilogramm) und Andi Geiß (33 Jahre, 94 Kilogramm), beide Crossfit Würzburg.
„Die Zuschauer sind ganz nah dran und wollen einen anfassen.“
Piet Arlt Teamchef Crossfit Würzburg
Für die Überraschung sorgte hingegen der Ausgang des Mannschaftswettbewerbs: Mit dem einen Extramannschaftspunkt aus dem Tauziehen, das die Schottenröcke gewannen, und dem hauchdünnen Vorsprung von zwei Punkten eroberte sich Crossfit Würzburg den Sieg.
Wobei die Rockträger vom Fauxpass des zuvor Drittplatzierten Markus Boldwin (30 Jahre, 94 Kilogramm), Team Kraftmühle, profitierten. Der hatte sich beim Holz-Tragen den Stamm nicht richtig geschultert, so dass der Klotz schon nach wenigen Schritten (sechs Meter) auf dem Boden landete. Die Regeln erlaubten dem Unglücksraben nicht, das Buchenholz wieder hochzuheben und weiterzumachen.
Den fehlenden Metern und damit Punkten liefen die Teamkollegen des Biologielaboranten der Kraftmühle vergebens hinterher. Da nutzte es auch nichts, dass Bickel 184 Meter schaffte.